Chronologie IV: 1939 bis 1945 – Im Blutrausch der Vernichtung bis zur Niederlage

Landesschützen marschierem durch die Herrngasse in Rothenburg ob der Tauber

Landesschützen marschierem durch die Herrngasse in Rothenburg ob der Tauber

1939 – Juden müssen Wertsachen abgeben

17. Januar: Den Juden wird der Mieterschutz entzogen. Sie dürfen Schlaf- und Speisewagen der Reichsbahn nicht mehr benutzen.

30. Januar: Hitler „prophezeit“ die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ während eines künftigen Weltkrieges. – Der Rothenburger SA-Oberführer Konrad Rahner (jetzt Bayreuth) wird zum Brigadeführer befördert.

11. Februar: Führerwechsel im Bann Rothenburg (308). Der bisherige Führer des Banns Rothenburg, Stammführer Ernst Beyer aus Neustadt a. Aisch, legt die Führung nieder. Sein Nachfolger ist der bisherige Führer des Bannes Ansbach (319), Bannführer Michl Eierstock.

18. Februar: Sitzung der Stadtrats: Die Schranne am Judenkirchhof soll zum „Haus der Hitlerjugend“ umgebaut werden.

Fahnengeschmückte Galgengasse

Fahnengeschmückte Galgengasse

21. Februar: Juden müssen innerhalb von zwei Wochen alle Gegenstände aus Gold, Silber, Platin, alle Edelsteine und Perlen abliefern. Sie dürfen nur ihre Eheringe behalten.

11. März: Wegen Verächtlichmachung des Führers und der NSDAP wird der Kaufmann Karl Collischan verhaftet.

13. März: Wegen Gerüchtemacherei und Beleidigung führender Persönlichkeiten der NSDAP wird der Vertreter Hans Schöner in Haft genommen.

15. März: Einmarsch dt. Truppen in die Tschechoslowakei („Griff nach Prag“).

16. März: Bildung des „Reichprotektorats Böhmen und Mähren“. Die Slowakei stellt sich am 23. März unter den „Schutz“ des Deutschen Reiches.

20. März: Verbrennung des „unverwertbaren Rests“ der „Entarteten Kunst“ im Hof der Hauptfeuerwache in Berlin-Kreuzberg.

22. März: Gastspiel der Rothenburger Hans-Sachs-Gilde in Salzburg.

21. April: Einweihung des neuen Heims der NS-Frauenschaft.

17. – 19. Mai: 14. Sängertreffen des Kreises Südwest im Gau XVIII Franken des Deutschen Sängerbundes in Rothenburg. Tausende fränkische Sänger in Rothenburg.

30. Juni: In der Auktion der Galerie Fischer in Luzern werden 125 Spitzenwerke aus deutschen Museen angeboten. Sowohl hier als auch bei anderen Schweizer Kunsthändlern werden Werke der „Entarteten Kunst“ auch an Sammler und Händler in Deutschland verkauft.

23. August: Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakts („Hitler-Stalin-Pakt“) mit geheimem Zusatzprotokoll zur 4. Teilung Polens.

28. August: Fleisch, Zucker, Tee, Milch, Milcherzeugnisse werden frühmorgens zum Zwecke einer gerechten Verteilung beschlagnahmt und einer Bezugskarten-Bewirtschaftung unterworfen.

Überfall auf Polen; Foto: Bundesarchiv

Überfall auf Polen; Foto: Bundesarchiv

1. September: Beginn des deutschen Angriffs auf Polen (Überfall auf Polen).

2. September: Verdunkelungsverordnung ist in Kraft getreten.

6. September: Tanzlustbarkeiten sind verboten.

8. September: Für Einquartierungen sind Zimmer und Betten bereitzuhalten.

11. September: Arbeitsdienstpflicht der weiblichen Jugend.

23. September: Heinz Rühmann filmt in Rothenburg „Lauter Liebe“.

3. Oktober: Der Kreis Rothenburg gibt seiner Freude über den Sieg über Polen mit Fahnen und Glockengeläut Ausdruck.

16. Oktober: Rothenburg empfängt die ersten verwundeten Soldaten (Lazarett Wildband).

20. Oktober: In Doktorarbeiten dürfen Werke jüdischer Verfasser nur noch zitiert werden, wenn es aus wissenschaftlichen Gründen notwendig ist.

