Inhaltsverzeichnis

Rothenburg unterm Hakenkreuz

Neben wichtigen Ergänzungen sind folgende Themen noch in Bearbeitung:

  • Die Geldinstitute in Rothenburg (erscheint in Kürze)
  • Kinderwagenfabrik
  • Hotel Eisenhut und seine Gäste von 1933 bis 1945

Damit sind alle wichtigen Bereiche in dieser Online-Dokumentation mit derzeit 476 Artikeln abgedeckt. Die Dokumentation wird aber mit ergänzenden Artikeln und Fotos weitergeführt!

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Thematische Ordnung: Über Rothenburg – Vor der Machtübernahme – Nach der Machtübernahme – Verwaltung – NSDAP und NS-Organisationen – Presse und Propaganda – Personen – Alltag – Tourismus und Verkehr – Kultur, Kunst und Mythos – Ehe und Familie – Euthansie und Zwangssterilisierung Erziehung, Schule und Sport – Unternehmer und Organisationen – Polizei und Justiz – Jüdisches Leben und Leiden – Religionsgemeinschaften und Kirchen – Kriegsgeschehen – Fremdarbeiter und Kriegsgefangene – Das Ende – Nach der Stunde Null – Nachkriegsjahre: Wiederaufbau und Wiedergutmachung – Kriegsspuren heute – Chronologie – Umgang mit der Vergangenheit / Ereignisse und Kommentare aus heutiger Sicht

  • In der Rubrik „Personen“ sind auch Artikel eingestellt, die thematisch anderen Rubriken zugehörig sind, das Thema des Artikels aber wesentlich mit einer Person verbunden ist.
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Aktuell neu hinzugekommene Texte
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Über Rothenburg ob der Tauber

Rothenburg ob der Tauber – Romantiker küssten die mittelalterliche Stadt aus dem Dörnröschenschlaf, seitdem überrennen Touristenscharen Gassen und Plätze. Ein Blick in die Geschichte

Literaten und Dichter entdeckten Rothenburg immer wieder neu. Heute gibt es erfreuliche Tabubrüche. Der Versuch eines unvollständigen Überblicks des Schöngeistigen

Vor der Machtübernahme

Martin Weigels viel gelobte „Rothenburger Chronik“ von 1923 verschweigt mittelalterlichen Judenmord und die Existenz einer jüdischen Gemeinde in neuer Zeit gänzlich

In „Das alte Rothenburg ob der Tauber“ vernachlässigt Paul Heinrich 1926 den jüdischen Teil der Rothenburger Geschichte und lässt die jüngste jüdische Gemeinde ganz weg

Konstantin von Gebsattels Antisemitismus im Schutz- und Trutzbund – Kleist-Zitat: „Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt Euch nach den Gründen nicht!“

Antisemitismus in Rothenburg: 1920 wurde die Synagoge in der Herrngasse mit Hakenkreuzen beschmiert – Damals als „Lausbubenstreich“ hingestellt

Franken war der braunste Fleck im Reich. Schon 1924 wählten in Coburg fast 53 Prozent die NSDAP

Die Deutsch-Mexikanerin Andrea Ellendt rief Anfang der 1920er-Jahre in ihren Versammlungen in Franken zur Gewalt gegen Juden auf – auch in Rothenburg und Schillingsfürst

„Reichsflagge“, „Reichskriegsflagge“, „Altreichsflagge“ und andere rechtradikale und antisemitische Verbände in Franken und Rothenburg ob der Tauber

In Rothenburg stieg die Zustimmung zum Nationalsozialismus stetig an. Von der sozialdemokratischen über die rechtskonservativen zur nationalsozialistischen Vorzeige-Stadt

Schwerpunkt der „Hitlerbewegung“ war nach 1923 Mittel- und Oberfranken – Brückenfunktion zwischen Braunem Haus in München und Reichskanzlei in Berlin

„Wesentlich war, daß der Nationalsozialismus Sieger bleiben musste … Die starke Versammlungstätigkeit verschlang große Mengen Propagandamaterial“ – Aus der NSDAP-Chronik 1929

Entwicklung der SA in Franken 1930 bis 1933: Braunhemden bewaffneten sich heimlich und illegal und wurden so zu einer starken paramilitärischen Organisation der NSDAP

Saalschlacht im Hotel „Bären“ zwischen Sozialdemokraten und SA ging 1929 in die Stadtgeschichte ein

Der gewählte Weg in die Diktatur – Wahlen vor dem Ende der Weimarer Demokratie stärkten die NSDAP, Politik und Presse zogen daraus falsche Schlüsse

Horst Wessel – sein kurzes Leben und sein langlebiges Lied: Wie die Propaganda seine Lebensgeschichte zum NS-Mythos verklärte und das Lied noch heute in den Köpfen herumspukt

Nach der Machtübernahme

Rothenburg im Jahr 1933 – Mit der Machtübernahme änderte die Stadt auch optisch ihr Gesicht: Hakenkreuzfahnen, braune Uniformen, Fackelzüge und das übliche NS-Gedröhn

„Du kehrst mit eisernem Besen aus / Und schaffst allen Urrat raus, / Die Gauner und die Taugenichts / Und was sonst faul und ranzig ist“ – Gedichte von Rothenburgern in der Zeitung 1933

„SA-Mann Brand“ – Eine Szene dieses Films von 1933 wurde in Rothenburg gedreht. Propagandaminister Joseph Goebbels kanzelte den Film als „nationalen Kitsch“ ab

Blick nach Bossendorf: SA- und SS-Männer aus Rothenburg verprügelten im Mai 1933 brutal Einwohner. Danach mussten die Nazis ihre Uniformen abgeben

Das Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei sowie zum Schutz der Parteiuniformen vom 20. Dezember 1934 – Heimtückegesetz

1. Mai 1933: Hitler-Eiche im Burggarten als Gelöbnis, stets dem Führer zu folgen – Danach ein Festzug der „nationalen Arbeit“ und der Vereine durch die Straßen der Stadt auswählen

Die Eiche –Symbol für Treue, Standfestigkeit, nationale Einheit und die „neue Zeit“. Hitler-Eichen und Linden in und rund um Rothenburg: in Diebach, Ohrenbach, Windelsbach und anderen Dörfern

Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole 1933: Warnung der Politischen Polizei, geschmacklosen Hakenkreuz-Kitsch weiter zu produzieren und zu verkaufen

„Ariernachweise“ bestimmten die Karriere, richteten auch über Leben und Tod. Die Kirchen leisteten dem Regime Amtshilfe

Verwaltung und Partei

Gaue der NSDAP waren im Deutschen Reich „Hoheitsgebiete“ und die Gauleiter einflussreich, weil sie Adolf Hitler persönlich oft nahestanden

Der NSDAP-Gau Franken

Aufteilung der NSDAP unterhalb der Gaue – Kreisleiter, Ortsgruppenleiter, Zellenleiter, Blockleiter

Ehrentafel der Alten Kämpfer und Kämpferinnen der NSDAP in Rothenburg – wo hing sie?

Erinnerung des Sohnes an Ludwig Siebert: Sie geben Einblicke in das konkurrierende und intrigante Machtverhältnis von Staat und Partei

Rothenburger Landrat Meißner 1937 in sein Amt eingeführt: Bestleistungen können nur erzielt werden, wenn Beamte in das nationalsozialistische Ideengut eindringen

Who’s who im nationalsozialistischen Rothenburg o. d. Tauber

Rothenburg machte Hitler, Hindenburg, Siebert und Streicher zu Ehrenbürgern – 1933 kam es zum Wettlauf der Städte um die Gunst des Reichskanzlers und seiner Paladine

Gleichschaltung I: Mit Sieg-Heil und Begeisterung ließen sich Vereine im Sinne der NS-Ideologie gleichschalten – Mitglieder mussten arischer Abstammung sein

Gleichschaltung II: Schützengilde hisste mit Stolz ihre eigene Hakenkreuzfahne – Ziegenzuchtverein löste sich auf auswählen

Zwischen NSDAP und Staat gab es einen von Hitler gewollten Kompetenzwirrwarr, doch die Partei war mächtiger. Struktur der Nazi-Partei, der 64 Prozent der Rothenburger angehörten

Mit Pathos, Pomp und Ludwig Siebert wurde desse „Ehrenmal der nationalsozialistischen Bewegung“ im Burggarten mit „Heil Hitler Heil Siebert!“ enthüllt – 1945 Müll der Geschichte

Über 30 Nazis aus Stadt und Landkreis Rothenburg – darunter Bauern, Handwerker, Arbeiter – schmückten sich mit dem „Goldenen Ehrenzeichen der NSDAP“

Wilhelm Stegmann – Gründer der NSDAP-Gruppe Rothenburg und SA-Führer „Gausturm Franken“ geriet 1933 in Ungnade, kam ins KZ und fiel 1944 in einem SS-Strafregiment

Sondergericht (3): Das Ende einer SA-Karriere. Wilhelm Stegmann aus Schillingsfürst legte sich 1933 mit der SA und dem Frankenführer Streicher an. Hitler ließ ihn fallen

Für den NS-Bürgermeister Friedrich Schmidt gab es 1945 kaum eine Zäsur. Er blieb seiner Gesinnung treu und saß 1952 wieder im Stadtrat – für die rechte „Deutsche Gemeinschaft“

NSDAP-Kreisleiter Friedrich Mägerlein (1): Über seine Amtszeit von 1932 bis 1934 ist wenig bekannt. War er in die Polit-Affäre mit Wilhelm Stegmann verstrickt?

NSDAP-Kreisleiter Karl Zoller (2): Mit der Machtergreifung zog er als „Alter Kämpfer“ in den Stadtrat ein, wurde stellvertretender Bürgermeister und bekam die Bürgermedaille

NSDAP-Kreisleiter Karl Steinacker (3): Ein aktiver Parteisoldat Hitlers in Dinkelsbühl und Rothenburg, der an der Ostfront kämpfte und dem Fensterscheiben eingeworfen wurden

NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Seitz (4): Fast zwei Jahre lang war er in Rothenburg, gleichzeitig auch in Ansbach – gewalttätig und rücksichtslos

NSDAP-Kreisleiter Erich Höllfritsch (5): In den letzten Monaten des Krieges wusste er mit Drohungen, Durchhalteparolen und Lügen gut umzugehen

Hans Promm, Hauptlehrer, alter Kämpfer, SA-Sturmbannführer und NSDAP-Kreisredner in Leuzenbronn, „hämmerte Pflichten und Aufgaben in die Herzen und Hirne“

Weil Stadtkantor Hans Feige gegen des Anschluss Österreichs stimmte, wurde ihm von Bürgermeister Friedrich Schmidt das Betreten städtischer Gebäude verboten und der Titel entzogen

Die Wehrpflicht: Für die geheime Mobilmachungsvorbereitung wurden 1937 in Rothenburg 44 Beamte und Angestellte der Stadt im Kriegsfall für „unabkömmlich“ gestellt

Mit Trommeln und Fanfaren, mit wehenden Fahnen und schwülstigen Reden, mit kernigem Siegheil wurde 1936 das NSDAP-Kreishaus in der Herrngasse eröffnet

Ortsgruppenleiter und Lehrer Fritz Götz ohrfeigte auf offener Straße die Haushaltshilfe der jüdischen Familie Wimpfheimer und beschimpfte sie als „Judenmatz“

Rothenburgs SA-Sturmbann III/19 stets „einsatzbereit für die Sache des Führers“. Gewalttätigkeiten an der Tagesordnung – doch: „Der Herrgott hat das Werk des Führers gesegnet!“

„Dankopfer der Nation“ – Führer-Schulungstagung der SA-Gruppe Franken in Rothenburg ob der Tauber

Das Deutsche Rote Kreuz während des Nationalsozialismus – willfährig dem Regime gedient, das Internationale Rote Kreuz getäuscht und der SS Millionenkredite gegeben

Rothenburger NS-Kreisfrauenschaft: Ideologische Schulung durch Verklärung und Mythologisierung des Muttertums

Trommler, Träumer und Betrogene – Die Hitlerjugend war ein Geschenk für den Führer

Reichsparteitag Nürnberg 1934: Des Führers Auge ruhte einige Sekunden auf dem Rothenburger Hitlerjungen Helmut Jelden, der ihn in seine Heimatstadt Rothenburg einlud

Rothenburgs Hitlerjugend-Bann 308 – Kriegsspiele, Tanz und Gesang: „Wir stehen als geschlossener, junger, brauner Block und kämpfen, wenn der Führer ruft!“

Rothenburger Hitlerjungs mussten 1945 in die „Glocke“ zur Musterung: Einberufung zum HJ-Streifendienst der Waffen-SS und Üben mit der Panzerfaust

Prügelei zwischen zwei Fähnlein der Rothenburger Hitlerjugend auf dem Marktplatz – Erinnerungen eines damals Neunjährigen, der unbedingt in die Hitlerjugend wollte

Eine von drei Reichsmodellbauschulen des NS-Fliegerkorps befand sich in Rothenburg – Hitler: Jugend auf den Luftkrieg vorbereiten

