Das nationalsozialistische Feierjahr (II): Die Stadt – „glückliche Insel“ im Fasching, der Schäfertanz als Botschafter des Regimes, das Fest der Sommer- und der Winterwende

Rothenburger "Schäfertanz" im Hamburg 1936

Rothenburger “Schäfertanz” im Hamburg 1936

Von Wolf Stegemann

Auf dem Gebiet der allgemeinen Kulturpflege sowie der bildnerischen Kunst und der traditionellen Heimatpflege durch historische Darstellungen wie der „Historische Schäfertanz“, die „Hans-Sachs-Spiele“ und das Festspiel „Der Meistertrunk“ bemühten sich die Rothenburger Nationalsozialisten, auch die Kultur und Heimatpflege stark zu ideologisieren, was ihnen weitgehend auch gelang, wie der Berichterstattung im „Fränkischen Anzeiger“ zu entnehmen ist.

Im Fasching wurde Rothenburg zu einer „glückliche Insel“ erklärt

Selbst der Rothenburger Fasching in den Februar-Monaten, in der Zeitung als „Höhepunkt des Feierns“ genannt, war reines NS-Propaganda-Spektakel. Von einem Elferrat wurde die Stadt zur „glückliche Insel“ erklärt und die Einwohnern zu Insulanern, die jetzt so närrisch sein konnten wie sie wollten, natürlich in der vorgeschriebenen Spur. Wer hier nicht mitfeierte, so kritisierte die Zeitung, „stellte sich ins Abseits der närrischen Volksgemeinschaft“. Solche bedrohlichen Ausdrücke, das „närrische“ weggelassen, waren in anderer Hinsicht hinlänglich bekannt. Frohsinn und Freude wurden befohlen. Wer auf jener „glücklichen Insel“ nicht mitmachte, „jene griesgrämigen Meckerer und Besserwisser, die zuhause hinterm Ofen hockten und in Betrachtungen über die ,Verkommenheit’ der Menschen sich ergingen“, denen stellte der „Fränkische Anzeiger“ die Rothenburger entgegen, die „bewusst mit beiden Beinen im Leben stehen, das Leben meistern. Jahraus, jahrein ihre Pflicht gegen (sic! Müsste für heißen) Volk und den Nächsten tun und darum auch das Recht – jawohl, das  R e c h t – haben, zur Zeit des Faschings ein paar Tage außerhalb aller sonst im gewöhnlichen Leben üblichen Sitten und Gebräuche zu leben“.

Straßenfasching in Rothenburg. Nazis verkleideten sich als Juden; Foto: Richard Wagner

Umzug in Rothenburg – Nazis verkleideten sich als Juden (drei Personen vorne). Ob es sich dabei um Karneval handelt, muss noch rechercheirt werden; Foto: Reichsstadtmuseum Sammlung Richard Wagner

Mit dieser etwas eigentümlichen Begründung versuchte die Zeitung Stimmung für den Rothenburger Fasching in den Sälen des „Bären“ und gegen die Faschingsmuffel zu machen. „Inselabende“ nannte man diese Narren-Veranstaltungen im Hotel Bären, die der „Oberste der Elfer“ mit seinem Elferrat organisierte und durchs Programm führte. Wer dies war, ist nicht bekannt. Ohne Namen wurde ein Teilnehmer in der Zeitung mit den Worten zitiert: „Mir sin glickli“ und ein anderer: „Mir Roetheburcher hewe einfach’s Glick“.

Eine personenanonyme Faschingsveranstaltung?

Bei der Zeitungslektüre fällt auf, dass in der Berichterstattung, die im Februar 1937 engbedruckte anderthalb Seiten einnimmt, weder ein Foto der „glicklichen Roetheburcher“ zu sehen ist noch irgendein Name irgendeines Beteiligten und Verantwortlichen für das „Glick“ genannt wurde. Eine anonyme Narrenschaft auf ihrer „glücklichen Insel“ ob der Tauber. Übrigens durften während der „tollen Tage“ in Westfalen und im Rheinland NSDAP-Parteileiter weder auf der Straße noch bei Veranstaltungen in Parteiuniform auftreten, da sie von verkleideten Jecken im Narrenkostüm als ebensolche verhöhnt worden waren. Ob ein solches Verbot in Rothenburg ob der Tauber oder Franken auch bestanden hatte? Als Narren im närrischen Treiben der Stadt hat sich zumindest im „Fränkischen Anzeiger“ kein Partei-Oberer geoutet. Sie werden noch nicht zu denen gehört haben, die hinterm Ofen hocken geblieben sind?