23. Oktober: Die Lokalzeitung erinnert daran, dass Rothenburg seit einem Jahr judenfrei ist. „Seien wir stolz und glücklich, dass unsere Tauberstadt und unser Kreis Rothenburg frühzeitig der Parole unseres Frankenführers folgten und dass unser Kreis mit zu den ersten zählte, die endgültig und für immer judenfrei geworden sind.“

28. Oktober: Erste Einführung des gelben Judensterns in Wloclawek (Polen)

8. November: Attentat Georg Elsers auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller.

24. November: Rothenburger in Stadt und Kreis spenden über 3.000 Bücher für die Soldaten an der Front und den Lazaretten.

1939 hat der Landbezirk Rothenburg ob der Tauber 26.971 Einwohner. Davon sind 24.078 Personen evangelisch, 2.449 katholisch und 209 anderen Glaubens oder konfessionslos. In der Stadt sind 7.613 Einwohner evangelisch, 1.151 katholisch und 175 anderen Glaubens bzw. ohne Konfession. Juden gab es im Bezirk und in der Stadt keine mehr (1925 in der Stadt noch 79).

Nicht für Juden

Nicht für Juden

1940 – Tragen des gelben Judensterns

Januar/Februar: Überlegungen der Widerstandsgruppe um von Hassel und Goerdeler zu einem Regierungsprogramm für das Nach-Hitler-Deutschland.

2. Januar: Bildung der SA-Wehrmannschaften in Rothenburg ob der Tauber mit 100-prozentige Erfassung im Kreisgebiet.

18. Februar: Suizid eines 18-jährigen Soldaten im Wildbad, weil dieser den Krieg kritisiert hatte und von einem SS-Mann denunziert worden war.

Im Juni: Himmler ordnet gegenüber dem Lagerkommandanten von Auschwitz, Höß, unter Berufung auf Hitler die Einrichtung von Vergasungsanlagen an.

7. Juni: Kinderlandverschickungsaktion der NSV trotz Krieg. 50 Kinder aus dem Gau Saarpfalz wurden im Kreise Rothenburg untergebracht.

27. Juni: Mehr als 1.200 Reichsmark werden in der ersten Reichsstraßensammlung in Rothenburg für das Kriegshilfswerk eingenommen.

Der gelbe Judenstern als Ausgrenzungszeichen

Der gelbe Judenstern als Ausgrenzungszeichen

Im Juli: Kreisleiter Steinacker rückt zur Wehrmacht ein. Für die Dauer seines Heeresdienstes wird der Kreisleiter von Kreisamtsleiter Friedmann vertreten.

3. Juli: Der Führer der SA-Gruppe Franken, Brigadeführer Dechant, inspiziert die SA- und Wehrmänner in Rothenburg.

24. Juli: Rothenburgs Bevölkerung grüßt zurückgekehrte Frontsoldaten. – Der erste Appell der deutschen Jugend des Jahrgangs 1923. Erfassung für die Jugenddienstpflicht.

30. Juli: Studenten aus Franken zum Ernteeinsatz in Rothenburg.

31. Juli: Auftrag an Heydrich, den Chef des Reichssicherheitshauptamtes der SS, die „Vorbereitungen für eine Gesamtlösung der Judenfrage in Europa“ zu treffen.

20. August: Für die Kinderlandverschickung werden rund 300 Freistellen im Kreis Rothenburg bereitgestellt.

NS-Propagandaplakat 1943

NS-Propagandaplakat

29. August: Im Rothenburger Rathaus wird an Plänen gearbeitet, um nach dem Endsieg eine große Bautätigkeit und Ansiedlungstätigkeit erwartet wird. Der Stadtrat billigt die Pläne.

19. September: Einführung des Judensterns im Deutschen Reich.

3. Oktober: Japanische Jugendführer besuchen Rothenburg.

6. November: Bessarabiendeutsche treffen in Rothenburg ein.

Im Dezember: Beginn der Vergasung von Juden im Konzentrationslager Chelmno (Kulmhof, Reichsgau Wartheland).