Im Sinne des Nationalsozialismus wurden Städte mit Ehrentiteln ausgezeichnet

Im Reichsarbeitsdienstlager 6/282 Rothenburg ob der Tauber „Herzog Friedrich von Rothenburg“ hieß es „Stillgestanden!“ – dann klapperten die Spaten

Arbeitsdienstlager für die weibliche Jugend 1938 im Siechhaus eröffnet. Kreisleiter Karl Steinacker: Eine gewaltige Aufgabe – von der Idee des Nationalsozialismus erfüllt

Als Arbeitsmaid des Reichsarbeitsdienstes 1944 im Lager Siechhaus. Elisabeth Schaible: „Es war meine schönste Zeit, einmalig wunderschön und unvergesslich!“

Nürnberger NSDAP-Reichsparteitage brachten viele Besucher nach Rothenburg – Die Veranstaltungen waren Meisterwerke der Propaganda

Zehn Jahre NSDAP: Rothenburger legten in Zellenabenden ein „Bekenntnis zum Nationalsozialismus“ und zu dem „von Gott geschickten Führer“ ab

Mit Pathos, Pomp und Propaganda feierte die Rothenburger NSDAP ihren zehnjährigen Kampf – auch mit einer Ausstellung. Die Zeitung schrieb: Eine von Gott gestellte heilige Aufgabe

Kinderlandverschickung löste etliche Probleme: 2,5 Millionen Kinder kamen aus arbeitslosen Familien und während des Kriegs in bombenfreie Gebiete – auch nach Rothenburg

Mit der „Adolf-Hitler-Freizeitplatzspende“ kamen immer wieder Parteileute nach Rothenburg und wurden mit Sieg Heil und dem üblichen NS-Tamtam bevorzugt empfangen

Fürsorge und Wohlfahrt: Spenden für das Winterhilfswerk in Rothenburg waren nicht immer freiwillig. Rassische Maßstäbe beim NSV-Hilfswerk „Mutter und Kind“

Die Volkswohlfahrt: Spenden – befohlene Opferbereitschaft für Notleidende und den Krieg. Gesammelt wurden Knochen, Tee, Metall, Kräuter, Textilien, Ähren, Flaschen, Eicheln, Abfall

Das Winterhilfswerk – Spenden für den Staat, die Armen und für die frierenden Soldaten im Osten

NS-Reiseveranstalter „Kraft durch Freude“ organisierte den Massentourismus und schickte Sonderzüge und Busse aus dem ganzen Reich nach Rothenburg

„Kraft durch Freude“-Urlaube sollten die volkswirtschaftliche Produktion ankurbeln und dienten dem inneren Arbeitsfrieden – Ideologisierter Massentourismus und geplanter „KdF-Wagen“ fürs Volk

SA-Stabschef Ernst Röhm 1933 in Rothenburg – Heinrich Himmler war dabei, dessen SS-Todeskommandos zehn Monate später Röhm und seine SA-Führer ermordeten

Die „Röhm-Affäre“ – Forderungen der SA stürzte das „Dritte Reich“ in eine tiefe Krise

SS-Verein Lebensborn – Ledige Mütter mussten „den Zuchtkriterien der SS entsprechen“ – In Ansbach gab es die nächsten beiden Kinderheime

Die NSDAP trimmte auf ihren Ordensburgen begeisterte junge und auserwählte Nationalsozialisten zur künftigen Partei-Elite. Der Rothenburger Ordensjunker Edwin Böhm war dabei

Sinti und Roma: Was mit der Ausgrenzung begann, endete mit Völkermord. Bis zu 500.000 Menschen fielen dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer

Adolf Hitler – Massenmörder und Multimillionär, Steuerbetrüger und Steuerverschwender

Liebesschwüre an Adolf Hitler: „Du süßestes herzensbestes Lieb, mein Einziges … möchte Dich vor lauter Lieb’ auffressen.“ – Ein Mosaik personifizierter Geschichte

Personen

Beyerlein. Parteigenosse im Widerstand: Georg Beyerlein stellte sich auf die Seite von misshandelten jugoslawischen Kriegsgefangenen in Geslau und wurde aus der Partei ausgeschlossen

Bi. Franz Bi – Architekt, Ingenieur, Kunstmaler, Filmarchitekt und künstlerischer Berater beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt

Bosl. Blick nach Ansbach: Der Student Robert Limpert wurde vor Einmarsch der Amerikaner aufgehängt. Ein Lehrer eignete sich dessen Widerstandstaten an und machte Karriere: Prof. Dr. Karl Bosl

Böhm. Die NSDAP trimmte auf ihren Ordensburgen begeisterte junge und auserwählte Nationalsozialisten zur künftigen Partei-Elite. Der Rothenburger Ordensjunker Edwin Böhm war dabei

Bröger. Wer steckt hinter dem Namen der Karl-Bröger-Straße? Ein von den Nazis vereinnahmter Dichter aus der Arbeiterbewegung

Buchner. SS-Sturmbannführer Hermann Buchner – Rothenburgs erster und einziger Ritterkreuzträger. Als Unsterblicher marschiert der tote Held bis zum Endsieg mit

Celan. Paul Celans „Todesfuge“ thematisiert den Holocaust – Sein Gedicht spricht das Unaussprechliche aus, wurde dennoch als Fußballspiel umgedichtet und 2010 in Rothenburg vorgetragen

Dippold. Hans Dippold – Regierungspräsident von Mittel- und Oberfranken war willfähriges Werkzeug des Frankenführers Streicher

Doerdelmann. Mit dem in Rothenburg herausgegebenen „Israel-Forum“ trug Bernhard Doerdelmann schon früh zu Veränderungen und zur Versöhnung bei – und setzte sich Angriffen aus

Ellendt. Die Deutsch-Mexikanerin Andrea Ellendt rief Anfang der 1920er-Jahre in ihren Versammlungen in Franken zur Gewalt gegen Juden auf – auch in Rothenburg und Schillingsfürst

Emmerling. Michl Emmerling: Sein Leben war vor 1933 und nach 1945 von einem ununterbrochenen sozialdemokratischen Engagement für Menschen und das Menschliche geprägt

Fink. Fritz Fink – Nürnberger Stadtschulrat stand Julius Streicher nahe und kooperierte mit Rothenburgs Antisemiten

Frank. „Deutsche Novelle“: Leonhard Frank verlegte das Verbrechen von 1904 nach Rothenburg und meinte damit den Nationalsozialismus und die Verantwortung der Deutschen

Friedle. Hochkomplizierter Fall John M. Friedle – Wie einem US-Bürger seine Häuser weggenommen wurde, wobei das Rothenburger Finanzamt arglistig getäuscht und betrogen hatte

Frör. Kurt Frör – Anfangs dem Nationalsozialismus zugetan, wehrte sich der in Rothenburg geborene Pfarrer in der Bekennenden Kirche gegen die Vereinnahmung durch den NS-Staat

Gebsattel. Konstantin von Gebsattels Antisemitismus sollte 1913 „Furcht und Schrecken in der Judenschaft“ auslösen – sein Mitstreiter zitiert Kleist: „Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt Euch nach den Gründen nicht!“

Gehringer. Fritz Gehringer, SS-Untersturmführer und Kompaniechef, kam ins Internierungslager Regensburg. Von der Lager-Spruchkammer amnestiert und 1947 entlassen

Gerum. Würzburger Gestapochef Josef Gerum war der grausamste. Er bewachte Hitler 1935 in Rothenburg und versagte 1939 beim erfolglosen Attentat im „Bürgerbräukeller“ München

Heer. Wilhelm Heer MdR – Der Rothenburger Nationalsozialist gehörte 1938 zu den brutalen Anführern der Synagogen-Zerstörung in Kitzingen

Helldorf. Wolf-Heinrich Graf von Helldorf, NSDAP-, SA-, SS-Karrierist, Berliner Polizeipräsident und Verschwörer des 20. Juli 1944 heiratete 1920 in Husarenuniform im Rothenburger Rathaus

Hildebrandt. Blick nach Bad Windsheim: Die Hildebrandts waren eine nationalsozialistische Familie – Richard H. wurde 1948 in Nürnberg verurteilt und 1951 in Polen gehängt

Hitler. Adolf Hitler – Massenmörder und Multimillionär, Steuerbetrüger und Steuerverschwender

Hofmann. Franz Johann Hofmann – SS-Mörder von Dachau und Auschwitz in Rothenburg entnazifiziert: 20 DM Geldbuße

Hofmann. Hans Georg Hofmann – Blutordensträger war 1933 bis 1934 Regierungspräsident von Mittel- und Oberfranken

Hofmann. Moses Hofmann, Lehrer am Gymnasium und an der Realschule, prägte 50 Jahre lang die jüdische Gemeinde in Rothenburg

Höllfritsch. NSDAP-Kreisleiter Erich Höllfritsch (5): In den letzten Monaten des Krieges wusste er mit Drohungen, Durchhalteparolen und Lügen gut umzugehen

Holz. Karl Holz, NSDAP-Mitglied Nr. 77 und Franken-Gauleiter ab 1944, befehligte den Volkssturm und starb an Hitlers Geburtstag 1945 im Polizeipräsidium Nürnberg

Holzschuher. Wilhelm Freiherr von Holzschuher bekam seine Schulbildung in Rothenburg. Er machte Karriere in der Partei und SS

Hörner. Oberbürgermeister Friedrich Hörner – Er legte vor 70 Jahren das Fundament für Demokratie und Wiederaufbau der Stadt

Kann. Alexander Kann: seine Bank, seine Familie, seine Geschäfte – Ein Lebensweg von Oberzell über Rothenburg ob der Tauber, Sandhausen, Essen und Paris bis Auschwitz

Kößer, Betty. Die 20-jährige Betty Kößer bekannte sich zu ihrem christlichen Glauben, wurde verurteilt, verlor ihren Arbeitsplatz in der Rothenburger Volksbank und beging in Berlin Suizid

Knab. Armin Knab sprach als Amtsrichter in Rothenburg 13 Jahre lang Recht, komponierte schon immer Lieder und wurde im NS-Staat Professor für Musiktheorie und Komposition in Berlin

Kraußer. Friedrich Wilhelm Ritter von Kraußer: In Rothenburg zur Schule gegangen und 1934 in Berlin als SA-Obergruppenführer von der SS erschossen

Lauterbach. Als Parteiloser wurde der ehemalige Nationalsozialist Dr. Erich Lauterbach 1952 Oberbürgermeister

Lill. Georg Lill – Denkmalpfleger, Kunstkenner und Berater beim Wiederaufbau der Stadt Rothenburg

Limpert. Blick nach Ansbach: Der Student Robert Limpert wurde vor Einmarsch der Amerikaner aufgehängt. Ein Lehrer eignete sich dessen Widerstandstaten an und machte Karriere: Prof. Dr. Karl Bosl

Lindner. Georg Lindner – Als Kommunist 1933 in Schutzhaft und von 1938 bis 1945 im KZ Dachau. Erster Vorsitzender und Stadtrat der Rothenburger Nachkriegs-KPD

Mägerlein. NSDAP-Kreisleiter Friedrich Mägerlein (1): Über seine Amtszeit von 1932 bis 1934 ist wenig bekannt. War er in die Polit-Affäre mit Wilhelm Stegmann verstrickt?

