Hans Schemm: Lehrer, Gauleiter von Oberfranken, Gründer des NS-Lehrerbundes, bayerischer Kultusminister

W. St. Zwischen dem bayerischen Kultusminister Hans Heinrich Georg Schemm und der Rothenburger Stadt- bzw. Schulverwaltung ging es zeitweise im Briefverkehr hoch her, als das Schulsystem hin zu einer Gemeinschaftshauptschule verändern wurde oder als der Staat Eingriffe in den Religionsunterricht durch Pfarrer vornahm. Der Schriftverkehr zwischen ihm und Bürgermeister Dr. Liebermann füllt eine ganze Akte. Schemm war – wie sein Chef Ministerpräsident Ludwig Siebert – mehrmals in Rothenburg, auch schon als „alter Kämpfer“ der NS-Bewegung vor 1933. Im Jahr 1931 sprach er im Rothenburger Wahlkampf für die NSDAP. Hans Schemm war Gauleiter der Bayerischen Ostmark sowie Gründer und Reichswalter des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB). 1933 wurde er Kultusminister in Bayern. Er blieb es nur  zwei Jahre. Denn er starb bereits 1935.

Bayer. Kultusminister Hans Schemm

Bayer. Kultusminister Hans Schemm

Mit Tuberkulose angesteckt

Hans Schemm wurde 1891 in Bayreuth geboren. Sein Vater war Schuster. Seine Großmutter, bei der er aufwuchs, weckte bei ihm das Interesse für Geschichte und Mythen. Von 1905 bis 1910 besuchte Hans Schemm die Präparantenschule, das Lehrerseminar an der Lehrerbildungsanstalt Bayreuth. 1915 heiratete er die vermögende Baumeisterstochter Babetta Lorenzia Zeitler und unterrichtete ab 1910 unterrichtete als Lehrer zunächst in verschiedenen fränkischen Orten, wurde im Ersten Weltkrieg als Krankenwärter im Lazarett Bayreuth eingesetzt und infizierte sich dabei mit Tuberkulose. 1919 gehörte er dem „Freikorps Bayreuth“ an, das an der gewaltsamen Niederschlagung der Münchener Räterepublik beteiligt war.

Schon 1923 hatte Schemm Kontakt mit nationalsozialistischen Gruppierungen, trat der NSDAP bei und lernte Adolf Hitler kennen. 1924 wurde er Beisitzer im Völkischen Bund Bayreuth, gründete 1925 die NSDAP-Ortsgruppe Bayreuth und im gleichen Jahr den Gau Oberfranken der NSDAP. Schemm baute die Organisationen zielstrebig auf. Seine politischen Positionen waren klar antidemokratisch und antisemitisch. Von ihm stammt das Zitat, dass „an jedem Laternenpfahl ein Jude baumeln solle“ 1928 wurde Hans Schemm Mitglied des Bayerischen Landtags und daneben Leiter des Bezirks Franken der „Nationalsozialistischen Gesellschaft für deutsche Kultur. 1929 gründete er den Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB), dem er als Reichswalter vorstand. 1932 schied er aus dem Landtag aus. 1930 wurde Schemm Mitglied des Reichstags und blieb es bis zu seinem Tod.

Zeitungsgründer und Buchautor

1928 und 1929 hatte Schemm die Leitung mehrerer nationalsozialistischer Zeitungen (aufgrund seiner parlamentarischen Immunität übernommen, die er jedoch kurze Zeit später bereits wieder abgab. Im April 1929 gründete Schemm eine eigene Zeitung, ab August des gleichen Jahres erschien dann die Nationalsozialistische Lehrerzeitung, das Verbandsorgan des NS-Lehrerbundes. Am 1. Oktober 1930 erschien die von Schemm herausgegebene Wochenzeitung „Kampf für deutsche Freiheit und Kultur“, welche die Auflage von zunächst 3.000 Stück auf 20.000 Stück (1932) steigerte. 1931 gründete Schemm den Nationalsozialistischen Kulturverlag Bayreuth, der ab dem 1. Oktober 1932 die Tageszeitung „Das Fränkische Volk“ (Auflage 10.000 Stück) herausgab.

Gauleiter von Oberfranken und bayerischer Kultusminister

Ab 1928 war Hans Schemm Gauleiter der NSDAP von Oberfranken. 1933 wurde der von Schemm geführte Gau Oberfranken mit dem Gau Oberpfalz-Niederbayern zum Gau Bayerische Ostmark vereinigt. Schemm blieb Gauleiter und etablierte in den folgenden Jahren in diesem Gau eine Nebenausgabe des „Fränkischen Volkes“, die „Bayerische Ostwacht“, welche später in „Bayerische Ostmark“ umbenannt wurde. Schemm wurde außerdem SA-Gruppenführer. Am 16. März 1933 ernannte Reichstatthalter Franz Ritter von Epp Schemm zum kommissarischen Kultusminister Bayerns (Kabinett von Epp). Hitler berief ihn dann am 13. April 1933 zum „Leiter der kulturellen und erzieherischen Angelegenheiten Bayerns“. Aufgrund dessen hatten auch der NSLB und der Reichstenographenbund seinen Sitz in Bayreuth. Auch unter der Regierung von Ludwig Siebert (Kabinett Siebert) blieb Schemm bis zu seinem Tode bayerischer Kultusminister. 1933 publizierte er das Buch „Gott, Rasse und Kultur“.

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Hans-Schemm-Erinnerungsmedaille 1935

Hans Schemm hatte einen Dienstbesuch in Rothenburg angekündigt. Doch dazu kam es nicht mehr. Denn am 5. März 1935 starb Schemm aufgrund von Verletzungen, die er sich bei einem Flugzeugabsturz zugezogen hatte; das Flugzeug war während des Starts am Flugplatz von Bayreuth aufgrund eines Pilotenfehlers abgestürzt. Hitler persönlich beorderte den Berliner Professor Ferdinand Sauerbruch per Flugzeug nach Bayreuth. Schemm erlag jedoch vor dessen Eintreffen seinen Verletzungen. Sein (weniger beliebter) Nachfolger als Gauleiter und Reichswalter des NSLB wurde Fritz Wächtler.

Trauerfeier auch in Rothenburg ob der Tauber: Fahnen auf halbmast

In Rothenburg wurden die Fahnen auf Schulhäusern und staatlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt und mit Trauerflor bestückt. Im Schulunterricht wurden Nachrufe mit Musik und Liedern vorgetragen. Im städtischen Musiksaal trafen sich Mitglieder des NS-Lehrerbundes und der Partei zu einer Trauerfeier. Dazu kamen SS- und  SA-Abordnungen und von der Stadt Bürgermeister Dr. Liebermann. Funktionäre des NS-Lehrerbundes, der NSDAP und der Stadtverwaltung sprachen die Trauerreden.

Noch nach dem Krieg wurde sein Leben verklärt

Schemms Leben wurde von den Nationalsozialisten, zum Teil aber auch noch in der nachfolgenden demokratischen Zeit, verklärt. Wegen seines frühen Todes wurde er als „guter“ Nazi bezeichnet. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden diverse Schulen, Straßen und Hallen nach ihm benannt. Eine dieser Benennungen überdauerte bis April 1986: Die „Hans-Schemm-Kaserne“ der US-Streitkräfte in Bayreuth, deren Hauptgebäude heute u. a. das Sozialgericht Bayreuth beherbergt.

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Quellen: „Fränkischer Anzeiger“ vom 11. März 1935 „Schlichte Trauerfeier für Staatsminister Schemm“. – Wikipedia, Online-Enzyklopädie (2014)
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