1950 stellten Ost- und Westpreußen, Ungarn und Wolhynier, Siebenbürger und Sudetendeutsche, Pommern und Balten, Ober- und Niederschlesier 35 Prozent aller Einwohner

Flüchtlingstreck aus Siebenbürgen

Flüchtlingstreck aus Siebenbürgen

W. St. – Kurz vor und nach dem Kriegsende suchten 12 Millionen Deutsche, geflüchtet oder vertrieben aus den Ostgebieten, aus dem Sudetenland und anderen bedrängten Gebieten im Westen Deutschlands, eine neue Bleibe, die den meisten von ihnen zur neuen Heimat wurde. In ihrer Heimat haben sie Haus und Hof verloren, viele von ihnen auch ihre Angehörigen auf den langen Flüchtlingstrecks auf verstopften Straßen in den Westen. Sie wurden beschossen, sind erfroren, an Schwäche gestorben. Später wurden Deutsche in Güter- und Personenzügen aus ihrer Heimat offiziell in den Westen ausgewiesen, wo rund 40 Prozent des Wohnraums durch den Krieg zerstört war. Es war kein leichtes Unterfangen, unter diesen Umständen neu Fuß zu fassen. Weder für die Flüchtlinge noch für die, die sie aufnehmen mussten. Aus jenen Zeiten gibt es die Redewendung unter den Einheimnischen der Städte und Dörfer: Flüchtlinge sind wie Franzosenkraut. Hat man sie, wird man sie nicht mehr los!

Heimatvertriebene Sudetendeutsche

Heimatvertriebene Sudetendeutsche

Flüchtlinge gab es schon immer

Vertriebene, wenn auch mit anderen Namen, gab es in den nationalsozialistischen Jahren und im Krieg immer: Schon 1934 kamen die österreichischen SA-Männer, die wegen der Ermordung des Bundeskanzlers Dollfuß aus ihrer Alpenrepublik fliehen mussten und erst nach dem Anschluss zurückkehrten. Dann gab es die Bürger jüdischen Glaubens und jüdischer Herkunft, die man selbst vertrieb und vielen nicht nur die Heimat, sondern auch noch das Leben nahm. Während des Krieges mussten die vielen Bombengeschädigten untergebracht werden und 1944 die heimatvertriebenen Saarländer, die in Rothenburg eintrafen und erst im Laufe des Jahres 1945 zurückkehren konnten. Dafür kamen im Hochsommer 1945 Flüchtlinge aus Ostpreußen nach Rothenburg, dann aus Westpreußen, Pom­mern, dem Warthegau, aus Schlesien, Wolhynien, dem Baltikum und  aus den Ostsudetenländern. 1946 folgten die Ungarndeut­schen, Bessarabier und plan­mäßig ausgewiesene Sude­tenländer, teilweise in geschlossenen Transporten. Als letzte kamen mit Pferd und Wagen in langen Trecks protestantische Siebenbür­ger aus Niederbayern im Austausch mit katholischen Flüchtlingen, die dorthin wollten.

Jede Möglichkeit wurde genutzt, ein Dach über dem Kopf zu haben

Jede Möglichkeit wurde genutzt, ein Dach über dem Kopf zu haben

Die Trachten der Siebenbürger belebten das Stadtbild

Jeder kleinere und größere Raum wurde zu Wohnzwecken in Anspruch genommen. Wo der Wohnraum nicht ausreichte, kamen Flüchtlinge in Kellern, Sälen und Schulen unter. Gastwirtschaften in der Stadt und den Dörfern wurden zu Massenlagern. In der Stadt  wurden der Musiksaal, der Saal in der Glocke und die Rossmühle als Flüchtlingssammellager eingerichtet. Das Wildbad wurde als DP-Lager (displaced persons) für weißrussische Flüchtlinge umfunktioniert. Noch viele Nachkriegsjahre lang waren in Rothenburg Leute zu sehen, die in ihren bunten Trachten auffielen, besonders in der Gegend um den Musiksaal oder bei schönem Wetter auf den Bänken im Burggarten, wo Frauen aus dem Banater Schwaben in ihren weiten Faltenröcken und bunt bestickten Blusen solche für Touristen, hauptsächlich amerikanische Soldaten mit ihren Familien, fertigten und zum Kauf anboten.