2. Dezember: Der Untergau Rothenburg des BDM fertigte 2.200 Kleidungsstücke und 400 Spielsachen für den Warthegau.

18. Dezember: Weisung des OKW zum Überfall auf die UdSSR.

1941 begannen die Deportationen der Juden aus dem Reich in die Todeslager (Foto: Bahnhof Bielefeld 13. Dez. 1941)

1941 begannen die Deportationen aus dem Reich in die Todeslager  (Bahnhof Bielefeld 13. Dez. 1941)

1941 – Ludwig Siebert in Rothenburg

22./23. Januar: Erste Judenmassaker in Rumänien.

1. März: Kreisleiter Steinacker, der zur Wehrmacht eingezogen und zuletzt bei der Deutschen Waffenstillstandskommission (Heer) im unbesetzten Gebiet tätig war, ist wieder nach Rothenburg zurückgekehrt und übernimmt sein Amt als Kreisleiter.

7. März: Einsatz von deutschen Juden zur Zwangsarbeit.

25. März: Kreisleiter Gerstner (Weißenburg) spricht auf der Jugendkundgebung zur Jugend des HJ-Banns Rothenburg (308): „Deutschland ist berechtigt, die Führung der Welt zu übernehmen.“

31. März: Hitler verleiht dem Rothenburger Kunstmaler P. Philippi die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.

3. April: Japanische Jugendführer zu Besuch in Rothenburg.

Ludwig-Siebert-Oberschule am Bezoldweg

Ludwig-Siebert-Oberschule am Bezoldweg

8. Mai: Umbenennung der Oberschule für Jungen und Mädchen am Bezoldweg in „Ludwig-Siebert-Oberschule“.

10. Mai: Flug des „Stellvertreter des Führers“, Rudolf Heß, nach Schottland.

5. Juni: Wegen der Vergrößerung des Landkreises Rothenburg werden drei neue Mitglieder aus Rothenburg in den Kreistag berufen: Theodor Beyerl, Heinrich Erhard und Friedrich Götz.

6. Juni: Kommissarbefehl, dass alle politischen Kommissare in der Roten Armee zu erschießen sind.

23. August: Die Reichskammer der bildenden Künste schließt Emil Nolde, Edwin Scharff und Karl Schmidt-Rottluff aus und untersagt ihnen „jede berufliche – auch nebenberufliche – Betätigung auf den Gebieten der bildenden Künste“. Dabei handelt es sich um die ersten Berufsverbote, die aus künstlerischen Gründen ausgesprochen werden.

1. September: Polizeiverordnung über die Einführung zum Tragen des „Judensterns“ im Reich am 19. September für alle Juden vom 6. Lebensjahr an.

7. September: Feierliche Eröffnung der Ludwig-Siebert-Oberschule für Jungen als Vollanstalt in Gegenwart des Ministerpräsidenten Ludwig Siebert in Rothenburg.

Zur Ermordung nach Auschwitz

Zur Ermordung nach Auschwitz

23. September: Erste Versuchsvergasungen in Auschwitz.

15. Oktober: Beginn der Massendeportationen der Juden aus dem Deutschen Reich in die Vernichtungslager im Osten.

23. Oktober: Reichsführer-SS Heinrich Himmler verbietet Emigration für Juden.

4. November: Anweisung zur Einziehung jüdischen Vermögens.

15. November: Der Rothenburger Künstler Ernst Unbehauen agiert als Kriegsmaler im Westen.

25. November: Die 11. Verordnung zum „Reichsbürgergesetz“ spricht allen im Ausland lebenden – also ausgewanderten oder deportierten – deutschen Juden die deutsche Staatsbürgerschaft ab und verfügt die Einziehung ihres Vermögens.

1941: 1.570 Rothenburger Frauen leisteten freiwillig 10.737 Arbeitsstunden für die Allgemeinheit.

1942 – Die Endlösung der Juden beschlossen

20. Januar: „Wannsee-Konferenz“ in Berlin mit der Ankündigung der „Endlösung der Judenfrage“.

26. Januar: Bekanntmachung über die Kennzeichnung jüdischer Wohnungen im Reich.

Ende Januar: Beginn der Deportationen von Juden  nach Theresienstadt.

