Hegereiterhäuschen wurde von der Reichskammer für bildende Kunst 1939 zum Erholungsheim für Künstler umgestaltet

Das Hegereiterhaus im Spitalhof wurde 1939 ein Erholungsheim für Künstler

Das Hegereiterhaus im Spitalhof wurde 1939 ein Erholungsheim für Künstler

In den 1950er-Jahren stellte Oberbürgermeister Dr. Erich Lauterbach die Erdgeschossräume des historischen Hegereiter-Häuschens im Spitalhof dem Pfadfinderstamm „Heinrich Toppler“ als Heim zur Verfügung. Das erste Obergeschoss war bewohnt. Das vom Renaissance-Baumeister Leonhard Weidmann 1591 erbaute Haus mit rundem Treppenturm mit Glocke und Uhr hat mit den früheren städtischen Bediensteten, den Hegereitern, die Rothenburgs Landhege zu umreiten hatten, nichts zu tun. Vielmehr war das Haus Wohnung des Spital-Bereiters, der für das Gesinde das Essen zu bereiten hatte. Danach diente es unterschiedlichen Zwecken: Wohnhaus, Flüchtlingsunterkunft, Magazin, Jugendheim sowie  als Altenbegegnungsstätte und wegen seines schönes Aussehens schon immer als eine von Touristen viel fotografierte Attraktion.

Gelungene Renovierung

Ab 1939 war das Hegereiter-Häuschen ein  Erholungsheim für Künstler. Die Initiative dazu hatte Rothenburgs Bürgermeister Dr. Friedrich Schmidt, der das Vorhaben erst an die Öffentlichkeit brachte, nachdem er das Hegereiter-Häuschen bereits der Reichskammer für bildende Künstler als Künstler-Erholungsheim überlassen hatte. Der „Fränkische Anzeiger“ freute sich am 14. Juli 1939 über das damit verbundene Renommee: „Dies ist für unser Stadt von nicht geringer kultureller Bedeutung. Viele Künstler werden dadurch veranlasst, Rothenburg zu besuchen und noch mehr, in Rothenburg zu längerem Aufenthalt zu bleiben.“

Der Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste, Direktor Stahl, hatte das Hegereiter-Häuschen für diesen Zweck auf Kosten seiner Organisation bereits herrichten lassen, als die Zeitung berichtete, dass „die Ausgestaltung dieses Rothenburger Schmuckkästchens in einer Weise gelungen ist, die unserer Stadt alle Ehre macht“.

Erdgeschoss mit Kreuzgewölbe und dicken Säulen

Bei der Umgestaltung wurde der Fachwerkcharakter beibehalten und – wie früher in Rothenburg üblich – farbig gefasst. Die vier Räume im Obergeschoss dienten den Künstlern als Schlafzimmer mit jeweils zwei Betten und notwendigem Inventar. Die Küche wurde zum gemeinschaftlichen Waschraum umgebaut. Der aus der Erbauerzeit des Gebäudes stammende, mit Kreuzgewölben überspannte Raum mit seinen noch gut erhaltenen Steinsäulen wurde wieder so hergestellt, wie er einmal war. Der Fußboden wurde mit handgeschlagenen Ziegeltonplatten ausgelegt, ein offener Kamin und eine dem Raum entsprechende Möblierung eingebaut. Die Türen waren rot gefasst.

Für die Renovierung verantwortlicher Architekt war L. Kerndter aus Rothenburg. Die Wandmalerei schuf Ernst Unbehauen. Als das Haus seinem Zweck übergeben wurde, kam aus Berlin der Präsident der Reichskammer für bildende Künste, Prof. Ziegler, nach Rothenburg, der sich schon vorab über den Forstschritt der Umbauarbeiten zum Erholungsheim für Künstler vor Ort informiert hatte. Im Herbst 1939 konnten die ersten Künstler die Räume beziehen. – Weitere Informationen sind hier nicht bekannt.

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Quelle: „Fränkischer Anzeiger“ vom 14. Juli 1939
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