Deutsche werden in Schlesien ausgewiesen und warten auf den Transport

Deutsche werden in Schlesien ausgewiesen und warten auf den Transport

Die meisten Heimatvertriebenen kamen aus dem Sudetenland

Die Sudetenländer, die entweder schwarz noch über die grüne Grenze nach Oberfranken fliehen konnten oder später ausgewiesen wurden, kamen mit Sack und Pack in Rothenburg an. Kisten und zugenähte Säcke stapelten sich vor den Sälen der Gastwirtschaften, wo sie vorerst untergebracht wurden wie in der „Glocke“. Sie kamen u. a. aus Asch, Haslau, Karlsbad, Marienbad, Kaaden, Reichenberg, Jägerndorf, Franzensbad, Eger. Viele Alte und Kranke waren darunter, überwiegend Frauen und Kinder. Wenn sie auch wenig Habe mitbringen konnten, so brachten sie Fleiß und das Wissen ihres Handwerks mit. Viele von ihnen machten sich hier bald selbstständig, wie Bär mit einer Gardinenfabrik in Insingen, die Holters mit einem Malergeschäft in Schillingsfürst, Geiger mit einem Fuhrunternehmen, Michel mit einer Maschinenstrickerei und Bochenek mit einer Gärtnerei in Rothenburg, um einige beim Namen zu nennen. Außerdem entstanden eine Wurstfabrik, eine Glasbläserei, eine Maschinenfabrik, staatlich unterstützt mit Flüchtlingskrediten. Es gab auch Klagen. Ein Fabrikant für landwirtschaftliche Geräte, der bereits 30 Arbeiter beschäftigte, schildert  in dem 1950 erschienenen Buch „Rothenburg ob der Tauber. Schicksal einer Landschaft“ die Schwierigkeiten seines Neubeginns:

„Leider hat man unser Wollen nicht gleich von Anfang an richtig erkannt. Man war zu misstrauisch uns Fremden gegen­über, vielleicht in manchen Fällen zu Recht, meistens aber zu Unrecht. Sie wissen ja nicht, was wir für einen Kampf gegen Unverständnis und Bürokratismus zu führen haben. Und dann die leidigen Flüchtlingskredite. Wenn wir bis zum Eintreffen des nach langen Vorbereitungen genehmigten Kredites hätten warten sollen, wären wir längst verhungert und hätten unseren Betrieb nie auf die Beine gebracht. Und wenn ich mich nun entschlossen habe in vier behelfsmäßig aus­gebauten Notunterkünften, u. a. in einer Kegelbahn zu fabrizieren, so weiß ich genau, dass ich dadurch viel zu hohe Unkosten habe; ich werde aber trotzdem beweisen, dass ich es schaffe. Wie kann man von uns Heimatvertriebenen für Flücht­lingskredite eine 150-prozentige Sicherheit verlangen? Unsere Sicherheit ist nur unser Können und Wissen, unsere Erfahrung und Sparsamkeit.“

Festumzug der Heimatvertriebenen in Rothenburg 1949

Festumzug der Heimatvertriebenen in Rothenburg 1949

Jeder vierte Einwohner Rothenburgs war Sudetendeutscher

1949 waren im Stadt- und Land­kreis Rothenburg  noch 9.748 Heimatvertriebene ansässig. Die Zahl der einheimischen Bevölkerung betrug 27.858. Das entspricht 35 Prozent Heimatver­triebenen im Verhältnis zu den Einheimischen. Den Hauptanteil stellten die Sudetendeutschen. Durch ihre direkt benachbarte Lage zu Bayern und durch die 1938 erfolgte Eingliederung einzelner sudetendeutscher Gebiete nach Bayern  hatten sie in Franken die nächste Ausweichmöglichkeit. Während sich im Bundesgebiet im Durch­schnitt 59,3 Prozent Deutsche aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße aufhalten, war in Bayern die durch­schnittliche Zahl der Sudetendeutschen und süd­östlichen Auslandsdeutschen zusammen 67,6 Prozent.