16. Februar: Die Lokalzeitung schreibt: „Das ist der Jude! (…) und dieser Krieg ist zugleich auch der letzte Entscheidungskampf gegen das Weltjudentum. (…) Der Jude war daran, das deutsche Volk politisch, wirtschaftlich, kulturell und sittlich zugrunde zu richten. (…) Darum ist es Pflicht eines jeden einzelnen, den Juden kennenzulernen, damit ihn der Ekel von so viel Schmutz und Verkommenheit immun macht. Zwischen Juden und Deutschen kann es keinen Ausgleich geben, hier gibt es nur Kampf bis zur Vernichtung, und es ist höchste Zeit, daß auch der letzte Volksgenosse den Juden ehrlich hassen lernt. Das deutsche Volk hat die Herausforderung des Weltjudentums angenommen, und das Judentum wird vernichtet werden nach dem echt altjüdischen Gesetz, so wie es der Führer in seiner großen Rede betonte: Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn!“

Aubahrung Sieberts im Deutschen Museum München, Staatsakr im Großen Saal am 11. August 1942; Foto: Österr. Nationale Bibliothek Wien

Aubahrung Sieberts im Deutschen Museum München, Staatsakt im Großen Saal am 11. August 1942; Foto: Österr. Nationale Bibliothek Wien

2. März: Kreisleiter Karl Steinacker rückt erneut zur Wehrmacht ein. Kreisleiter Wilhelm Seitz (Ansbach) führt den Kreis Rothenburg mit.

6. März: Frontsoldaten sind zur Erholung in Rothenburg.

23. März: Dem Gesetz der Gemeinschaft der Volkes unterworfen. „Feierliche Verpflichtung“ der Vierzehnjährigen; Kreisleiter Wilhelm Seitz spricht zur Jugend.

Ab Ende März: Eintreffen der ersten europäischen Judentransporte in Auschwitz.

14. April: Bannmädelführerin Marjele Weber nimmt Abschied von Rothenburg; Nachfolgerin ist Rita Fälker.

20. April: Hitlers Geburtstag. 140 Rothenburger Pimpfe und Jungmädel werden in die HJ aufgenommen. Kreisleiter Wilhelm Seitz: „Ab jetzt gehört ihr dem Führer!“

24. April: Den noch nicht deportierten Juden, die wegen Krankheit noch zurück geblieben sind, werden weitere menschliche Verbote auferlegt wie Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Ausnahmen für jüdische Zwangsarbeiter gelten nur dann, wenn der Arbeitsplatz mehr als sieben Kilometer vom Wohnort entfernt ist; allerdings Sitzverbot in dem Verkehrsmittel. Im Laufe der nächsten Monate gibt es noch weitere Einschränkungen: Verbot von Telefonen, keine öffentlichen Fernsprecher oder Fahrkartenautomaten bedienen, sich auf Bahnhöfen oder in Gaststätten aufzuhalten, Wälder und Grünanlagen zu betreten, sich Hunde, Katzen oder Vögel als Haustiere zu halten, an „arische“ Handwerksbetriebe Aufträge zu erteilen, Zeitungen und Zeitschriften zu beziehen. Entschädigungslos mussten abgeliefert werden: elektrische und optische Geräte, Fahrräder, Schreibmaschinen, Pelze und Wollsachen. Juden erhielten keine Fleischkarten, Fischwaren, Kleiderkarten, Milchkarten, Raucherkarten, kein Weißbrot, kein Obst oder Obstkonserven, keine Süßwaren und keine Rasierseife.

29. April: Das nationalsozialistische Reichs-Symphonie-Orchester spielt im Kaisersaal.

Von der Hitlerjugend zur SS

Von der Hitlerjugend zur SS

1. Mai: Nationale Feiertag des deutschen Volkes. „Zwei Tage der Besinnung im Glauben an den Endsieg“, Dichterlesung bei der Rothenburger Hitler-Jugend.

7. Mai: Den Juden werden gesetzlich die Ehrenrechte entzogen.

20. Mai: Attentat auf Heydrich in Prag. Als Reaktion darauf wird am 10. 6. das tschechische Dorf Lidice vernichtet, seine Bewohner werden ermordet.

10. Juni: Massaker von Lidice als Vergeltung.

21./22. Juli: Beginn der Deportation der ca. 350.000 Juden des Warschauer Gettos in das Vernichtungslager Treblinka.

30. Juli: Schließung aller jüdischen Schulen im Reich.

10. September: Die Rothenburger Familie Wurzinger, die zuletzt in Nürnberg wohnte, wird von dort nach Theresienstadt deportiert, wo die Familie mit Kindern stirbt.