McCloy. US-Präsidentenberater John Jay McCloy rettete Rothenburg vor der totalen Zerstörung und wurde deshalb Ehrenbürger

Meiser. Bayerischer Landesbischof Hans Meiser 50 Jahre nach seinem Tod als Antisemit in den Brennpunkt gerückt – Heftiger und lang anhaltender Streit um Benennung von Straßen

Meißner. Rothenburger Landrat Meißner 1937 in sein Amt eingeführt: Bestleistungen können nur erzielt werden, wenn Beamte in das nationalsozialistische Ideengut eindringen

Memmel. Linus Memmel – Der gebürtige Rothenburger Jurist wollte als Bundestagsabgeordneter die Todesstrafe wieder einführen. Das politische Raubein scheiterte kläglich

Müller. Katholische Gemeinde St. Johannis: Pfarrer Wolfgang Müller war den üblichen Drangsalen der NS-Behörden ausgesetzt – In der Kirche verlas er den gefälschten Möldersbrief

Münchmeyer. Ludwig Münchmeyer aus Borkum, Pfarrer und NSDAP-Redner, hielt im Kaisersaal eine antisemitische Rede und appellierte an Rothenburgs Parteigrößen, Neid, Missgunst und Zwietracht endlich verschwinden zu lassen

Nerreter. Paul Nerreter: Nachkriegs-Landrat in Rothenburg und danach Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium. Sein Credo: „Errichtung einer gerechten Ordnung“

Obernitz. Hanns Günther von Obernitz – Der SA-Gruppenführer lobte die Rothenburger SA als Kämpfer für die Idee des Führers

Oertel. Die Stadt, der Bildhauer, die Partei: Johannes Oertel arbeitete für das NS-Regime und genoss die Protektion des bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert

Oerter. Zeitzeugen erinnern sich – Rolf Oerter begann als Pimpf in der HJ, erlebte das Kriegsende in russischer Gefangenschaft und wurde nach Rückkehr Kommunalpolitiker in Rothenburg

Promm. Hans Promm, Hauptlehrer, alter Kämpfer, SA-Sturmbannführer und NSDAP-Kreisredner in Leuzenbronn, „hämmerte Pflichten und Aufgaben in die Herzen und Hirne“

Röhm. Die „Röhm-Affäre“ – Forderungen der SA stürzte das „Dritte Reich“ in eine tiefe Krise

Rößler. Ein SS-Standgericht verurteilte den Rothenburger Johann Rößler in seiner Heimatstadt wegen Defätismus zum Tode – Exekution in Dunkelheit auf dem Friedhof

Die Rehabilitierung kam spät – 2015 würdiges Gedenken an den 1945 als Deserteur erschossenen Johann Rößler

Schemm: Lehrer, Gauleiter von Oberfranken, Gründer des NS-Lehrerbundes, bayerischer Kultusminister

Schmidt. Für den NS-Bürgermeister Friedrich Schmidt gab es 1945 kaum eine Zäsur. Er blieb seiner Gesinnung treu und saß 1952 wieder im Stadtrat – für die rechte „Deutsche Gemeinschaft“

Schütz. Wegen der antisemitischen Vergangenheit des Rothenburger Heimatforschers Martin Schütz benannte Straße in Schnaittach wurde erst 2010 umbenannt. „Vom Sockel gestürzt“ schrieb die Lokalzeitung

Seitz. NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Seitz (4): Fast zwei Jahre lang war er in Rothenburg, gleichzeitig auch in Ansbach – gewalttätig und rücksichtslos

Siebert. Ludwig Siebert – Nationalsozialist und Menschenverächter: Noch immer ist nach dem bayerischen Ministerpräsidenten in Rothenburg eine Straße benannt

Erinnerungen des Sohnes an den Vater Ludwig Siebert, bayerischer NS-Ministerpräsident und immer noch der Namensgeber einer Straße in Rothenburg, wo er einst Bürgermeister war

Rothenburgs Trauer um den Ehrenbürger Ludwig Siebert, den „vorbildlichen Nationalsozialisten der Tat“ und „altbewährten Kämpfer Adolf Hitlers“

War die Wiederbenennung der Oberen Bahnhofstraße 1955 nach Ludwig Siebert „selbstverständliche Ehrenpflicht“? Er war aktiver Nationalsozialist, NS-Ministerpräsident und hoher SA-Führer – Ein einmaliger Vorgang!

Der letzte Nazi verschwindet 2015 von den Straßenschildern in Rothenburg – Chronologie und Dokumentation einer längst überfälligen Umbenennung

Siebert. Friedrich Siebert, Sohn des NS-Ministerpräsidenten von Bayern und früheren Rothenburger Bürgermeisters, machte Karriere in der SS und Verwaltung

Simon. Blick nach Brettheim I: In den letzten Kriegstagen ließen SS-Schergen Zivilisten hinrichten. Nachkriegsgerichte waren noch der NS-Vergangenheit verhaftet

Soldner. Georg Soldner – Landwirt, Hufschmied, Bürgermeister, NSDAP-Landtagsabgeordneter, Kreisbauernführer, Gauredner, SS- und SA-Mitglied und letztlich doch nur „Mitläufer

Stegmann. Wilhelm Stegmann – Der Gründer der NSDAP-Ortsgruppe Rothenburg und SA-Führer „Gausturm Franken“ geriet 1933 in Ungnade, kam ins KZ und fiel 1944 in einem SS-Strafregiment an der Ostfront

Streicher. Julius Streicher – der „Frankenführer“, korrupter Machtmensch und „Stürmer“-Herausgeber, sah in Rothenburg eine nationalsozialistische Vorzeigestadt

Steinacker. NSDAP-Kreisleiter Karl Steinacker (3): Ein aktiver Parteisoldat Hitlers in Dinkelsbühl und Rothenburg, der an der Ostfront kämpfte und dem Fensterscheiben eingeworfen wurden

Sturm. Mordkomplott: Alliierter Flieger mit dem Spaten erschlagen. Der Rothenburger Nazi und Feldwebel Georg Sturm war dabei – US-Militärgericht 1948: „Death by hanging“ 

Uebelhoer. Friedrich Uebelhoer – Ein Rothenburger machte Karriere und ging in die NS-Geschichte als Polenhasser und Mörder ein. 1945 verschwand er spurlos

Unbehauen. Ernst Unbehauen – Seine NS-Verstrickung und antisemitischen Hetz-Plakate wirkten sich für ihn nach 1945 nicht negativ aus. Doch ist er ein Stück umstrittener  Rothenburger Kulturgeschichte

Oberbürgermeister ließ ein städtisches Blumengebinde vom Grab des im NS-Antisemitismus verstrickten Künstlers wieder entfernen. Ein Essay zur öffentlichen Debatte um Ernst Unbehauen

Weigel. Pfarrer Dr. Martin Weigel: In Rothenburg ein verdienstvoller Chronist und Heimatforscher, in Nürnberg Diener der Nazis – Ein Stück mittelfränkische Kirchengeschicht

Wessel. Horst Wessel – sein kurzes Leben und sein langlebiges Lied: Wie die Propaganda seine Lebensgeschichte zum NS-Mythos verklärte und das Lied noch heute in den Köpfen herumspukt

Wintermeier. Erich Wintermeiers „Braune Kompanie“ – Komponist wohnte von 1944 bis 1955 am Marktplatz

Wirsching. Hans Wirsching – ein pflichtversessener Stadtamtmann und Diener der nationalsozialistischen Gewalt, ein Kümmerer und Arisierer zugleich, ein Ehrenbürger aber kein „Retter der Stadt“

Zoller. NSDAP-Kreisleiter Karl Zoller (2): Mit der Machtergreifung zog er als „Alter Kämpfer“ in den Stadtrat ein, wurde stellvertretender Bürgermeister und bekam die Bürgermedaille

Alltag

NS-Alltag: Erheblicher Anstieg der Lebenshaltungskosten im Deutschen Reich 1933-1937

Statistiken Stadt und Landkreis Rothenburg 1933/1939

Eröffnung des Waldschwimmbads im Siechenwäldchen 1935: Stadtnähe, Kabinen für 2.000 Personen, Liegewiese, Spielplatz und Bewirtung, Schwimm- und Planschbecken

An einem sonnigen Sonntagmorgen im Mai 1936 verdunkelte sich der Himmel und es prasselten Hagelkörner in der Größe von Hühnereiern auf die Stadt und das Land

Der gefräßige Kartoffelkäfer stand stets im Blickfeld politischer Sabotage. In Reih’ und Glied mussten Schüler sie auf den Äckern sammeln – vor 1945 und danach

Kurznachrichten aus dem Alltag in Rothenburg: Selbstmorde, Wetterbericht, Unfälle, Radioprogramm, Gefängnisausbruch, prominente Besucher, Kartoffeleinsäuerung für Schweine u. a.

„Meldungen aus dem Reich“ berichteten über die Stimmung im Land – Ein Netz von Spitzeln schaute dem Volk aufs Maul

NSDAP-Kreispropagandaleiter Seyfried schrieb für die Kreis- und Gauleitung Lageberichte über die Stimmung in Rothenburg – ein Beispiel vom 22. April 1943

Luftschiff „Graf Zeppelin II“ tauchte 1938 über Rothenburg auf, drehte eine Schleife und verschwand nach Nordosten

Presse und Propaganda

Der Verlag Schneider hat den Kaiser, zwei Kriege, Weimar und Hitler überstanden – und behauptet sich in der demokratischen Gegenwart

Der „Fränkische Anzeiger“ im Dienst des Nationalsozialismus. Aufgeblähte Worthülsen bestimmten die Berichtserstattung – Eine Betrachtung mit kommentierenden Einsprengseln

Konnte Pressefreiheit im Nationalsozialismus funktionieren? Gar nicht! Es gab tägliche Anweisungen aus dem Berliner Reichspropagandaministerium auswählen

Neubeginn des „Fränkischen Anzeigers“ in einer Atmosphäre des „Vergebens und Vergessens“ am 1. September 1949

„Die Linde“: Seit über 100 Jahren Heimatbeilage des Fränkischen Anzeigers. Unter Redaktionsleitung von Dr. Schütz wurden auch antisemitische Beiträge veröffentlicht

Propaganda, wenn hochrangige Besucher kamen: Hitler, Ley, Hess, Himmler, Göring, Frick und andere – Lokalzeitung pflegte das NS-Gedankengut

Julius Streicher – der „Frankenführer“, korrupter Machtmensch und „Stürmer“-Herausgeber sah in Rothenburg eine nationalsozialistische Vorzeigestadt

„Der Stürmer“ – antisemitisches und pornografisches Hetzblatt denunzierte und drohte. In Rothenburg war es dominierende Lektüre in Schulen

„Völkischer Beobachter“ – Mit hoher Auflage und niedriger Qualität das tägliche „Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung“ erschienen

Die jahrelang im NS-Reich verwendete gotische Fraktur-Schrift war plötzlich „jüdisch“. Sie wurde 1941 durch die lateinische Antiqua ersetzt

A. Hitlers „Mein Kampf” – Wegen des menschenverachtenden Inhalts bleibt der angemessene Umgang mit der Schrift für den liberalen Rechtsstaat eine Herausforderung

Hitlers „Mein Kampf“ erstmals neu aufgelegt. Nach 70 Jahren eine kritische Edition zur historisch-politischen Aufklärung und Auseinandersetzung

Nationalsozialistisches Propaganda-Deutsch: abgemeiert und entartet, verjudet und versippt, vergast und verreichlicht

Wegen der antisemitischen Vergangenheit des Rothenburger Heimatforschers Martin Schütz wurde die nach ihm benannte Straße in Schnaittach 2010 umbenannt

Fritz Fink – Nürnberger Stadtschulrat stand Julius Streicher nahe und kooperierte mit Rothenburgs Antisemiten

Ludwig Münchmeyer aus Borkum, Pfarrer und NSDAP-Redner, hielt im Kaisersaal eine antisemitische Rede und appellierte an Rothenburgs Parteigrößen, Neid, Missgunst und Zwietracht endlich verschwinden zu lassen

Tourismus und Verkehr

Das nationalsozialistische Feierjahr (I): Politische Erinnerungsfeste, religiös verbrämter Kult, Erntedank, Feuer, Fackeln und Führers Geburtstag, propagandistisch benutztes Brauchtum

Das nationalsozialistische Feierjahr (II): Die Stadt als „glückliche Insel“ im Fasching, der Schäfertanz als Botschafter des Regimes, das Fest der Sommer- und der Winterwende

Aus dem 30. Januar 1933, dem Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, machte die NS-Propaganda einen Gedenktag der „Machtergreifung“ und feierte ihn mit Pomp und Lügen

Ein Wochenende im Februar 1937 war Rothenburgs Höhepunkt des Faschings und unterm Schlachtruf „Obelei, obelei!“ eine „Glückliche Insel“. Juden durften sich öffentlich nicht zeigen!

Erntedankfest-Umzug 1935: Bei diesem Umzug schien alles auf Beinen und Rädern zu sein, was laufen und fahren konnte

Inszenierte Empfänge propagandistischer Massen-Besuche mit Musik, Fahnen und „Sieg Heil“-Reden: 1.400 auslandsdeutsche Jugendliche und 800 Sudetendeutsche – zwei Beispiele

Ausländische Touristen besuchten Rothenburg nach wie vor. Tagung des Landesverbands der bayerischen Hotels sollte die Wirtschaft verbessern

Adolf Hitlers überraschender Besuch 1935 – So wie er kam, war er nach einer Stunde wieder weg – nur gesättigt!