Siebenbürger beim Festumzug in Rothenburg 1949

Siebenbürger beim Festumzug in Rothenburg 1949

Bemerkenswert hohe Zahlen

Heimatvertriebene aus dem Gebiet östlich der Oder-Neiße, sowjetisch besetzte Zone und Berlin 2.667 Menschen, Südostdeutsche, Siebenbürger, Ungarndeutsche, Jugoslawen, Bessarabier und Wolhyniendeutsche 2.885, Sudetendeutsche 4.196. Insgesamt 9.748 Heimatvertriebene. Jeder vierte Einwohner Rothenburgs war um 1950 Heimatvertriebener. Im Landesdurchschnitt Bayern dagegen war nur jeder fünfte Einwohner. Obwohl die Zahl der Heimatvertriebenen von Monat zu Monat dadurch abnahm, dass die Alten starben und Jüngere in auswärtige Arbeitsplätze abwanderten, blieb die  Lösung der Wohnungsfrage durch die Überbelegung Rothenburgs um etwa fünf Prozent zum Landesdurchschnitt weiterhin höchst aktuell. Dr. Bayersdörfer, selbst Heimatvertriebener, in dem bereits erwähnten Buch von 1950:

Festumzug 1949 in Rothenburg

Festumzug 1949 in Rothenburg

„Erst allmählich stellten sich die Folgen der nicht planmäßigen, sondern überstürzten Unterbringung der Heimatvertriebenen heraus. Ohne Rücksicht auf Beruf und Ausbildung wurden sie willkürlich überall dahin verteilt, wo noch irgend ein leerer Raum aufzutreiben war, dazu meistens so, dass städtische Bevölkerung in rein landwirtschaftliche Gegenden kam, während die heimatvertriebenen Bauern unter Umständen in der Stadt Wohnraum bekamen. Dabei hat man auch nicht berücksichtigt, dass unsere mittelfränkischen klein- und mittel­bäuerlichen Höfe in ihrem heutigen Ausmaß für ihre Betriebsgröße gebaut waren und nunmehr mit Heimatvertriebenen bis unter das Dach voll ­belegt wurden. In der Stadt Rothenburg o. T., deren Wohnraum zu 40 Prozent zerstört war, liegen die misslichen Wohnverhältnisse ähnlich wie auf dem Lande. Wenn man die altertümliche Bauweise der Häuser betrachtet, die in verschwenderischer Fülle Dielen und Höfe, aber kleinsten Wohnraum aufweist, oder gar die Einfamilien-Handwerker- und Geschäftshäuser sieht, in die der Eingang durch die Werkstatt oder das Geschäft führt und die durchaus dafür ungeeignet sind, noch an fremde Menschen Wohnraum abzugeben, so er­kennt man die Schwierigkeiten in der Wohnraum­bewirtschaftung. Dadurch entstanden unzählige Elendsquartiere und man kann ruhig behaupten, obwohl sich die Verhältnisse durch Abwanderung und Umquar­tierung in der Zwischenzeit wesentlich gebessert haben, dass kein Heimatvertriebener heute eine ebensolche Wohnung inne hat, wie er sie in seiner Heimat besessen hat, geschweige denn die nötige Einrichtung dazu.

Es konnte natürlich nicht ausbleiben, dass diese Verhältnisse, namentlich auf dem Lande, während unserer Hungerperiode und neuerdings durch die ganz veränderte wirtschaftliche Lage zu ge­wissen Spannungen zwischen Einheimischen und Heimatvertriebenen geführt haben.“

Heimatvertriebene in Rothenburg in den in bunten Trachten ihrer Heimat, 1949othenburg