22. September: Wehrkampftag 1942 in Rothenburg. 28 Mannschaften standen im Wettstreit; Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz.

5. – 13. Oktober: Leistungswoche der Hitlerjugend. „Der Nationalsozialismus ist Richtschnur allen Denkens und Handelns.“

1. November: Bayerns Ministerpräsident und Rothenburgs Ehrenbürger Ludwig Siebert stirbt in Prien am Chiemsee.

3. November: Trauerfeier für des verstorbenen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert in Rothenburg.

11./12. Dezember: Gedenkfeier 15 Jahre nationalsozialistische Bewegung in Rothenburg.

31. Dezember: Traditionelle Jahresschlussfeier auf dem Marktplatz mit Militärkonzert eines SS-Nachr.-Erg.-Regiments-Musikkorps am 1. Januar 1943 im Rathaussaal.

Nach der Niederlage von Stalingrad ziehen deutsche Kriegsgefangene durch Moskau

Nach der Niederlage von Stalingrad ziehen deutsche Kriegsgefangene durch Moskau

1943 – Schändung des jüdischen Friedhofs

Erich Höllfritsch wird als Rothenburger NSDAP-Kreisleiter eingesetzt. Er bleibt es bis April 1945.

Anfang 1943: Schändung des Rothenburger jüdischen Friedhofs.

31. Januar/2. Februar: Kapitulation der deutschen 6. Armee in Stalingrad.

23. Januar: Kreisleiter Seitz verabschiedet Ortsfrauenschaftsleiterin Wägner und führt ihre Nachfolgerin, Frl. Zwedling, in ihr Amt ein.

8. Februar: Kreisleiter Wilhelm Seitz übernimmt die Führung des HJ-Banns 308 Rothenburg.

18. Februar: Flugblattaktion der Münchner Studentengruppe „Weiße Rose“ gegen das NS-Regime. Verhaftung von Hans und Sophie Scholl.

Alexander Schmorell (Weiße Rose)

Alexander Schmorell (Weiße Rose)

25. Februar: Die Lokalzeitung ruft auf: „1000 Reichsmark Belohnung für die Mitwirkung zur Ergreifung eines Verbrechers.“ Gesucht wird der Student Alexander Schmorell von der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in München.

28. März: Unter dem Motto „Sei des deutschen Soldaten würdig!“ werden 14-jährige Rothenburger auf den Führer eingeschworen.

Im April: Beginn so genannter medizinischer Experimente und Zwangssterilisationen an Jüdinnen in Auschwitz.

19. April: Aufstand im Warschauer Ghetto nach der Verschleppung von 300.000 Bewohnern ins Vernichtungslager Treblinka.  Die verbliebenen 60.000 Juden leisten Widerstand gegen ihre Deportation. SS- und Polizeiverbände werfen den bewaffneten Aufstand nieder.

30. April: Deutschen Juden wird die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

10. Mai: Erlass des Führers über die Reichsgesetzgebung mit der unbegrenzten Verlängerung des Ermächtigungsgesetzes.

11. Mai: NSDAP-Kreisleiter Seitz spricht vor Eltern in Gebsattel über die Aufgaben der Jugenderziehung und die Kriegspflichten der Heimat: „Deutschland verteidigt die Zukunft seiner Kinder“.

"Kinder der deutschen Zukunft"

“Kinder der deutschen Zukunft”

18. Mai: Der NSV-Kinderhort wird im Jakobsschulhaus in Betrieb genommen.

26. Mai: „Arisierung“ des jüdischen Friedhofes an der Wiesenstraße durch den Stadtamtmann Hans Wirsching.

1. Juli: Die letzte Verordnung zum „Reichsbürgergesetz“ stellt die noch überlebenden deutschen Juden außerhalb des Rechts. Das Vermögen wird generell beschlagnahmt.

19. August: Hirtenbrief des katholischen Episkopats gegen die Tötung unschuldigen Lebens.

30. August: NSDAP-Kreistag in Rothenburg als „Ausdruck unerschütterlichen Siegeswillens“.

16./17. Oktober: Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union verurteilt Tötung von Menschen aus Alters-, Krankheits- und Rassegründen.