Im Goldenen Buch der Stadt gab sich die NS-Prominenz den Füllfederhalter in die Hand: Himmler und Göring, viele kleine und große Führer, Adelige und Militärs, Regierungspräsidenten und Gauleiter

Das vom bayerischen Ministerpräsidenten Siebert finanzierte „Hilfswerk Alt Rothenburg“ erneuerte marode Häuser, Mauern und Türme

Martin Weigels Stadtführer bejubelte in der „umgearbeiteten“ Auflage nach 1933 den Wiederaufstieg von Rothenburg durch Hitlers Nationalsozialismus

Reichsautobahnen – Autobahnen nach Osten dienten vielfältig auch dem geplanten Krieg

Kultur, Kunst und Mythos

Jahrestagung der Gesellschaft für fränkische Geschichte 1934: Oberbürgermeister Dr. Liebermann informierte die Historiker darüber, das Hitler vom Himmel gesendet wurde

Der Verein Alt-Rothenburg tut sich immer noch schwer, seine Tätigkeit während der NS-Zeit zu erforschen und frei von Relativierungen zu veröffentlichen – dies täte Not

Über das Vermächtnis des glühenden Nationalsozialisten und Rothenburger Historikers Martin Weigel, das er zwei Jahre vor seinem Tod dem Verein Alt-Rothenburg zugeeignet hat

Festspiel „Der Meistertrunk“ – NSDAP 1940: Nusch war bereits nationalsozialistisch gesinnt! Oberbürgermeister Hörner 1950: „Rothenburg ohne Festspiel nicht denkbar!“

Hans-Sachs-Gilde: Rothenburger Mimen brachten mit derben Bauernschwänken die Zuschauer zum Lachen. Vor, während und nach dem Krieg – bis heute

Verein Historischer Schäfertanz: Sie tanzten vor dem Bischof von Canterbury und vor Nazigrößen in Hamburg, wo Theodor Schletterer zum Tee bei Joseph Goebbels eingeladen war

NS-Kunstpolitik: Alles wurde kontrolliert – Malerei und Film, Theater und Architektur, Zeitungen und Bücher …

Wie die NS-Kulturpropaganda deutsche Dichter der Klassik für ihre Ideologie vereinnahmte und dafür Handlanger in Literatur und Wissenschaft fand (I): Goethe

Wie die NS-Kulturpropaganda deutsche Dichter der Klassik für ihre Ideologie vereinnahmte und dafür Handlanger in Literatur und Wissenschaft fand (II): Schiller

Wie die NS-Kulturpropaganda deutsche Dichter der Klassik für ihre Ideologie vereinnahmte und dafür Handlanger in Literatur und Wissenschaft fand (II): Kleist und Lessing

Das Hakenkreuz – vom frühasiatischen Glückssymbol über das germanische Sonnenrad zum Kennzeichen für Unterdrückung und Mord. Und andere NS-Symbolik

Deutsche Eiche: Die Blätter aufs Haupt und den Topf in die Hand der Olympiasieger 1936. Manche stehen als „Hitler’s oak“ noch in Saft und Kraft und gelten als „historisch bedeutsam“

Unter der aufgeblähten NS-Symbolik sollte die Blutfahne von 1923 „suggestiven Zauber“ vermitteln und damit der puren Propaganda dienen

NS-Ideologie: Das Schwein als Zeichen der arischen Kultur – Der Begriff Arier und die Nutzung im Dritten Reich

Die Nordische Gesellschaft – eine ideologisch völkisch-rassische Organisation der NSDAP mit Rothenburgs bürgerlicher Hautevolee

Heldenverehrung, Totenkult, Blut und Boden in der Mythologie und den erhöhten Ritualen der Nationalsozialisten. Rothenburgs Ortsgruppenleiter Götz sprach vom „Urquell von Blut und Rasse“

Nationalsozialisten ließen bei hedem Anlass singen – Lieder dienten der Indoktrination, der Vergöttlichung des Führers und förderten den Durchhaltewillen

Antisemitismus in nationalsozialistischen Liedern vor und nach 1933 – „Deutschland erwache! Volk ans Gewehr! Sie kämpfen für Hitler, für Arbeit und Brot! Juda den Tod!“

Das Lied als Anstiftung zum Judenhass – Das „Heckerlied“ und seine antisemitischen Varianten in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus und heute

„Heiliger Berg der Franken“ – Zum Hesselberg pilgerten jährlich braune Horden, um sich am Antisemitismus Julius Streichers zu ergötzen

Armin Knab sprach als Amtsrichter in Rothenburg 13 Jahre lang Recht, komponierte schon immer Lieder und wurde im NS-Staat Professor für Musiktheorie und Komposition in Berlin

Die Stadt, der Bildhauer, die Partei: Johannes Oertel arbeitete für das NS-Regime und genoss die Protektion des bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert

Ernst Unbehauen – Seine NS-Verstrickung und antisemitischen Hetz-Plakate wirkten sich für ihn nach 1945 nicht negativ aus. Doch ist er ein Stück umstrittener  Rothenburger Kulturgeschichte

Oberbürgermeister ließ ein städtisches Blumengebinde vom Grab des im NS-Antisemitismus verstrickten Künstlers wieder entfernen. Ein Essay zur öffentlichen Debatte um Ernst Unbehauen

Rothenburger Künstlerbund überstand die zwölf NS-Jahre als gleichgeschaltete NSDAP-Organisation

Hegereiterhäuschen wurde von der Reichskammer für bildende Kunst 1939 zum Erholungsheim für Künstler umgestaltet

Hitler sollte nach seinem Tod als Christus II. in der Gralsburg verschwinden – Über die missglückte NS-Religion

Weihnachten wurde ideologisch umgedeutet, am Baum hingen Hakenkreuzkugeln, Weihnachtslieder bekamen andere Texte und Hitler sollte als Weltenerlöser vergöttlicht werden

Ehe, Familie und Privates

Waren dem Nationalsozialismus die Ehe und Familie heilig? Nein! Uneheliche Mutterschaft von rassisch und erblich hochwertigen Frauen wurde gefördert

Nationalsozialisten sahen im Eherecht einen wichtigen Hebel, ihre Ideen von der „Rassenreinheit“ durchzusetzen

Sex unterm Hakenkreuz: Über das erstaunlich liberale Lustverständnis der ansonsten restriktiven Nationalsozialisten und was heute darüber geschrieben wird – ein Überblick

Mitte der 1930er-Jahre entstand die Heckenacker-Siedlung für bedürftige Familien und an der Schnitzleinstraße die „Kriegsopfer-Siedlung“ für Frontsoldaten

Euthanasie und Zwangssterilisierung

Euthanasie I: Approbierte Mörder im Arztkittel – Rund 260.000 geistig Behinderte wurden umgebracht – nach dem Krieg das große Verschweigen

Euthanasie II: Erfassung der geistig behinderten Kinder, ihre „Begutachtung“ und anschließende Tötung

Euthanasie III: Neuendettelsauer Pflegeeinrichtung im Griff der gnadenlosen T4-Aktion „Vernichtung lebensunwertes Lebens“ – rund 1.200 Patienten wurden getötet

Euthanasie IV: Der Rothenburger geistig behinderte Junge Bernhard, neun Jahre, kam 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Bruckberg. Ein Jahr darauf war er tot

„Auslese“ und „Ausmerze“ – Rund 500 Frauen wurden in der Erlanger Klinik der Zwangssterilisation und Zwangsabtreibung unterzogen – Thema 2003 beispielhaft aufgearbeitet

Zwangssterilisierung – Deutsches Ärzteblatt Herft 1/2 – 2007: Ächtung erst nach 74 Jahren aufgehoben (Auszug)

Erziehung, Schule und Sport

Schule im NS-Regime I: Hitlerjugend, Reichsarbeitsdienst, SA oder SS, Wehrmacht – Adolf Hitler: „Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!“

Schule im NS-Regime II: Rothenburg stimmte überwältigend für den Erziehungsgedanken des Führers – und somit für die „Deutsche Gemeinschaftsschule“

Schule im NS-Regime III: Eliteschulen zur Indoktrinierung der Jugend für den Krieg: „Nationalpolitische Erziehungsanstalten“ und „Adolf-Hitler-Schulen“

Schule im NS-Regime: Eine humanistische Bildung wurde als „undeutsch“ abgelehnt

Pädagogen schlossen sich schon früh der NSDAP an und übernahmen in der Partei Funktionen. Rothenburgs Lehrerschaft war überdurchschnittlich tiefbraun gefärbt

Hans Promm, Hauptlehrer, alter Kämpfer, SA-Sturmbannführer und NSDAP-Kreisredner in Leuzenbronn, „hämmerte Pflichten und Aufgaben in die Herzen und Hirne“

Klein Adolf zeigt es ihnen – Der zehnjährige Hitler im deutschen Gymnasial-Lesebuch

Erziehung im NS-Regime: Keine Kolonie friedsamer Ästheten, sondern trotzige Verkörperung männlicher Kraft – Auszug aus Hitlers „Mein Kampf“

Erziehung im Nationalsozialismus: Kinder mit antisemitischen Bilderbüchern gegen Juden aufgehetzt. Die Rothenburger Schülerin Gertrud Schubart empfand eine innere Ablehnung

Wie es dazu kam, dass wir Schulkinder „Juden raus!“ riefen. Eine Schulzeit in schwarzbrauner Jungmädel-Uniform, mit Drill und Liedern

Arische Idylle – Wie die Zeitschrift „Hilf mit!“ ab 1933 Schüler mit Nazi-Ideologie indoktrinierte. Eine Analyse

Ludwig-Siebert-Oberschule-Stiftung: Besonders würdige Schüler erhielten eine  Studienbeihilfe

Verordnung: Richtlinien zur Rassenkunde, 1935 – „Aufartung“ für den „Kampf um Lebensraum“ – Vererbungslehre und Rassenkunde im Unterricht

Der Sport im Nationalsozialismus: Ziel war das „Heranzüchten gesunder Körper“ – Die Leibeserziehung galt als das höchste Erziehungsgut

Der Sportplatz des „Turnvereins Rothenburg 1861“ an der Ansbacher Straße wurde im Mai 1933 eröffnet. Die Partei, SS und SA waren mit antisemitischen Aussagen dabei

Fußball-Club Rothenburg: Stadt beschlagnahmte auf Anordnung der NSDAP den Sportplatz und errichtete darauf Häuser. Nach dem Krieg wollte der Verein Entschädigung

Unternehmer und Organisationen

In Vorbereitung: Kinderwagenfabrik Haas und Saalmüller (keine Informationen)

In Vorbereitung: Hotel „Eisenhut“ (keine Informationen)

Polizei und Justiz

NS-Propaganda verpasste der Polizei ein falsches Image in der Öffentlichkeit: „Die Polizei, Dein Freund und Helfer“

Die märchenhaften Statistiken über Verbrechensbekämpfung zwischen 1933 und 1945 sind selbst ein großer Kriminalfall – Amnestien des Führers drückten die Zahlen nach unten

Die Polizei, dein Freund und Massenmörder. Für die Polizei gab es keine Stunde Null – sie konnte nach dem Krieg nahezu bruchlos weiterarbeiten

Stadtpolizei musste staatsabträgliches Verhalten und Vergehen gegen das Heimtückegesetz anzeigen sowie feststellen, ob vor dem Amtsgericht jemand seine Notdurft verrichtet hatte

Die Geheime Staatspolizei war an keinerlei Gesetze gebunden, konnte verhaften, foltern und verschleppen. – Für Rothenburg zuständig war die Gestapostelle Nürnberg-Fürth

Würzburger Gestapochef Josef Gerum war der grausamste. Er bewachte Hitler 1935 in Rothenburg und versagte 1939 beim erfolglosen Attentat im „Bürgerbräukeller“ München

Verfahren gegen Würzburger Gestapo-Beamte wegen Mordes, Freiheitsberaubung oder Massenerschießungen wurden meist eingestellt oder mit Freisprüchen beendet

Hochkomplizierter Fall John M. Friedle – Wie einem US-Bürger seine Häuser weggenommen wurde, wobei das Rothenburger Finanzamt arglistig getäuscht und betrogen hatte

Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei sowie zum Schutz der Parteiuniform vom 20. Dezember 1934 – Heimtückegesetz

Schutzhaft 1933: Schon in den ersten Wochen des NS-Regimes wurden im Reich Tausende Regimegegner und andere Missliebige verhaftet – auch in Rothenburg o. d. Tauber

Das Denunzianten(un)wesen wurde im NS-Alltag und im Krieg gefördert und kam zu voller Blüte – und blühte auch danach

Dr. med. Beck beschimpfte Männer des Reichsarbeitsdienstes als „Sauhunde“, weil sie sein rüppiges Autofahren behinderten: Schutzhaft und Strafprozess vorm Rothenburger Amtsgericht waren die Folge

Justiz I: Juristen demontierten als Handlanger des Regimes nach Recht und Gesetz Menschlichkeit und Gerechtigkeit und setzten nach 1945 ihre Karrieren fort

Justiz II: Auch im Amtsgericht wurde Recht so gesprochen, wie es die Nationalsozialisten vorgaben – Eine Beugung des Recht durch Verbeugung vor Adolf Hitler

Justiz III: Mord oder Totschlag? Wo Hitler heute noch präsent ist: auch in den Strafgesetzbüchern der Bundesrepublik

Justiz IV: Zivile Kriegsgerichtsbarkeit – Scharfe NS-Gesetze und gnadenlose Richter bedrohten das Alltagsleben mit Gefängnis, Zuchthaus, KZ und dem Fallbeil

Sondergericht Nürnberg (1): Durch nachdrückliche Strafgewalt sollten „unruhige Geister“ gewarnt oder auch beseitigt werden – Ein besonders brutales Instrument der NS-Herrschaft

Sondergericht (2): Blick nach Windsbach – Mitte 1933 kein Gnadenerlass vom bayerischen Justizministerium für den 70-jährigen jüdischen Pferdehändler Josef Bär

Sondergericht (3): Das Ende einer SA-Karriere. Wilhelm Stegmann aus Schillingsfürst legte sich 1933 mit der SA und dem Frankenführer Streicher an. Hitler ließ ihn fallen