Schäfertanz 1935 in London – als Repräsentanten Nazi-Deutschlands

Die Rothenburger trugen ihr ideologisiertes Volkstum auch nach draußen. So trat der „Schäfertanz“ nicht nur auf dem „Freizeit-Weltkongress“ in Hamburg auf, sondern 1935 auch bei einer Internationalen Tanzveranstaltung in London, wo die Rothenburger als Repräsentanten das Deutsche Reich vertraten. Nach ihrer Rückkehr schrieb der „Fränkische Anzeiger“:

„Die Gewissheit, daß der althistorische Schäfertanz  in England Jubel und Begeisterung ausgelöst, und zwar in einem Maße, das den Briten, ihn da und dort in den einzelnen Clubs und Gegenden immer wieder aufs neu vorzutanzen, am Schluß gar nicht mehr entsprochen werden konnte, ist der beste Beweis dafür, welch großen Anklang der Tanz gefunden. (…) Der Rothenburger Schäfertanz hat seinem Vaterland, der Stadt Rothenburg und nicht zuletzt sich selbst Ehre bereitet und darüber hinaus unserer großen völkischen Idee gedient.“

Rothenburger Schäfertanz 1937 in Berlin

Rothenburger Schäfertanz 1937 in Berlin

„Ganz Deutschland“ freute sich über den Schäfertanz in London

Bei ihrem Empfang in Rothenburg „füllten hunderte die Bahnhofshalle“ und die Bahnhofstraße, als der Zug um 18.39 Uhr einrollte, dem als erster der „Vereinsführer“ Theodor Schletterer entstieg, der nicht nur von seiner Frau und seinen Kinder begrüßt wurde, sondern auch vom Oberhaupt der Stadt Rothenburg. Schäfer und Schäferinnen, die Offiziellen der Stadt und Partei nahmen dann hinter der Musikkapelle, die ebenfalls in England war, Aufstellung und marschierten zum Marktplatz, wo sie Oberbürgermeister Dr. Liebermann nun offiziell begrüßte: „Nicht nur Rothenburg freut sich über euch, sondern das ganze Deutschland freut sich mit!“ rief er in der üblichen Übertreibung. Dann ging er auf den Botschafterstatus des Schäfertanzes in England ein: „Ihr habt gezeigt, dass ihr Vertreter eines Kulturvolkes  seid und die Bedeutung eurer Reise nach England geht darum, auch weit über das erwartete Maß hinaus. Es handelt sich um einen kulturellen Zweck, darüber hinaus auch um einen größeren völkischen.“ Dann sprach er über die Annäherung der beiden Völker, die blutsverwandt seien und dennoch 1914 Krieg gegeneinander führten. „Es war das erste Mal und wir wollen hoffen, dass es das letzte Mal war, dass Vettern gegen Vettern Krieg geführt haben.“ Er beschloss seine Rede mit der üblichen Propaganda:

„Wir wollen in dieser Stunde vor allen Dingen unsern Dank nach der Seite hinrichten, die es ermöglichst hat, dass ein solches Unternehmen (Schäfertanz in London) zustande kam. […] Darum wollen wir auf dem Boden der engeren Heimat uns freuen und unseren Dank und unsere Anhänglichkeit zum Ausdruck bringen, indem wir rufen unserm Führer Adolf Hitler Sieg Heil!“

Rückkehr der Schäfertanz-Gruppe aus Hamburg 1936

Rückkehr der Schäfertanz-Gruppe aus Hamburg 1936

Nach der Nationalhymne und dem Horst-Wessel-Lied dankte Theodor Schletterer für den Empfang und übermittelte nicht nur vom englischen Volk „herzliche Grüße“ an die Rothenburger, sondern auch „von fast allen Nationen“ und sagte dann: „Wir wollen ja gar nicht sie Sympathie aller Nationen buchen.“ Natürlich vereinnahmte auch die Rothenburger NSDAP den „Schäfertanz“ und auch den „Historischen Meistertrunk“ als Repräsentanten „deutscher Art und deutschen Geistes“. Der „Fränkische Anzeiger“ zitierte am  1. März 1938 den Rothenburger NSDAP-Ortsgruppenleiter Götz:

„Ohne sein Festspiel, seinen Schäfertanz und sei­ne Hans-Sachs-Spiele hätte Rothenburg trotz seiner Schönheit in der Welt, noch nicht den Klang, zu dem ihm diese Vereinigungen mit verholfen haben.“

„Tag der nationalen Solidarität“

Adolf Hitler rief im Zusammenhang mit dem Winterhilfswerk“ (WHV) auch 1937 zum „Tag der nationalen Solidarität“ auf: „Die Winterschlachten der vergangenen Jahre  sind Ruhmesblätter unserer Volksgemeinschaft, ein unwiderlegliches Zeugnis für den Erfolg nationalsozialistischer Erziehungsarbeit. Im Winter 1937/38 gilt es, die bisherigen Ergebnisse noch zu steigern. Deutsches Volk, hilf mit!“

Und sie halfen. Am 4. Dezember 1937, dem „Tag der nationalen Solidarität“, gingen prominente Rothenburger Bürger „des öffentlichen Lebens“ mit Sammelbüchsen durch die Gassen, die sie tags zuvor im NSDAP-Kreishaus in der Herrngasse ausgehändigt bekamen. SA-Männer hissten in ganz Rothenburg zur Mittagsstunde unter Sirenengeheul Hakenkreuzfahnen, NSDAP-Ortsgruppenleiter Götz appellierte nachmittags auf dem Marktplatz an die Sammler, möglichst viel Geld einzunehmen, „damit der Führer sich freut“. Danach erklangen die Fanfaren des Jungvolks und die Sirene der Feuerwehr. Die Herren strömten sodann mit den klappernden Sammelbüchsen durch die Gassen, während die Kreiskapelle unter Leitung von Obermusikmeister Streckfuß zum Standkonzert aufspielte. Abends wurden die Büchsen abgegeben. Unter den 94 prominenten Rothenburgern befanden sich Männer wie der Zahnarzt Dr. Wörgau, Justizrat Otto Frauenholz, Fabrikbesitzer Theo Wünsch, Apotheker Hans Scharff, Brauereibesitzer Oskar Beugler, Chefredakteur Willi Junker, Amtsgerichtsrat Dr. Faber, Fabrikbesitzer Willi Haag, die Buchdruckereibesitzer Holstein, Stadtkämmerer Friedrich Neubert, Polizeiinspektor Albrecht Krauß, Stadtamtmann Hans Wirsching, Tierarzt Dr. Hans Schlee und viele andere, darunter auch die Parteigrößen, angefangen vom Kreisleiter Karl Steinacker bis zu den NSDAP-Zellen- und Blockleitern.

NSDAP-Verbände marschieren an Fink und Steinacker vorbei (Gautag 1937)

Rothenburg: NSDAP-Verbände marschieren an Fink und Steinacker (li.) vorbei (Gautag 1937)

NSDAP-Kreis- und Gautage in Rothenburg

Zu den politischen Feiern gehörten in Rothenburg auch die NSDAP-Kreistage mit regionalen Bezügen, Aktionismus, Appellen, Kundgebungen viel „Sieg Heil!“ Die Organisation hatte der NSDAP-Gau- und Kreis­apparat. Da gab es Fachtagungen, Fahnenappelle, Feierstunden und Kundgebungen, an Letzteren die Rothenburger aufgerufen waren, „in Massen“ zu kommen, wie der „Fränkische Anzeiger“ beispielsweise über die Kreistage vom 19. bis 23. April 1939 berichtete. Eingebunden war die Feier zum 50. Geburtstag des Führers am 20. April, der mit einem pompösen Fackelzug der Partei und mit Kundgebungen in den Ortsgruppen gefeiert wurde („Fränkischer Anzeiger“ vom 17. April 1939).

Private Nischen zum Feiern gab es wenige. Zu sehr waren die Partei- und Volksgenossen, ob in der Stadt oder auf dem Land, eingebunden in das große nationalsozialistische Propaganda-Programm, in dem der Einzelne nichts, die Gemeinschaft aber alles war.