Dezember: Deutsche Massenexekution in Kalávrita als Repressalie gegen griechische Partisanentätigkeit. 696 Männer werden erschossen, 24 Dörfer und drei Klöster niedergebrannt.

Chronik-1944 BRiefmarken zum Jahrestag1944 – Misslungenes Attentat auf Hitler

3. Januar: Kreisleiter Wilhelm Seitz wird der Aufgabe entbunden, neuer Kreisleiter in Rothenburg wird ab 6. Januar der Führer des NS-Studentenbundes im Gau Franken, Erich Höllfritsch.

13. Januar: Die Lokalzeitung schreibt: „Unsere gewaltigste Aufgabe. (der Kampf gegen das Judentum, wie schon im „Mein Kampf“ gefordert:) Der fremdrassige Jude ist der Hauptschuldige an dem gegenwärtigen gewaltigen Völkerringen und furchtbaren Blutvergießen. … Unsere heiligste Pflicht ist es daher, wie der Führer sagt, unserem Deutschen Volke und den Menschen der Welt, außer dem aktiven Kampf gegen jenen Teufel in Menschengestalt den Völkern die Augen zu öffnen, sie aufzuklären und zu führen, damit das Gesicht der schaffenden Menschheit spricht und es so ausrottet, wie es anderen Völkern ans Leben wollte: Mit Männern, Weibern und Kindern, damit die Welt von ihm erlöst wird und Ruhe findet in dem ersehnten, langen, langen Frieden.“

26. Januar: Behelfsheimbauaktion in Rothenburg: Die Partei aktiviert das Wohnungshilfswerk auf dem Gelände bei der Heckenackersiedlung.

3. Februar: Die NSV-Küche ist jetzt im Luitpoldschulhaus untergebracht; die erste Küche war in der Wolfsschlucht (SA-Küche). Von 1929-33 wurden ca. 1.500 SA- und SS-Männer verpflegt.

Volksgerichtshof richtet die Männer des Widerstands

Volksgerichtshof richtet die Männer des Widerstands

7. März: Die Lokalzeitung schreibt: „Die Schuld des Weltjudentums. … Die Völker Europas haben wahrlich kein Interesse daran, gegenseitig ihre Gebiete zu verwüsten, ihre Städte zu zerstören, ihr Land auszusaugen und ihre Kulturstätten in Trümmer zu legen. Es hat früher immer so etwas wie ein europäischen Gemeinschaftsbewusstsein gegeben, das die Staaten und Völker Europas davor bewahrt hat, die gegenseitigen Meinungsverschiedenheiten, die man fast als Familienzwistigkeiten ansehen könnte, bis zur letzten Konsequenz durchzufechten. Dieser wilde Zug ist erst seit dem vergangenen Weltkrieg in Europa hineingetragen worden. Das ist nun keine europäische Angelegenheit mehr, sondern hier sehen wir den Arm des Weltjudentums. … Wer hat ein Interesse daran, die alten ehrwürdigen Kulturstätten des europäischen Kontinents zu vernichten? Der Jude, der in sich keinen Funken von Tradition spürt und dem nur daran gelegen ist, alle die Wurzeln zu zerschneiden, die das gegenwärtige Leben der Völker mit seiner Geschichte verbinden.“

19. März: Deutsche Besetzung von Ungarn. Danach beginnen Massendeportation ungarischer Juden nach Auschwitz. Dort werden innerhalb von acht Wochen 400.000 ungarische und 250.000 griechische Juden vergast.

10. Juni: Die SS-Panzerdivision  „Das Reich“ brennt das Dorf Oradour-sur-Glane nieder. Über 6.000 Bewohner, auch Frauen und Kinder, werden getötet.

Der Volkssturm soll den Krieg gewinnen; Foto: Bundesarchiv

Der Volkssturm soll den Krieg gewinnen; Foto: Bundesarchiv

20. Juli: Das Attentat Graf von Stauffenbergs auf Hitler misslingt. Der Putsch in Berlin und Paris scheitert. In den nächsten Monaten Verurteilung der Attentäter durch den Volksgerichtshof und anschließende Hinrichtung.

21. Juli: Dank-Kundgebung auf dem Marktplatz, dass Hitler das Attentat am 20. Juli überlebte. Kreisleiter Höllfritsch: „Mit Adolf Hitler durch dick und dünn bis zum Sieg!“

24. Juli: Das Vernichtungslager Majdanek wird von der sowjetischen Armee befreit.

25. Juli: Propagandaminister Joseph Goebbels wird durch Führer-Erlass Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz, Heinrich Himmler wird Oberbefehlshaber des Ersatzheeres.