Sondergericht (4): Siegmund Marx, jüdischer Lehrer, kam 1933 in Schutzhaft und sollte angeklagt werden. Er kam frei und ging nach Speyer

Sondergericht (5): Kritik am Lohnsystem des NS-Regimes brachte den 24-jährigen Rothenburger Waldemar Heldt 1936 für fünf Monate ins Gefängnis

Sondergericht (6): Johann Herrscher musste fünf Monate ins Gefängnis, weil er 1939 ein feindliches Flugblatt anderen zeigte und es nicht bei der Polizei ablieferte

Sondergericht (7): Prediger Konrad Christenn im Arbeiterbus Kirchenlieder gesungen – drei Monate Gefängnisstrafe

Sondergericht (8): Er bezweifelte 1941 in einer Schillingsfürster Gastwirtschaft die Erfolge der Wehrmacht in Russland, wofür er vier Monate Gefängnisstrafe bekam

Sondergericht (9): „Gehässig und hetzerisch“ mit staatsabträglichen Äußerungen den Glauben an den Sieg wankend gemacht – August Löschel 1941 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt

Sondergericht (10): Todesurteil für eine gewalttätig begangene homosexuelle Handlung mit Todesfolge am Toilettenhäuschen des Schillingsfürster Bahnhofs

Sondergericht (11): Rothenburger US-Bürgerin Sadie Walker nannte 1941 in einem Brief das Reich als Irrenhaus, schrieb von Mördern und Dieben sowie von Selbstmorden unter Juden

Sondergericht (12): Postfacharbeiter zu drei Jahren Zuchthaus für drei gestohlene Feldpostpäckchen verurteilt

Sondergericht (13): Fälle rund ums Schwein – Schwarzschlachtung und falsches Gewicht – Gefängnisstrafen und Freispruch

Sondergericht (14): Verunglimpfung des deutschen Grußes – 1944 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt – Wegen Verbreitung von Gerüchten junge Frau zehn Monate Gefängnis

Sondergericht (15): „Göring ist auch kein Gescheiter“ – dafür musste der Gastwirt Leonhard Schmidt 1945 fünf Monate ins Gefängnis. Und ein weiterer Fall aus Detwang

Sondergericht (16): Drei Fälle von Verbrechen bzw. Vergehen gegen die Kriegswirtschaftverordnung und Verbrauchsregelungsstrafverordnung – Geldstrafen und Zuchthaus

Ermittlungsverfahren der Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Heimtücke (1): Unvorsichtige Bemerkungen am falschen Ort! – Drei Fälle aus dem Kreis Rothenburg

Ermittlungen (2): Babette Abelein widerstand aus christlicher Einstellung der Dienstverpflichtung in der Munitionsanstalt Oberdachstetten. Sie kam in Schutzhaft

Ermittlungen (3): Es begann mit einem unbedacht geäußerten abenteuerlichen Gerücht und endete für den Rothenburger Kurt Scheffler bei der Gestapo, vermutlich in einem KZ

Ermittlungen (4): Falsche Anschuldigungen als Racheakt der Ehefrau an ihrem die Scheidung begehrenden Ehemann – Staatsanwalt beim Sondergericht stellte das Verfahren ein

Ermittlungen (5): „Die erste Kugel, die fliegt, gehört dem Hitler durch den Kopf!“ – In Buch am Wald denunzierte einer den anderen. Der Staatsanwalt stellte das Verfahren ein

Rothenburger Amtsgerichtsgefängnis: Kahle Zellen mit Tisch, Stuhl, Bett und muffigem Geruch – aber mit herrlichem Blick über das Taubertal

Ab 1942 sollten KZ-Bordelle die Arbeitslaune der privilegierten Häftlinge steigern – Eine groteske Einrichtung, die nach 1945 tabuisiert wurde

Aspekte der NS-Strafjustiz – Der übelste Täter war der Staat

Jüdisches Leben und Leiden

Die jüdische Gemeinde in Rothenburg seit 1870: Toleriert und geachtet, aber auch starken antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt

Moses Hofmann, Lehrer am Gymnasium und an der Realschule, prägte 50 Jahre lang die jüdische Gemeinde in Rothenburg

Martin Weigels viel gelobte „Rothenburger Chronik“ von 1923 verschweigt mittelalterlichen Judenmord und die Existenz einer jüdischen Gemeinde in neuer Zeit gänzlich

Alexander Kann: seine Bank, seine Familie, seine Geschäfte – Ein Lebensweg von Oberzell über Rothenburg ob der Tauber, Sandhausen, Essen und Paris bis Auschwitz

Lebensstationen der Rothenburger Familie Mann: Ermetzhofen, Rothenburg ob der Tauber, London, Argentinien, Sydney, New York, Chula Vista und Sausalito in Kalifornien

Brutale Rothenburger SA-Männer überfielen in der Nacht zum 27. März 1933 die jüdische Familie Mann in ihrem Haus – Es wurde geschlagen und geschossen

Die jüdischen Bürger Rothenburgs – Eine Übersicht

Siegmund Marx, jüdischer Lehrer, kam 1933 in Schutzhaft und sollte angeklagt werden. Er kam frei und ging nach Speyer

Jüdischer Friedhof an der Wiesenstraße: Die Stadt „arisierte“ ihn. Nach dem Krieg verpflichtete sie die Friedhofschänder, die Gräber wieder herzurichten

In Vorbereitung: Jüdisches Mahnmal im Burggarten

Der jüdische Kaufmann Bruno Westheimer beschwerte sich mit Erfolg über den Stadtrat, worauf Bürgermeister Dr. Schmidt ihn von der Polizei beobachten ließ, um ihn als „Rassenschänder“ bei der Gestapo melden zu können

Ortsgruppenleiter und Lehrer Fritz Götz ohrfeigte auf offener Straße die Haushaltshilfe der jüdischen Familie Wimpfheimer und beschimpfte sie als „Judenmatz“

Verdrängung der jüdischen Viehhändler – Denunziation und Boykott von Bauern, die mit jüdischen Viehhändlern Geschäfte machten

Antisemitismus I: Juden wurden von Rothenburgern schon früh abscheulich diskriminiert, hart verfolgt und unbarmherzig vertrieben – Antisemitismus in der fränkischen Kleinstadt

Antisemitismus II: Lehrer und Heimatforscher Martin Schütz zeichnete mit seinen pseudowissenschaftlichen Arbeiten ein Zerrbild der Rothenburger Juden im Sinne der Nazis

Antisemitismus III: „Mahntafeln“ an den Ausgangstoren der Stadt mit vulgären Karikaturen im „Stürmer“-Stil

Antisemitismus IV: Rothenburger Juden wurden noch vor dem Pogrom im November 1938 aus der Stadt getrieben. Ihre Spuren führen nach Auschwitz, Riga, Theresienstadt

Freudentag nach der Vertreibung von 1938: „Nie wieder wird ein Jude nach Rothenburg zurückkehren.“ Der „Fränkische Anzeiger“ berichtete

Antisemitismus in der Rothenburger Geschichtsliteratur – „Der jahrhundertlange Abwehrkampf unserer Vorfahren hat seine Erfüllung gefunden.“

Welche aggressive Formen gibt es unter dem Begriff „Antisemitismus“? Die Rabbinerin D. Horvilleur gibt in ihrem Buch „Überlegungen zur Frage des Antisemitismus“ Auskunft

Blick nach Creglingen: Schon im März 1933 wurden zwei Juden im Rathaus von einem SA-Kommando zu Tode geprügelt. Es waren die ersten ermordeten Juden im Reich

Jeglicher Besitz diente der Volksgemeinschaft, zu der Juden nicht mehr gehörten. Daher wurden sie vom Staat beraubt – Die „Arisierung“ jüdischen Besitzes in Rothenburg

„Arisierung“: Hinter der Farce der rechtskorrekten Verkäufe von jüdischen Häusern steckte staatlich organisiserter Raub, wie das Beispiel der Helene Kirschbaum zeigt

„Kristallnacht“ 1938: 91 Menschen erschlagen, 171 Synagogen abgebrannt, 7.500 Geschäfte zerstört und 26.000 Juden im KZ. – Mit Kommentar von Prof. Hans Mommsen

Der gelbe Judenstern – Durch Verordnungen gekennzeichnet, ausgegrenzt, entrechtet, ausgeraubt und deportiert

„Erzähle ihnen die Geschichte des Judensterns“– Als der kleine Uri Sheriff werden wollte

Flucht der Juden ohne Wiederkehr

„Die Hölle der Deportierten begann in Nürnberg“ – „Organisationsanweisung zur Durchführung der Juden-Evakuierung am 29. 11. 1941“ – Ein grausames bürokratisches Dokument

Juden-Deportationen aus Franken (I): Neben SS, Gestapo und Reichsbahn waren auch Finanzämter, Amtsgerichte und Stadtverwaltungen beteiligt, denen der Zweck nicht verborgen blieb

Juden-Deportationen aus Franken (II): Anklagen und Prozesse gegen Beteiligte nach dem Krieg – Da „Befehlsempfänger“ mit fehlendem Unrechtsbewusstsein: Freisprüche

Flucht aus den Todeszügen: Ein bislang unbekanntes Kapitel jüdischen Widerstands – Polizist erschoss flüchtenden Juden und blieb in der Bundesrepublik unbehelligt

„Das ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte“ – Rede Himmlers 1943 vor SS-Gruppenführern

Die deutsche Industrie produzierte und lieferte der SS das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B zur Vergasung von mindestens einer Million Juden

Paul Celans „Todesfuge“ thematisiert den Holocaust – Sein Gedicht spricht das Unaussprechliche aus, wurde dennoch als Fußballspiel umgedichtet und 2010 in Rothenburg vorgetragen

Hinter dem Begriff „Judenfrage“ steckte die Emanzipation, bei Nationalisten die Ablehnung – die Nationalsozialisten gaben mit der Ermordung der Juden ihre Antwort

Was im Verbrechen gegen die Menschen endete, begann mit der Ausgrenzung – Das Ende der deutsch-jüdischen Symbiose

1946 erschien erstmals das „Jüdische Gemeindeblatt“, aus dem die heutige „Jüdische Allgemeine“ entstand

Religionsgemeinschaften und Kirchen

Kirchen ab 1933: Zustimmung und Ablehnung der Geistlichen und Gläubigen – Rothenburgs Dekan Jelden grüßte die Fahne nicht und sollte verhaftet werde

Bayerischer Landesbischof Hans Meiser 50 Jahre nach seinem Tod als Antisemit in den Brennpunkt gerückt – Heftiger und lang anhaltender Streit um Benennung von Straßen

Pfarrer Dr. Martin Weigel: In Rothenburg ein verdienstvoller Chronist und Heimatforscher, in Nürnberg Diener der Nazis – Ein Stück mittelfränkische Kirchengeschichte

1934 gehörten dem NS-Evangelischen Pfarrerbund noch 25 Prozent aller bayerischen Geistlichen an – 1935 waren es nur noch 80 Personen, darunter der Ansbacher Max Sauerteig auswählen

Thomas Breit – ein fränkischer Oberkirchenrat war an der „Barmer Theologischen Erklärung“ beteiligt

Kurt Frör – Anfangs dem Nationalsozialismus zugetan, wehrte sich der in Rothenburg geborene Pfarrer in der Bekennenden Kirche gegen die Vereinnahmung durch den Staat

Konflikte der evangelischen Pfarrer mit den Nationalsozialisten vor Ort gehörten zum Alltag (I) – Die Pfarrgemeinde St. Jakob

Konflikte der evangelischen Pfarrer mit den Nationalsozialisten gehörten zum Alltag (II) – Rothenburger Landgemeinden

Die 20-jährige Betty K. bekannte sich zu ihrem christlichen Glauben, wurde verurteilt, verlor ihren Arbeitsplatz in einer Rothenburger Bank und beging in Berlin Suizid

Rothenburger evangelische Sonntagsblatt wurde von den Nazis stets verwarnt, auch beschlagnahmt und 1941 schließlich verboten – 1949 lebte es wieder auf

Katholische Gemeinde St. Johannis: Pfarrer Wolfgang Müller war den üblichen Drangsalen der NS-Behörden ausgesetzt – In der Kirche verlas er den gefälschten Möldersbrief

Der bayerische Staatsvertrag von 1924 regelte noch vor 1933 die Rechtsverhältnisse zwischen Staat und katholischer Kirche, die im Wesentlichen bis heute gültig sind

Reichskonkordat vom 20. Juli 1933: Ein bis heute gültiger Staatsvertrag, der bis 1945 die katholische Kirche nicht wirklich schützte

Deutsche Christen planten eine konfessionslose Reichskirche auf nationalsozialistischem Fundament – doch sie scheiterte

Chronik von St. Jakob: Letzte Kriegsereignisse und das Ende – Einmalig der jüdische Gottesdienst in der Franziskanerkirche

„Wir grüßen euch alle als die SA Jesu Christi und die SS der Kirche – Zitate von führenden Geistlichen über Hitler und den Nationalsozialismus