Heimatvertriebene in Rothenburg in den in bunten Trachten ihrer Heimat, 1949

Hohe Arbeitslosigkeit bei den Heimatvertriebenen

Im Januar 1948, also vor der Währungsreform, waren von allen Beschäftigten im Stadt- und Landkreis 26 Prozent Flücht­linge, im Februar 1950, also nach der Währungs­reform, lag die Zahl nur noch bei 24 Prozent. Dieses im Verhältnis zur Einwohnerzahl gesehene günstige Bild verschob sich bei der Fest­stellung der Zahlen für die Arbeitslosen im Rothenburger Bezirk. Danach waren im Januar 1948 über 55 Prozent aller Arbeitslosen Heimatvertriebene und im Fe­bruar 1949, also wieder nach der Währung, waren es nur noch 49 Prozent. Von der Gesamtzahl der beschäftigten Männer waren 25,5 Prozent Flüchtlinge, von den Frauen waren es 25,3 Prozent.  Dagegen zeigen die Arbeitslosenzahlen folgendes Bild: von sämtlichen männlichen Ar­beitsfähigen waren 49 Prozent ohne Beschäftigung, wäh­rend bei den weiblichen es sogar 61,2 Prozent waren. Wäh­rend auf den ersten Blick die Verhältniszahl der in Arbeit stehenden Einheimischen und Heimat­vertriebenen mit der Prozentzahl des Anteiles der Heimatvertriebenen an der einheimischen Bevölke­rung übereinstimmt, verschiebt sich das Bild zu Ungunsten der Heimatvertriebe­nen bei den Zahlen der Nichtbeschäftigten. Dazu kommen die in dieser Statistik nicht erfassten Personen, die von der Fürsorge, von Renten oder Soforthilfe lebten. Dr. Bayerdörfer:

„Bei der Betrachtung der Fürsorgeunterstützung der Heimatvertriebenen muss die Stadt Rothen­burg o. T. vom Landkreis getrennt werden. Im Stadtgebiet sind an allen Fürsorgeempfängern die Flüchtlinge mit 27,2 Prozent beteiligt. Wesentlich anders sieht das Bild im Landkreis aus. Hier sind die Heimatvertriebenen im Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung zu 86,8 Prozent Fürsorgeemp­fänger.“

Unterkunft auch in  Turnhallen und Schulen

Unterkunft auch in Turnhallen und Schulen

Im Stadtgebiet gab es insgesamt 486 Fürsorgeempfänger, davon waren 132 Heimatvertriebene. Im Landkreis waren es insgesamt 1.506, davon 1.347 Heimatver­triebene. Bei der Bewertung zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Stadt Rothenburg  eine Belegungsdichte von 15,5 Prozent Heimatvertriebenen hatte, während der Landkreis eine solche von 30,2 Prozent aufwies.

„Die Darstellung der sozialen Lage der Heimat­vertriebenen in Zahlen“, so Beyersdörfer 1950, „ist nicht erfreulich, wenn man bedenkt, dass nunmehr über 5 Jahre nach Beendigung des Krieges verstrichen sind. Diese Verhältnisse und Schwierigkeiten stehen der wirk­lichen Eingliederung in die neue Heimat außer­ordentlich entgegen. Der Zustand der Verbitte­rung oder der Lethargie muss beendet werden. Die Heimatvertriebenen beschreiten deshalb jeden Weg, zu Arbeit und Brot zu kommen, um da­mit erst wieder neue Wurzeln fassen zu können. Schaffung menschenwürdiger Wohnungen und von Arbeitsplätzen durch Handwerk und Industrie ist das oberste Gebot der Stunde. Wäre dies schon gelungen, gäbe es in unserem Rothenburg auch kein Heimatvertriebenenproblem mehr.“

Flüchtlingshabe

Flüchtlingshabe

Heimatvertriebene trugen zum Gedeihen der Wirtschaft bei

Viele Heimatvertriebene machten sich selbstständig. Bis 1950 haben sichViele Heimatvertriebene machten sich selbstständig. Bis 1950 haben sich im Landkreis acht Industrien, 33 größere und kleinere Handwerksbetriebe, 16 verschiedene kaufmännische Betriebe; 16 Bauern wurden nach dem Flüchtlingssiedlungsgesetz ange­siedelt. Im Stadtkreis hatten sich vier Industrien, zwölf größere und kleinere Handwerksbetriebe, neun  verschiedene kaufmännische Betriebe und fünf landwirtschaftliche Betriebe selbständig gemacht. Das Fazit Dr. Bayersdörfer von 1950:

„Rothenburg, unsere neue Heimat, die alte traditionsgebundene Stadt mit einer tausendjäh­rigen Geschichte, hat uns Heimatvertriebene in und um seine Mauern aufgenommen. Wir selbst, zum großen Teil einstmals aus diesen fränkischen Gebieten stammend, haben eine ebensolche tausend­jährige Geschichte im Kolonisations- und Grenz­landkampf hinter uns. Wir grüßen alle ehemaligen Rothenburger, die nach soviel Jahren aus aller Welt in die Mauern ihrer Heimatstadt zurück­kehren, um ein paar Tage im Kreise ihrer Mit­bürger sich alten Erinnerungen hinzugeben. Wir Heimatvertriebenen wissen, wie groß die Sehn­sucht nach der Heimat ist, auch dann, wenn man in fernen Landen Arbeit, Brot, Familie und Reich­tum erworben hat. Du Rothenburger Mitbürger und Du alter gebürtiger Rothenburger, der Du in der ganzen Welt lebst, sei für uns Künder und Helfer in unserem Schicksal, das 12 Millionen Deutsche betroffen hat, im Kampf um die An­erkennung unserer alten Heimatrechte. Nie werden wir den Anspruch auf unsere frühere Heimat aufgeben. Bis dahin aber wollen wir unserer neuen Heimat gute Bürger sein, am Wiederaufbau Deutschlands mithelfen und so, wie Rothenburg Eure unzerstörbare Hoffnung ist, so soll Deutsch­land unsere unzerstörbare Hoffnung sein!“

Nach Bayern kamen bis 1950 über 2,1 Millionen Heimatvertriebene und Flüchtlinge, die meisten davon Sudetendeutsche mit 1.025.000 Flüchtlingen. Hinzu kamen ab 1950 rund 640.000 Aussiedler und Spätaussiedler aus sämtlichen Herkunftsgebieten im Osten. – Bayern führt ab 2014 einen landesweiten Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation ein. Er soll immer am zweiten Sonntag im September begangen werden.

Briefmarke erinnerte 1965  an die Heimatvertriebenen

Briefmarke erinnerte 1965 an die Heimatvertriebenen

Die UNRRA half auch den heimatvertriebenen Deutschen

Bei der Notversorgung der Heimatvertriebenen, wenn sie den Status von Displaced Persons (DP) hatten, half die Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) bis zu ihrer Auflösung Ende 1946. Nachfolgeorganisation war die „International Refugee Organization“ (IRO). Zuerst half die UNRRA Juden aus den Konzentrationslagern und fremdländischen Flüchtlingen (Zwangsarbeiter, Deportierte, Häftlinge) auf deutschem Boden mit Nahrungsmitteln, ärztlicher Versorgung und Kleidung. Hauptaufgabe war die Repatriierung von Personen in ihre Heimatländer. Im Zuge dieser Arbeit richteten die UNRRA einen Suchdienst ein, den bis heute in Arolsen bestehenden  International Tracing Service (ITS). Hauptquartier der UNRRA in der amerikanischen Besatzungszone war Pasing bei München.

  • Am Wiederaufbau des zerstörten Landes hatten die Flüchtlinge ihren guten Anteil. Sie gliederten sich trotz der Trauer über die verlorene Heimat und die zurückgelassenen Angehörigen, Freunde und Nachbarn schnell in die Gegebenheiten ihrer neuen Heimat im Westen ein, wenn auch mit der Hoffnung, die Heimat hinter der Oder und Neiße nicht endgültig verloren zu haben. Bei ihrer Eingliederung halfen die Gemeinden, Kreise und Länder großzügig: Soforthilfe, Mietzuschüsse, Lastenausgleich. Die Eingliederung von zwölf Millio­nen Flüchtlingen und der finanzielle Aus­gleich für erlittene Schäden innerhalb weni­ger Jahre, das ist eine Leistung der jungen Bundesrepublik gewesen, die niemand so recht würdigte. Vielleicht deshalb nicht, weil alles so reibungslos lief.

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Quelle: Grundlage dieses Artikels ist in der Hauptsache der Bericht von Dr. Bayersdörfer „Wir suchen eine neue Heimat“ in Harro G. Schaeff-Scheefen (Hg.): „Rothenburg ob der Tauber. Schicksal einer deutschen Landschaft“, Verlag Gebr. Holstein, Rothenburg 1950

 

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