28. Juli bis 1. August: Erfassung aller wehrfähigen Männer im Alter von 16 bis 65 Jahren und Appelle in der Stadt und im Landkreis. Rund 3.000 Männer waren angetreten, d. s. 90 Prozent aller wehrfähigen Männer.

Briefmarke dient der Volkssturm-Propaganda

Briefmarke dient der Volkssturm-Propaganda

5. August: Rothenburg ehrt seinen ersten (und wohl einzigen) Ritterkreuzträger, den SS-Sturmbannführer Hermann Buchner.

1. September: Die Dienststelle der Hitlerjugend wird von der Lehmusstraße 10 in die Herrngasse 15 (Rückgebäude) verlegt. – Kreisleiter Karl Steinacker übernimmt wieder die Führung des NSDAP-Kreises Rothenburg.

7. Oktober: Aufstand des Todeskommandos in Auschwitz/Birkenau; ein Krematorium wird gesprengt.

22. Oktober: Einberufung des Volkssturms mit Kundgebung morgens auf dem Marktplatz: „Im Zeichen des Volkskrieges tritt neben den Kämpfern an der Front der Soldat des deutschen Volkssturms. Es gilt, den Sieg zu erkämpfen um jeden Preis!“

Ende Oktober: Letzte Vergasungen in Ausschwitz.

12. November, 11 Uhr: Vereidigung des Deutschen Volkssturms auf dem Marktplatz mit einer Rede des Kreisleiters über Langemark.

28. November: Ortsbauernführertagung in Rothenburg; Kreisbauernführer Soldner gibt Richtlinien für die Winterarbeit bekannt.

Amerikanische Soldaten besetzen am 17. April 1945 die Stadt Rothenburg ob der Tauber (Spitaltor)

Amerikanische Soldaten besetzen am 17. April 1945 die Stadt Rothenburg ob der Tauber (Spitaltor)

1945 – Die Stadt brennt, es ist aus!

12. Januar: Großoffensive der Sowjets an der Weichsel.

17. Januar: Beginn der Todesmärsche aus Auschwitz.

23./24. Januar: Hitlerjungen informieren in Rothenburg die Männer vom Volkssturm, sich anderntags in der Oberrealschule zu treffen, um in den Einsatz bei Lebus abkommandiert zu werden.

27. Januar: Die Rote Armee erreicht das Lager Auschwitz und befreit noch insgesamt etwa 5.000 dort zurückgebliebene kranke Gefangene.

30. Januar: Letzte Rundfunkansprache Hitlers. – Der Durchhaltefilm „Kolberg“ wird in der Atlantik-Festung La Rochelle und in Berlin uraufgeführt.

Nürnberger Justizpalast, Prozesse gegen die Hauptschuldigen des NS-Regimes

Nürnberger Justizpalast, Prozesse gegen die Hauptschuldigen des NS-Regimes

31. Januar: Vereidigung beim Rothenburger RAD, der 11.295 RM für das Winterhilfswerke spendet.

4.-12. Februar: Konferenz der Alliierten in Jalta. Vereinbarung, Deutschland in vier Besatzungszonen aufzuteilen.

13./14. Februar: Vernichtung Dresdens durch alliierte Bomber. Geschätzte Zahl der getöteten Zivilisten: zwischen 60.000 und 245.000.

15. Februar: Standgerichte sollen in feindbedrohten Regionen Deutschlands den Kampfwillen sichern. Den Vorsitz hat ein Strafrichter, Beisitzer sind ein Parteifunktionär und ein Offizier der Wehrmacht, Waffen-SS oder Polizei. Einziges Strafmaß ist die Todesstrafe.

19. Februar: Führerinnenwechsel im Bann Rothenburg; Ringführerin Lenchen Hecht wird von Hauptgruppenführerin Hilde Merz abgelöst.

26. März: Schreckensmeldung in Rothenburg: amerikanische Panzer stehen schon in Wertheim. – Verpflichtungsfeier der Jugend in Rothenburg für „blindes Vertrauen in den Führer“.