Die Neuapostolische Kirche diente sich den Nationalsozialisten an – Die Rothenburger Gemeinde ist eine Nachkriegsgründung

Kriegsgeschehen

Militärverhältnisse in Rothenburg: Soldatenkameradschaft, Propaganda-Paraden durch die Stadt, Kriegsterminologie, Stationierung des Landesschützen-Bataillons 806

Das Eiserne Kreuz – Mit dem Orden wurden im Freiheitskampf 1813 Soldaten ausgezeichnet, im Zweiten Weltkrieg aber auch Kriegsverbrecher und Mörder

Das schwarze Balkenkreuz hat als Hoheitszeichen eine weit zurückreichende militärische Tradition

Die Reichskriegsflagge – Verwendung auch als Tischtuch, Sargbedeckung und Rednerpult-Verhüllung

Tourismus während des Krieges – Kriegsversehrte Soldaten suchten in Rothenburg Ruhe und Heilung

Wildbad: Sanatorium, Luxushotel, Lazarett, HJ-Musikschule, US-Truppenunterkunft, UNRRA-Camp, Polizeischule, „Residenz der Erleuchtung“, Tagungszentrum der Ev. Kirche

Ein Soldat lag 1940 im Lazarett Wildbad, sprach sich gegen den Krieg aus, wurde denunziert und hängte sich in der Nacht auf – Ein Brief dokumentiert das Drama

Lügen der Propaganda-Kompanie vor der Kamera. Kriegsmaler verherrlichten das Sterben und unterstützten die Kampfmoral. Die Rothenburger Hans Böhme und Ernst Unbehauen auch

„Im Tiefflug überfliegt der Halunke die Stadt“ – Feuerwehrmann Fritz Pflüger beschreibt zwei Tage später den Fliegerangriff mit Spreng- und Brandbomben auf die Stadt vom 12. Oktober 1941

Rothenburgs NSDAP-Ortsgruppenleiter Friedrich Götz wurde vom Kriegsgericht verurteilt, weil er seinen Vorgesetzten mit unwahren Behauptungen „angeschwärzt“ hatte auswählen

Metallspende des deutschen Volkes. Wer sich privat am Metall bereicherte, wurde mit dem Tode bestraft. Kirchenglocken von St. Jakob blieben der Stadt erhalten

Behelfsheimbau im Heckenacker am Schlachthof für Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene – ein gescheitertes Werk des Führers an der Heimatfront

Mordkomplott: Alliierter Flieger mit dem Spaten erschlagen. Der Rothenburger Nazi und Feldwebel Georg Sturm war dabei – US-Militärgericht 1947: „Death by hanging“ 

400 Postämter beförderten über 40 Milliarden Feldpostbriefe – Werner Philipp schrieb an seine Tante in Detwang: „30 Russen habe ich zumindest schon erschossen.“

Dienstverpflichtet: Auch Rothenburger mussten in der Lufthauptmunitionsanstalt I/VII in Oberdachstetten Flak-Granaten herstellen – Täglich verließ ein kompletter Güterzug die Muna

In Vorbereitung: Kirchen mussten ihre Glocken zur Einschmelze abliefern – Aus Friedensgeläut wurde Kanonendonner

SS-Sturmbannführer Hermann Buchner – Rothenburgs erster und einziger Ritterkreuzträger. Als Unsterblicher marschiert der tote Held bis zum Endsieg mit

Blick nach Bad Windsheim: Die Hildebrandts waren eine nationalsozialistische Familie – Richard H. wurde 1948 in Nürnberg verurteilt und 1951 in Polen gehängt

Fremdarbeiter und Kriegsgefangene

Fremdarbeiter waren die Sklaven des barbarischen Systems. Über das Millionenheer der Zwangsarbeiter

Zwangsarbeiter in Franken: Harte Strafen für leichte Vergehen – 220 Einträge im Strafbuch des Rothenburger Amtsgerichts

Zwangsarbeiter: Ausgrenzung, Vernachlässigung, Bestrafung und Tod –„Sonderbehandlung“ am mobilen Galgen

Ein Netz von NS-Propaganda-„Zeitungen“ überspannte die Fremdarbeiterlager. „Lernen wir Deutsch: Kartoffel, Karotte, Kraut, Zuckerrübe, Kürbis“

Eine Gedenktafel erinnert an in Rothenburg verstorbene Zwangsarbeiter – waren es wirklich nur siebzehn Männer und Frauen?

Deutsche Soldaten in sowjetischen Lagern – Rotarmisten in deutscher Gefangenschaft

Das Ende 1945

Ein Zivilisationsbruch ohnegleichen – Der Zweite Weltkrieg, von Deutschland entfesselt, dauerte 2.077 Tage und kostete bis zu 60 Millionen Menschen das Leben

Der Volkssturm war das letzte sinnlose Propaganda-Aufgebot mit Kranken, Jungen, Alten, Fußlahmen und Kurzsichtigen, um das Reich zu verteidigen

Das Volkssturm-„Bataillon 7/108 Franken“ kämpfte wochenlang an der Oderfront – Die 2. Kompanie bestand nur aus Rothenburgern

Wir Hitlerjungs mussten 1945 zur Musterung: Einberufung zur Waffen-SS und üben mit der Panzerfaust

Die Bombardierung der Stadt am Karfreitag 1945 forderte 39 Tote. Wie die Feuerwehr die Brandherde bekämpfte und das Rathaus zu retten versuchte

Die Bombardierung von Rothenburg aus dem Erleben eines 15-Jährigen: „Es wurde dunkel wie bei einer Sonnenfinsternis“

„Meine Mutter nahm meine Schwester und mich je an eine Hand … wir rannten“ – Der nicht ganz fünf Jahre alte Klaus Kerndter erlebte die Bombardierung

31. März 1945: Eine Staffel von 16 amerikanischen Flugzeugen musste Ro­thenburg als Ausweichziel angreifen – Bomber-Pilot: „Ich kannte die Stadt nicht“

Beschuss stoppte 1945 die Flucht vor den Amerikanern. Die Hitler-Büste seiner Eltern flog aus dem Fenster

US-Präsidentenberater John Jay McCloy rettete Rothenburg vor der totalen Zerstörung und wurde deshalb Ehrenbürger

Kriegsfackel über den Dörfern I: US-Truppen nahmen Dorf für Dorf ein. Bei Widerstand wurden Gebäude und ganze Höfe in Brand geschossen

Kriegsfackel über den Dörfern II: Suizid eines Unteroffiziers in Neusitz und eines mitteldeutschen Oberbürgermeisters und seiner Frau in Tauberzell

Blick nach Brettheim I: In den letzten Kriegstagen ließen SS-Schergen Zivilisten hinrichten. Nachkriegsgerichte waren noch der NS-Vergangenheit verhaftet

Blick nach Brettheim II: „Am Grabe der Opfer von Brettheim“ – Eine kommentierende Betrachtung des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg im Jahr 1962

Endsieg-Propaganda bis April 1945. Rothenburgs Kreisleiter Höllfritsch im April 1945: „Unbeirrbar ist unser Glaube an den Sieg!“ – Das Ende

SS-Standgericht verurteilte den Rothenburger Johann Rößler in seiner Heimatstadt wegen Defätismus zum Tode – Exekution in Dunkelheit auf dem Friedhof

Kriegsende (I): Sechs US-Parlamentäre forderten die kampflose Übergabe. Die GIs wurden von Bürgern angespuckt. William Dwyer von „Stars & Stripes“ war dabei

Kriegsende (II): „Die Stadt wird bis zum letzten Mann verteidigt“ – Wehrmacht, Volkssturm und SS zogen sich zurück

Kriegsende (III): Amerikaner besetzten am 17. April 1945 die Stadt und ordneten das öffentliche Leben

Kriegsende (IV): „Unser Kreisleiter will keine Gefangenen!“ – Dieser forderte 1945 gefangene US-Piloten an, doch die Wehrmacht lieferte sie nicht

Kriegsende (V): Der frühere Standortoffizier Karl von Seeger schildert seine Auseinandersetzungen mit dem Kreisleiter in den Tagen vor der amerikanischen Besetzung Rothenburgs

Kriegsende (VI): Kreisleiter E. Höllfritsch evakuierte Frauen und Kinder, um die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen – doch mit dem Rückzug der Wehrmacht verschwand auch er

Die Verhinderung der Zerstörung der Stadt bei der Einnahme am 16. und 17. April 1945 ist in den Darstellungen einiger der Beteiligten widersprüchlich

Erinnerungen an Rothenburg I – Erika Probst, gerade 20 Jahre alt, konnte nur schwer glauben, dass Hitler ein Verbrecher war. Amerikaner vor der Stadt – sie floh

Erinnerungen an Rothenburg II: Aus dem US-Gefangenenlager Heilbronn entlassen. Zuhause wartete die Familie mit Freude, aber auch die Entnazifizierung – Brief des Vaters an die Tochter

Erinnerungen an Rothenburg III: „Der Krieg ist aus! Der Krieg ist aus!“ – begeistert wirft ein Soldat sein Käppi in die Luft. Nun sind wir besiegt – zurück nach Rothenburg

Die „Befreiung“ 1945: Erstmals sahen wir farbige US-Soldaten und kauten chewing gum

Hans Wirsching – ein pflichtversessener Stadtamtmann und Diener der nationalsozialistischen Gewalt, ein Kümmerer und Arisierer zugleich, ein Ehrenbürger aber kein „Retter der Stadt“

Im Ansbacher Brettheim-Prozess gegen den SS-General Max Simon behauptete dieser 1955 dreist, dass er der wahre „Retter Rothenburgs“ sei

Blick nach Burgbernheim I: Das Kriegsende 1945 – Führerbilder wurden verbrannt und Hakenkreuzfahnen versteckt, als die Amis anrückten

Blick nach Burgbernheim II: Besatzungstruppen, Bildung der Hilfspolizei, Verhaftung des NSDAP-Bürgermeisters, befreite Zwangsarbeiter, Entnazifizierung und Internierung

Blick nach Ansbach: Der Student Robert Limpert wurde vor Einmarsch der Amerikaner aufgehängt. Ein Lehrer eignete sich dessen Widerstandstaten an und machte Karriere: Prof. Dr. Karl Bosl

Hitlers politisches Testament: Rechtfertigungsversuch eines Verbrechers und Lügners, dem die meisten Deutschen zwölf Jahre lang wie einem Heiligen nachgelaufen sind

Der Führer bat zum Totentanz – Heldentod im Untergang und in den Gefallenenanzeigen. Verführt, betrogen, elend gestorben und irgendwo begraben

Nach der „Stunde Null“

Wird Deutschland seine Seele retten? – Aus dem Alliierten Nachrichtenblatt Nr. 2 vom 19. Mai 1945

Alltag im besetzten Rothenburg: 1945 war für die einen das Jahr der Befreiung, der Niederlage für andere. Für alle war es ein Jahr der Not und der politischen Säuberung

Deutsche Kriegsgefangene drei Monate lang am Topplerweg – 500 Wehrmachtssoldaten, darunter 70 Offiziere, arbeiteten in der Landwirtschaft und räumten Trümmerschutt

Was der Krieg hinterließ: Über die Spuren der Grete Fürst, verwitwete Schneider, verwitwete Babel. Eine zerstörte Familie – doch das Leben ging heilsam weiter

Oberbürgermeister Friedrich Hörner – Er legte vor 70 Jahren das Fundament für Demokratie und Wiederaufbau der Stadt

In der ersten öffentliche Sitzung des Rothenburger Stadtrats erheischte Bürgermeisters Hörner Mitleid für die Gegenwart und erhoffte für die Zukunft Demokratie

Paul Nerreter: Nachkriegs-Landrat in Rothenburg und danach Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium. Sein Credo: „Errichtung einer gerechten Ordnung“

Lokale und reichsweite Gründung von Parteien nach 1945 in Rothenburg – die Reichs-FDP wurde hier gegründet

Deutsche Gemeinschaft: rechtsradikale Partei nach dem Krieg im Stadtrat stark vertreten. Parteigründer Haußleiter gründete immer wieder neue Parteien – von rechts bis zu den Grünen

Stadtratskandidaten der „Deutschen Gemeinschaft“ 1966 – Momentaufnahme einer rechts- und rückwärts ausgerichteten Partei: stolz auf Kriegseinsätze, zudem national und sozial

1950 stellten Ost- und Westpreußen, Ungarn und Wolhynier, Siebenbürger und Sudetendeutsche, Pommern und Balten, Ober- und Niederschlesier 35 Prozent aller Einwohner

Erich Wintermeiers „Braune Kompanie“ – Komponist wohnte von 1944 bis 1955 am Marktplatz

Als Flüchtlingsfamilie aus dem Sudetenland nach Rothenburg gekommen. Eine Kindheit zwischen Ruinen und „Dureseele“: Wir hatten wenig zu essen – doch viel Platz zum Spielen

Theodore N. Kaufmans US-Broschüre „Germany must perish!“ (Deutschland muss zugrunde gehen) – Wie die NS-Propaganda den absurden Sterilisationsplan aufblies