Lebensfeiern als Ersatz christlicher Feste

Die Lebensfeiern waren Ersatzfeiern für kirchliche Taufe, Trauung und Begräbnis. Die „Verpflichtung der Jugend“ war Teil der Ersatzfeier für Konfirmation und Firmung. Die nationalsozialistischen Lebensfeiern wurden zu Beginn des Dritten Reiches nur selten gefeiert, hauptsächlich von Angehörigen der SS. Ein Lehrer ließ seine Kinder unter Eichen taufen. 1936 wurde der Begriff „gottgläubig“ für Wort und Bedeutung christlich eingeführt. Standesämter richteten für Parteimitglieder nationalsozialistische Trauungen aus. Gegenüber den kirchlichen Feiern, vor allem bei  Beerdigungen, blieb der Anteil dieser nationalsozialistischen Lebensfeiern vielfach unter 1 Prozent, in einigen Gauen stieg er bis zu 4 Prozent.

Bei der Hitlerjugend: Morgenfeiern anstatt Gottesdienst

Morgenfeiern sollten der Ersatz sein für kirchliche Morgenandacht und sonntäglichen Gottesdienst. In den ersten Jahren wurden Morgenfeiern vor allem in Lagern der Hitlerjugend und des BDM veranstaltet. Oft wurden beispielsweise „Heldenehrungsfeiern“ mit „gottesdienstlichen Morgenfeiern“ vermengt, die dann „Weltanschauliche Feierstunden“ genannt wurden. Die Bevölkerung stand diesen Feiern aufgeschlossen gegenüber, zumindest so lange der Krieg noch nicht so viele Opfer forderte. Danach verdrängte die christlich-religiöse Andacht wieder die nationalsozialistische Morgenfeier.

Organisierte Feierabendgestaltung

Kommunale und regionale Heimatfeste waren gleichgeschaltet und unterlagen einer strengen nationalsozialistischen Ideologie. Selbst Vergnügungen nach Feierabend wurde von einer besonderen staatlichen Einrichtung, durch das „Amt für Feierabend“ für die Volksgenossen gestaltet. Der Historiker Friedemann Bedürftig: „Im nationalsozialistischen Sprachgebrauch wurde die Bezeichnung Feierabendgestaltung auf den gesamten Sektor organisierter Freizeitgestaltung, einschließlich Urlaub und Wochenende, bezogen.“ Die Schützenfeste unterlagen einem von der Partei und übergeordneten staatlichen Stellen besonders vorgeschriebenen rituellen Ablauf, wie andere öffentliche Feste auch. Wie intensiv man sich daran hielt, mag wohl auch am jeweiligen Alkoholkonsum gelegen haben.

Das Julfest sollte das christliche Weihnachtsfest ersetzen

Das Julfest sollte das christliche Weihnachtsfest ersetzen

Das Julfest im Nationalsozialismus – „Jultanne“ anstatt Weihnachtsbaum

Das Julfest ist ein nordeuropäisches Fest, das je nach religiöser Zuordnung zwischen der Wintersonnenwende und Anfang Februar gefeiert wird. In den skandinavischen Sprachen  heißt Weihnachten heute „jul“ oder „jol“,  Während des NS-Regimes gab es Versuche, die christlichen Feste zu nationalsozialistischen Weihefesten des „germanischen Erbes“ umzugestalten. Somit sollte auch das christliche Weihnachtsfest durch eine nationalsozialistische Interpretation des „altgermanischen“ Julfests ersetzt werden. Begleitet von der Frage nach vermeintlich „germanischen Wurzeln“ des Weihnachtsfestes wurde den christlichen Kirchen im Rahmen eines ideologisch bedingten Vorwurfs angekreidet, sich einige mit dem Julfest in Verbindung stehende vorchristliche Bräuche angeeignet und diese ausgenutzt zu haben.