31. März, 10.30 Uhr: 16 US-Luftwaffe bombardiert die Stadt Rothenburg ob der Tauber mit etwa neun Phosphorbomben, Stabbrandbomben und einige Sprengbomben, die zu 45 Prozent zerstört wird. Es sterben 39 Einwohner, 741 Familien werden obdachlos. Zerstört werden 306 Wohnhäuser, 46 Scheunen und Nebengebäude; stark beschädigt 750 Meter Stadtmauer, zwei Fabriken und 52 Wohnhäuser.

4. April: Die 39 Opfer der Bombardierung Rothenburgs werden in zwei Massengräbern bestattet.

Johann Rößler, hingerichtet am 7. April 1945

Johann Rößler, hingerichtet am 7. April 1945

7. April: Der Rothenburger Gärtner Johann Rößler wird nach einem SS-Standgerichtsurteil am Friedhof von Angehörigen der Feldgendarmeriekompanie erschossen, weil er sich unerlaubt vom Volkssturm entfernt hatte. Am 7. April 2015 bringen Bürger und die Stadt an der Friedhofsmauer eine Gedenktafel an.

11. April: Rothenburger Volkssturmmänner überfallen in der Bronnenmühle zwei polnische Zwangsarbeiter, die dort wohnen. Nikolaus Chomicky stirbt sofort an seinen Schussverletzungen, Wladislaus Bonenski acht Tage später im Lazarett Wildbad. Der Fall wurde nach dem Krieg nie gesühnt, obwohl die Täter namentlich bekannt waren.

12. April: Die Hauptkampflinie der Wehrmacht wird von Rothenburg zur Frankenhöhe rückverlegt.

16. April: Sechs US-Parlamentäre fordern die kampflose Übergabe der Stadt am andern Tag. In er Nacht zum 17. April wird die deutsche Kampflinie zurückgenommen, so dass sich in der Stadt keine deutsche Soldaten mehr befinden. – Todesurteil und Vollstreckung gegen Bürger der Ortschaft Brettheim  durch ein SS-Standgericht. Die Verurteilten hatten Hitlerjungs entwaffnet und weggeschickt, die amerikanische Panzer aufhalten sollten. Die Verurteilten werden in Brettheim n den Bäumen am Friedhof gehängt. – In Rothenburg werden die Häuser Nr. 9 und 11 in der Schlachthofstraße durch Sprengbomben zerstört. – In der Nacht wird die Doppelbrücke von der Wehrmacht gesprengt. – 18 sowjetische Armeen stehen an Neiße und Oder zum Sturm auf Berlin.

William Dwyer, einer der sechs US-Parlamentäre (87 J.)

William Dwyer, einer der sechs US-Parlamentäre (87 J.)

17. April, 9 Uhr: Rothenburg wird von amerikanischen Truppen kampflos besetzt.

21. April: Der US-Militär-Gouverneur ernennt Hans Wirsching zum kommissarischen Bürgermeister von Rothenburg.

25. April: Sowjetische Truppen schließen Berlin ein. Zusammentreffen amerikanischer und sowjetischer Truppen an der Elbe bei Torgau.

30. April: Adolf Hitler begeht mit seiner Frau Eva (Braun) um 15.30 Uhr Suizid im Berliner Bunker der Reichskanzlei (Goebbels mit Familie am 1. Mai). Nachfolger Hitlers wird für wenige Tage Großadmiral Karl Dönitz.

2. Mai: Kapitulation der Verteidiger Berlins.

6.Mai: Jüdischer Gottesdienst für amerikanische Soldaten in der Franziskanerkirche zu Rothenburg.

7./9. Mai: Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht in Reims und Berlin. Kriegsende und Ende der nationalsozialistischen Diktatur.

20. August: Fotografierverbot in Rothenburg durch die amerikanische Militärregierung.

2. November: Erste öffentliche Sitzung des von den Amerikanern eingesetzten Rothenburger Stadtrats.

14. November: Beginn des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses.

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Siehe auch:
Chronologie I: 1920 bis 1932 – Der nationalsozialistische Weg war vorgezeichnet
Chronologie II: 1933 bis 1935 – Legal und mit Rechtsbrüchen wird Deutschland Diktatur
Chronologie III: 1936 bis 1938 – Judenhetze in der Stadt auf dem Höhepunkt

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