Der Morgenthau-Plan wollte aus Deutschland eine Agrarwüste machen. Doch Proteste verhinderten dies. Ein starkes Deutschland sollte ein Bollwerk gegen den Kommunismus sein

Entnazifizierung

Nürnberger Prozess I: Einst machtvoll grausam und ungnädig, auf der Anklagebank jämmerlich und auf Gnade hoffend. Die Hauptkriegsverbrecher schützten Unwissen vor

Nürnberger Prozesse II: In Nachfolgeprozessen wurden Ärzte, Juristen, Militärs, Industrielle, Manager sowie Mitglieder der SS und Polizei angeklagt und verurteilt

Bayerisches Staatsministerium für Sonderaufgaben – 1945 eigens gegründet für die Entnazifizierung und Internierung

Entnazifizierung (1): Weiße Westen – braune Flecken. Plötzlich gab es 1945 keine Nazis mehr – Meist mit falschen Aussagen entlastet

Entnazifizierung (2): Ein Werk der Unvollkommenheit und Unfähigkeit – 136 Spruchkammern sollten Bayerns Bevölkerung in die Kategorien ihrer braunen Vergangenheit einstufen

Entnazifizierung: Die Spruchkammer Rothenburg – ihre gesetzliche Einbindung, das Verfahren, der Missbrauch, das Personal und Polizeischutz für den Vorsitzenden und den Kläger

Entnazifizierung (3): Grundlage war das Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus von 1946

Entnazifizierung (4): Ein Volk nur von Zuschauern, Mitläufern und Trittbrettfahrern? Wer waren dann die Täter? Keiner will es gewesen sein – in Rothenburg wie anderswo

Entnazifizierung (5): NS-Bürgermeister Dr. Friedrich Schmidt mogelte sich mit 291 für ihn positive Aussagen und schrumpfte somit vom Hauptschuldigen zum Mitläufer

Entnazifizierung (6): Georg Arlt schlug als hoher SA-Führer auch selbst zu, wenn Fremdarbeiter oder auch Deutsche die Fahne nicht grüßten – Zwei Jahre im Internierungslager

Entnazifizierung (7): SS-Mann Georg Unger war in Nürnberg bei der Zerstörung der Zeitungsdruckerei „Fränkische Tagespost“ dabei und war ab 1941 in der Ukraine

Entnazifizierung (8): Georg Höfler – Parteipropagandist stärkte die Idee des Nationalsozialismus und unterstützte die Judenhetze in Rothenburg. „Er blieb immer ein anständiger Mensch“

Entnazifizierung (9): Pfarrer August Müller wollte als „Deutscher Christ“ das Kirchenregiment in Rothenburg übernehmen und stellte Antrag zum Eintritt in die SS

Entnazifizierung (10): Marga Schübel trat in die Partei ein und aus der Kirche aus. Zwölf Jahre lang will sie Nazi-Gegnerin und nur widerwillig Kreisfrauenschaftsleiterin gewesen sein

Entnazifizierung (11): Am Fall Edwin Böhms sind die Probleme zu sehen, nach welchen Maßstäben die Spruchkammern ihre oft widersprüchlichen Urteile bildeten

Entnazifizierung (12): Emil Reichel verwandelte sich 1933 vom Sozialdemokraten zum strammen SA-Mann – 1945 wollte er als Werwolf kämpfen auswählen

Entnazifizierung (13): Oberstudiendirektor Dr. Konrad (Kurt) Hoffmann, Leiter der Oberschule bis 1939 – vom Belasteten zum Entlasteten, vom Mitläufer zum Gegenläufer

Entnazifizierung (14): Das Spruchkammerverfahren gegen den NSDAP-Ortsgruppenleiter und Lehrer Friedrich Götz war ein Schmierentheater

Entnazifizierung (15): Schulleiter Eugen Haas, Kirchengegner und Antisemit, meinte 1948, dass an ihm jetzt „ein teuflisches Verbrechen“ ausgeübt werde!

Entnazifizierung (16): Adolf Meyer, NSDAP-Kreisleiter von Neustadt verweigerte sich dem Gauleiter. Als Schulrat kam er dann nach Rothenburg

Entnazifizierung (17): Ernst Unbehauen, Lehrer, beurteilte seine antisemitischen Taten als belanglos – vom antisemitischen „Belasteten“ zum harmlosen „Mitläufer“

Entnazifizierung (18): Dem Bildhauer und „Alten Kämpfer“der NSDAP Johannes Oertel konnte ein Werwolf-Einsatz mit dem Kreisleiter nicht nachgewiesen werden

Entnazifizierung (19): Als Kreisfunkstellenleiter will der „Alte Kämpfer“ der NSDAP, Peter Frank, nur Schallplatten verkauft haben – die Spruchkammer glaubte ihm

Entnazifizierung (20): Willi Junker, Chefredakteur, NS-Ideologe und Kreispropagandawalter wurde 1948 als unpolitisch zum Mitläufer reingewaschen

Entnazifizierung (21): Hans Schneider hat sich zur Ideologie des Nationalsozialismus bekannt und dessen Machtentfaltung unterstützt – 1966 für die Bürgermedaille nominiert

Entnazifizierung (22): Ferdinand Lieret – der Polizeichef stand dem NS-Regime kritisch gegenüber. Seine Polizei verweigerte die Beteiligung am Judenpogrom

SS-Standgericht verurteilte den Rothenburger Johann Rößler in seiner Heimatstadt wegen Defätismus zum Tode – Exekution in Dunkelheit auf dem Friedhof

Kriegsende (I): Sechs US-Parlamentäre forderten die kampflose Übergabe. Die GIs wurden von Bürgern angespuckt. William Dwyer von „Stars & Stripes“ war dabei

Entnazifizierung (23): Polizei-Kommissar Alfons Wörthmann musste sich gegen den Vorwurf wehren, die jüdische Familie Mann schickaniert zu haben – Eid stand gegen Eid

Entnazifizierung (24): Polizeimeister Hans Hörber wurde als „Judenknecht“ beschimpft, weil er Juden schützte – Joseph Wimpfheimer aus New York City bestätigte das

Entnazifizierung (25): Die Spruchkammer Rothenburg machte Dr. Heinz Wirsching vom „strammen Nationalsozialisten“ zum Widerstandkämpfer. Die Frage bliebt unbeantwortet – warum?

Entnazifizierung (26): Kreisleiter Wilhelm Heer – Rothenburger Nationalsozialist gab 1938 den Befehl zum brutalen Pogrom in Kitzingen und zur Zerstörung der Synagoge

Entnazifizierung (27): „Er ist dabei immer anständig geblieben!“ Über die Instrumentalisierung des Begriffs „Anstand“ vor der Rothenburger Spruchkammer – Epilog

Entnazifizierung (28): Fritz Gehringer, SS-Untersturmführer und Kompaniechef, kam ins Internierungslager Regensburg. Von der Lager-Spruchkammer amnestiert und 1947 entlassen

Entnazifizierung (29): Karl Mages, Intendant des Reichssenders Saarbrücken, NSDAP-Mitglied seit 1930 mit Goldenem Parteiabzeichen, wurde in Rothenburg nur als „Mitläufer“ eingestuft

Entnazifizierung (30): Wie der Polizeidienststellenleiter Hans Drossel seinen Dienst zwischen den Erwartungen der Partei, den Vorschriften, dem Recht und Unrecht verrichten konnte

Entnazifizierung (31): Der Arzt Dr. Gustav Paulus, NSDAP- und SA-Mitglied, war in Rothenburg hoch geschätzt. Sie holten ihn aus dem Internierungslager und machten ihn zum „Mitläufer“

Entnazifizierung von Häusern: Luise Assel musste 1947 einen eingemeißelten Spruch von Deutschlands Ehre und Einigkeit

Entnazifizierung der Wirtschaft: Das Gesetz Nr. 8 und seine Ausführungsbestimmungen – Nationalsozialisten durften ab 1945 keine leitenden Stellungen in den Betrieben haben

Entnazifizierung: Kommentar – Die Vergangenheit war 1954 abgeschlossen

SS-Angehörige wurden 1945 automatisch im Lager Nürnberg-Langwasser interniert. Jüdische Giftaktion „Todesbrot“ schlug fehl: 2.000 SS-Männer hatten lediglich Bauchkrämpfe

Hinrichtungen von Kriegsverbrechern in Landsberg am Lech: Monsignore Karl Morgenschweis, der die Delinquenten zum Galgen begleitete, erinnerte sich 1966 – ein Zeitzeugnis

Strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechen durch die deutsche Justiz in den Besatzungszonen und in der Bundesrepublik Deutschland – Zahlen und Fakten

Juristen demontierten als Handlanger des Regimes nach Recht und Gesetz Menschlichlichkeit und Gerechtigkeit und setzten nach 1945 ihre Karrieren fort

Mord und Totschlag? Wo Hitler heute noch präsent ist: auch in den Strafgesetzbüchern der Bundesrepublik

Wie ging die Bundesrepublik mit den NS-Tätern in KZs, an der Front oder am Schreibtisch um? Wie mit den Vollstreckern in Rathäusern, Verwaltungen und Ministerien?  – Fallbeispiele

Das Gebiet der US-Besatzungszone – ein Überblick

„Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ – Am 5. Juni 1945 wird Deutschland in vier Zonen aufgeteilt, die westlichen nannte man Trizone

Fluchtwege: Wie Kriegsverbrecher mit Hilfe der katholischen Kirche über Italien nach Übersee entkamen – Eine Studie des Historikers Gerald Steinacher

Nachkriegsjahre: Wiederaufbau und Wiedergutmachung

1945 (I) – Das Jahr einer welthistorischen Zäsur

1945 (II) – Das Jahr der Niederlage oder der Befreiung?

1945 (III) – Ende und Anfang als gefühlte „Stunde Null“

Wiedergutmachung (1): Eine ausufernde Bürokratie löste die anfängliche Willkür ab. Maßgebliche Behörden und Gesetze der Rückerstattungsverfahren im Überblick

Wiedergutmachung (2): Zwölf Jahre lange Auseinandersetzung um die Rückerstattung der Sakralgegenstände der Synagoge – die Stadtverwaltung mischte bei der Beraubung 1938 mit

Wiedergutmachung (3): Das Landgericht Nürnberg verfügte die Rückerstattung des stattlichen Anwesens Herrngasse 26 an die Pferdehändlerswitwe Fanny Loewenthal in Stockholm

Wiedergutmachung (4): Am Vermögen Leopold Westheimers vergriff sich auch die Stadt. Die Kaufleute Weth und Unger mussten die Häuser wieder zurückgeben

Wiedergutmachung (5): Jüdische Familie Mann durch die Partei mit Gewalt zum Verkauf der Vieh- und Pferdehandlung genötigt – Leonhard Assel übernahm 1938 das Anwesen

Wiedergutmachung (6): Wohn- und Gasthaus „Zum Schwan“ wurde an die Erben der Brüder Steinberger 1954 aus formalen Gründen nicht zurückgegeben. Auch das Brauhof-Anwesens in der Galgengasse blieb im Besitz des Käufers

Wiedergutmachung (7): Einigungen zwischen Lehmann und Wildermann um das Haus Obere Schmiedgasse 18 sowie Wimpfheimer und Weiß um das Haus Untere Schmiedgasse

Wiedergutmachung (8): Jüdischer Friedhof an der Würzburger Straße wurde nach und nach auch unter Beteiligung der Stadt zerstört – Leichenhaus als Wohnung vermietet

Wiedergutmachung (9): Die Anwesen in der Herrngasse und im Feuerkesselgässchen wurden von der Stadt freiwillig an die Töchter Adolf Heumanns zurückgegeben

Wiedergutmachung (10): US-Bürger John M. Friedle stellte 1948 Rückerstattungsantrag, um die vom Finanzamt abgepressten Häuser wieder zu bekommen. Die Witwe hatte wenig Erfolg

Franz Bi – Architekt, Ingenieur, Kunstmaler, Filmarchitekt und künstlerischer Berater beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt

Georg Lill – Demkmalpfleger, Kunstkenner und Berater beim Wiederaufbau der Stadt Rothenburg

Wiederaufbau der Stadt in den ersten fünf Jahren: „Deshalb wird Rothenburg wieder atmen und als Kulturstätte von menschlicher Größe und Schlichtheit zugleich künden!“

Wiederaufbau: Gekonnte Kopie des Mittelalters und perfektes Disneyland. Begeistert sind nicht nur Touristen, auch Gastwirte, Hoteliers und der Stadtkämmerer

Währungsreform 1948 – Schlangestehen für 40 Deutsche Mark

Aufgaben der amerikanischen Kreisverwaltung in Rothenburg. Nach und nach wurde die Verantwortung der Stadtverwaltung übergeben

Nationalsozialistische Zeit ausgeblendet: Rothenburg, eine Stadt der Kontinuität – im Wideraufbau genauso wie im Umgang mit früheren NS-Funktionären