Für die Familie wurden Weihnachtsbücher mit Vorschlägen zur Festgestaltung herausgegeben. Der Christbaum sollte in „Jultanne“ umbenannt werden und Frau Holle den Nikolaus und das Christkind als Gabenüberbringer ablösen. Christliche Symbolik wie das Kreuz beim Schmücken der Häuser sollten durch ein riesiges Hakenkreuz bzw. Sonnenrad ersetzt werden. Es sollte auch aus Goldpapier auf der Baumspitze stehen. Das Julfest wurde 1935 erstmals im großen Rahmen im Freien mit der typischen Feuer- und Lichtsymbolik der Nationalsozialisten gefeiert. In parteinahen  Organisationen (z. B. bei der HJ) wurde die Umwandlung der Weihnachtszeit großteils erreicht, konnte sich aber letztlich trotz aller Bemühungen der nationalsozialistischen Propaganda nicht durchsetzen. In den „Weihnachtsringsendungen“ von 1940 bis 1943 im Großdeutschen Rundfunk wurde versucht, das Weihnachtsfest propagandistisch auch von den christlichen Wurzeln zu entkoppelt.

HJ und BDM beim Sonnwendfeuer; Foto: Bundesarchiv

HJ und BDM beim Sonnwendfeuer; Foto: Bundesarchiv

Litha, das Fest der Sommersonnenwende am 21. Juni

Der 21. Juni ist der längste Tag im Jahr, dann wurde traditionell die Sommersonnenwende gefeiert. Der 21. Dezember dagegen ist der kürzeste Tag im Jahr, hier begingen die Nationalsozialisten die Wintersonnenwende. Zur Wintersonnenwende feierten die alten Germanen auch das Julfest. Der 21. Dezember markierte im germanischen Kalender das Ende eines Jahres und den zeitgleich anbrechenden Sieg der Sonne über den Winter.

Den germanischen Brauch der Sommersonnenwende zelebrierten die Nationalsozialisten, als Gegenkultur zum Christentum. In diesen Sonnenwendfeiern wurde nach ihrer Auffassung die „ewige Blutslinie des deutschen Volkes“ sichtbar, „denn wie die Sonne auf- und niedergeht, wie die Kraft der Sonne beginnt und endet, so beginnt und endet auch das menschliche Leben. Nur das Volk selbst ist nicht endlich, denn dem Tod folgt auch immer die Geburt neuen Lebens. (Wäre es nicht besser, dies in den „Weihnachtsartikel hineinzunehmen und hier nur darauf zu verweisen?)

Brennender Holzstoß zur Sonnwende auf dem Essigkrug um 1955

In Rothenburg wurde die Sonnenwende oft auf dem Essigkrug gefeiert, zu dem die NSDAP und ihre Gliederungen, vorneweg die Hitlerjugend und der Bund Deutschen Mädel mit Fackeln in der Hand hinzogen. Dort wurde dann ein Großer Holzstoß angezündet und die Parteileiter und der Bürgermeister hielten ihre üblichen „Sieg Heil!“-Reden. Dieser nationalsozialistische Brauch hörte 1945 nur für wenige Jahre auf. In den 1950er-Jahren wurde er in Rothenburg wieder belebt. Der Verfasser erinnert sich, dass er um 1955 als Mitglied der Rothenburger Pfadfinder, zusammen mit ihnen und anderen Rothenburger Vereinen, erinnerlich darunter auch der Turnverein, in einem langen Fackelzug durch die Stadt zum Essigkrug marschierte. Dort stellten sich alle feierlich um den angezündeten Holzsstoß und irgendwelche Leute Reden hielten, wer, ist ihm heute nicht mehr erinnerlich, darunter aber Oberbürgermeister Lauterbach, NSDAP-Mitglied von 1933 bis 1945. Wie gesagt: Mitte der 1950er-Jahre (siehe auch vorhergehenden Artikel: „Das nationalsozialistische Feierjahr I: Politische Erinnerungsfeste, religiös verbrämter Kult, Erntedank, Feuer, Fackeln und Führers Geburtstag, propagandistisch benutztes Brauchtum“).

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Quellen: Fränkischer Anzeiger vom 25. Juli 1935, 12. Februar 1936, 23. November 1936, 1. Februar 1937, 19. und 20. April 1937 31. Januar 1938, 1. März 1938, 17. April 1939. – Wolfgang Benz: „Geschichte des Dritten Reiches“, München 2000. – Ders.: „Konsolidierung und Konsens 1934 – 1939“ in: Ploetz. Das Dritte Reich. Ursprünge, Ereignisse, Wirkungen. Hrsg. von Martin Broszat und Norbert Frei. Freiburg/Würzburg 1983. – Peter Reichel: „Der schöne Schein des Dritten Reiches. Faszination und Gewalt des Faschismus“, Hamburg, Elbert und Richter 2006.
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