Freimaurer wurden schikaniert und in KZs gesperrt, ihre Logen verboten – Die Rothenburger Bauhütte „Zu den drei Türmen“ wurde erst 1947 gegründet

Rudolf radelte mit seinen Freunden Hartmut und Kurt 1945 zum Kriegsgefangenenlager bei Katterbach, weil diese ihren Vater sehen wollten

Das Justizkollegium der Bundesländer empfahl 1949 auf der Tagung in Rothenburg, die Entnazifizierung gesetzlich und schnell abzuwickeln

„Auerbach-Affäre“: 1952 ein beschämendes Stück bayerischer Nachkriegsjustiz und Wiedererstarkung offener antisemitischer Hetze von Presse und Politik

Für drei Drehtage kam 1950 der Krieg nach Rothenburg zurück – Romanze der Tänzerin Hildegard Knef in Anatole Litvaks „Entscheidung vor Morgengrauen“

1950 galt die Topplerschule als die „Versuchsvolksschule für demokratische Erziehung“ – doch das neue Wandgemälde von Ernst Unbehauen im Stil nationalsozialistischer Kunst führte zum Eklat. Es wurde wieder entfernt

Rothenburger Heimattage 1950: Ein Bierkrüge und Tanzbeine schwingendes aber auch nostalgisch-ernstes Ereignis. „Heimat ist Glück“ – Momentaufnahme zu einem strapazierten Begriff

Ausstellung zum Wiederaufbau der Stadt – Bestandsaufnahme nach fünf Jahren im Rahmen der „Rothenburger Heimattage 1950“ – Ein Rundgang im Rathaus und auf der Stadtmauer

Dass man den jüdischen Bürgern ihre Heimat genommen hat, wurde an den „Rothenburger Heimattagen 1950“ nicht erwähnt. – Noch lange wurde am althergebrachten Begriff festgehalten

Rechtsruck in den 1950er-Jahren I: Die Opfer Deutschlands wurden verdrängt. Die Deutschen machten sich ja selbst zum Opfer – auch in Rothenburg

Rechtsruck in den 1950er-Jahren II: Die Stadtrats- und Bürgermeisterwahl 1952 brachten in Rothenburg Altnazis wieder in Amt und Würden

Als Parteiloser wurde der ehemalige Nationalsozialist Dr. Erich Lauterbach 1953 Oberbürgermeister

NSDAP-Mitglieder mussten 1945 für Flüchtlinge Kleidung und Leibwäsche abgeben – Emilie Meißner, Frau des NS-Landrats, verlangte 13 Jahre später von der Stadt Entschädigung

Statistische Zahlen spiegeln die Lebenssituation 1951 wider: Flüchtlinge, Wohnraummangel, Tourismus, Bautätigkeit, Tanz, Bildungshunger, Schweineauftrieb

Auswanderung I: US-Kommission informierte im „Gasthaus zur Glocke“ 1951 auswanderungswillige Rothenburger aus Stadt und Bezirk – und nahmen deren Fingerabdrücke

Auswanderung II: Nach dem Krieg zog es 20.000 „deutsche Froilleins“ an der Seite westalliierter Soldaten nach Amerika und England

Endlich „heim zu Muttern“ – Kreisverband Rothenburg der Kriegsheimkehrer mahnte und appellierte, setzte sich für die Not der Familien ein und wurde politisch

Spätheimkehrer Gerhard Buchwald: 1949 um Haaresbreite im Zuchthaus von Srem-Mitrivica dem Tod entronnen

Wie in den 1950er-Jahren der Ort für ein Gefallenen-Ehrenmal gesucht und schließlich in der Blasiuskapelle gefunden wurde

Die Blasiuskapelle. Blick zurück in die Geschichte des „Hohen Hauses der Herzöge“: Judentod im Mittelalter und auch später, Gefallenen-Ehrung heute – Eine persönliche Betrachtung

Stadtratskandidaten der „Deutschen Gemeinschaft“ 1966 – Momentaufnahme einer rechts- und rückwärts ausgerichteten Partei: stolz auf Kriegseinsätze, zudem national und sozial

Chronik

Chronologie I: 1920 bis 1932 – Der nationalsozialistische Weg war vorgezeichnet
Chronologie II: 1933 bis 1935 – Legal und mit Rechtsbrüchen wird Deutschland Diktatur
Chronologie III: 1936 bis 1938 – Judenhetze in der Stadt auf dem Höhepunkt
Chronologie IV: 1939 bis 1945 – Im Blutrausch der Vernichtung bis zur Niederlage

Umgang mit der Vergangenheit
Ereignisse und Kommentare aus heutiger Sicht

Flucht vor der Geschichte – Täter erklärten sich zu Verführten, Mitläufer zu Opfern: Warum die Deutschen so lange brauchten, bis sie sich ihrer NS-Vergangenheit stellten

Eine nicht ganz einfache Betrachtung über das Verdrängen und Verschweigen – und wie nach 1945 damit umgegangen wurde – am Beispiel der Jubiläumsbroschüre 700 Jahre Rothenburg

Tageszeitung „Die Welt“ 2014 über die „Ludwig-Siebert-Straße“ in Rothenburg – Alles war ja nicht schlecht

War die Wiederbenennung der Oberen Bahnhofstraße 1955 nach Ludwig Siebert „selbstverständliche Ehrenpflicht“? Er war aktiver Nationalsozialist, NS-Ministerpräsident und hoher SA-Führer – Ein einmaliger Vorgang!

Der letzte Nazi verschwindet 2015 von den Straßenschildern in Rothenburg – Chronologie und Dokumentation einer längst überfälligen Umbenennung

„Deutsche Novelle“: Leonhard Frank verlegte das Verbrechen von 1904 nach Rothenburg und meinte damit den Nationalsozialismus und die Verantwortung der Deutschen

Erklärung der Bezeichnungen Deutsches Reich, Drittes Reich und Tausendjähriges Reich sowie BVG-Urteile über den Weiterbestand des Reichs nach 1945

Dieter Balbs Artikelserie im „Fränkischen Anzeiger“ brachte 1983 erstmals Erkenntnisse über den Nationalsozialismus in Rothenburg – eine Pioniertat

Judengasse in Rothenburg – Schweigen und Staub legten sich auf die Häuser. Ein wichtiges Kulturdenkmal aus dem Mittelalter wurde endlich vor dem Verfall gerettet

„Jeder Stein ein Leben“ – Rothenburger Bürger erinnerten mit Stolpersteinen an die Vertreibung und das Leiden der Juden in der Tauberstadt

70 Jahre danach: Das Evangelische Bildungswerk Rothenburg erinnerte an die brutale Vertreibung der jüdischen Bürger 1938

In Vorbereitung: Thilo Pohle und sein Schülerkreis

Gestapo- und SS-Leute arbeiteten als Beamte für den BND der 50er- und 60er-Jahre. Bundeskanzler Konrad Adenauer billigte das höchstpersönlich

Zwangssterilisierung – Deutsches Ärzteblatt Heft 1/2 – 2007: Ächtung erst nach 74 Jahren aufgehoben (Auszug)

NS-Vergangenheit deutscher Politiker: Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach dem Mai 1945 in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik Deutschland politisch tätig waren

Altnazis fanden im Vertriebenenbund lange eine Heimat. Neue Studie belegt: acht von 13 Funktionären von 1958 waren in der NSDAP

Historikerstreit: Durch die Verharmlosung des NS-Regimes und deren Verbrechen sollte im Sinne konservativer Politiker 1986/87 ein neues deutschen Selbstbewusstsein entstehen

Heute wenig Kenntnisse über Nationalsozialismus in Schulen – Es fehlt den Schulamtsbewerbern immer mehr das Wissen über Auschwitz und die NS-Verbrechen

Libanesischer Student am Goethe-Institut namens Hitler. Darf man seinen Söhnen den Vornamen „Hitler“ geben? Hier nicht, woanders schon – vor allem in Südamerika

Warum in Madrid 1971 eine Totenmesse für A. Hitler zelebriert wurde und „Mein Kampf“ nicht auf dem Index der verbotenem Bücher des Vatikans steht

Das Zeigen von NS-Symbolen ist als Verfassungsschutzdelikt verboten – doch es gibt Ausnahmen. Wann darf das Hakenkreuz gezeigt werden?

Linus Memmel – Der gebürtige Rothenburger Jurist wollte als Bundestagsabgeordneter die Todesstrafe wieder einführen. Das politische Raubein scheiterte kläglich

„Der Landser“ – Der Krieg im Groschenheft ist jetzt beendet. Verbrechen der Wehrmacht und SS wurden ausgeklammert. Verlag stellte die Herausgabe ein

„Tag der Franken“ erinnert an die historische Vereinnahmung der Region durch Bayern vor rund 200 Jahren – Neonazis veranstalten den „Nationalen Frankentag“

Neonazis in der Gegenwart: NPD wollte ihren Bundesparteitag in Rothenburg veranstalten – 2013 Absage durch den Stadtrat

Endlosschleife NPD-Verbot: kann die Partei überhaupt verboten werden? Über die Parteienfreiheit und eine „streitbare Demokratie“

Zeitzeugen erinnern sich – Rolf Oerter begann als Pimpf in der HJ, erlebte das Kriegsende in russischer Gefangenschaft und wurde nach Rückkehr Kommunalpolitiker in Rothenburg

Zum Gedenken an den Vater schrieb der Sohn die bewegende Lebensgeschichte des Rothenburger Jagdfliegers Friedrich Schwarz

Tagung der Bundeskadetten 1981 in Rothenburg brachte dem Bürgermeister und Volksschullehrer Fritz Gehringer Verdruss, weil er auf seine SS-Vergangenheit stolz war

Bernhard Gehringers Rothenburger Familiensaga aus der NS-Zeit – Die Liebesgeschichte seiner Eltern im Schatten der nationalsozialistischen Propaganda

„Die verschnürten Briefe“ sind nicht nur Zeugnisse der großen Liebe der Eltern, sondern auch des ungebrochenen Festhaltens Fritz Gehringers an der SS-Ideologie über 1945 hinaus

Joshua Hagens Buch über Rothenburgs Tourismus und die Verstrickung im Nationalsozialismus: „The Jewel of the German Past“

Ein wissenskundiger Lesespaziergang durch die Jahrhunderte der Rothenburger Geschichte mit ihren hellen und dunklen Jahren bis in die jüngste Zeit – ein wichtiges Buch

Anmerkungen zu Daniel Bauers Buch „Das nationalsozialistische Herrschaftssystem in Rothenburg ob der Tauber“: Eine erfolgreiche Spurensuche in den Archiven legte die Fährte der Nazis frei

Schicksale ans Licht bringen – Sara Katz erzählt von einer Zeit, über die in Rothenburg bisher kaum gesprochen wurde

Jude – Ist denn die Formulierung antisemitisch vorbelastet? Der New Yorker Autor Tuvia Tenenbom meint Ja. Andere sagen Nein. Heftiger Streit um sein Buch

Mit dem in Rothenburg herausgegebenen „Israel-Forum“ trug Bernhard Doerdelmann schon früh zu Veränderungen und zur Versöhnung bei – und setzte sich Angriffen aus

Historische Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag der Beendigung der NS-Herrschaft am 8. Mai ’45 im Plenarsaal des Deutschen Bundestags

Hitler-Obsessionen – „Hitleritis“ – in den Medien? Guido Knopps ZDF-Zeitgeschichte mit Millionen von Zuschauern und SPIEGEL-Titel mit hohen Auflagen

Die Rehabilitation kam spät – 2015 würdiges Gedenken an den 1945 als Deserteur erschossenen Johann Rößler

Rothenburg in Krieg und Frieden – Tagung der Ev. Akademie Tutzing über die NS-Zeit in der Stadt sowie ihren Umgang mit ihr in späteren Jahrzehnten: Reaktionen, Kritik und Lob

„Die jüdische Gemeinde Rothenburgs und das Erinnern nach 1945“ – Vortrag von Dr. Oliver Gußmann auf der Tagung der Ev. Akademie Tutzing in Rothenburg 2016

„Schwierigkeiten im Umgang mit der Schuld“ – Vortrag von Wolf Stegemann auf der Tagung „Rothenburg in Krieg und Frieden“ der Ev. Akademie Tutzing in Rothenburg 2016

Der Frankenbund würdigte Oliver Gußmanns Verdienste um die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Rothenburg mit dem Kulturpreis. Er ist Mitherausgeber dieser Online-Dokumentation

LE CHAJIM – Auf das Leben! Jüdische Kulturwoche im Oktober 2017 in Rothenburg mit Filmen, Vorträgen, Führungen, Folklore

„Le Chaim! Rothenburger Woche jüdischer Kultur“ – Die 61.000 Stolpersteine sind das größte Mahnmal der Welt und erinnern lokalbezogen an die Vertreibung der Juden 1938

10. Jüdische Kulturwoche “Le Chaim – Auf das Leben!” 2020 in Rothenburg ob der Tauber: Vorträge, Filmvorführungen, Klezmer-Musik, Lesing, Judengasse

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