Entnazifizierung (4): Ein Volk nur von Zuschauern, Mitläufern und Trittbrettfahrern? Wer waren dann die Täter? Keiner will es gewesen sein – in Rothenburg wie anderswo

Typische Handbewegung: "Ich? Ich doch nicht!"; Foto zeigt Mathilde Ludendorff

Typische Handbewegung vor den Spruchkammern: “Ich? Ich doch nicht!”; Foto zeigt Mathilde Ludendorff

Von Wolf Stegemann

Salopp ausgedrückt: In den Entnazifizierungsverfahren wurde gelogen, dass sich die Balken bogen. Da wurden so viele Meineide geschworen, dass das Rothenburger Gefängnis nicht ausgereicht hätte für die vielen dann dort Eingesperrten, die falsch ausgesagt und das auch noch  beschworen haben. Das betrifft nicht nur diejenige, die stramme Nazis waren und sich gegenseitig durch falsche Entlastungen aus den Entnazifizierungsverfahren mit möglichst weißer Weste raushauen wollten, sondern auch viele andere: Nachbarn, Kollegen, aber auch früher Verfolgte und politische Andersdenkende. Das fiel während der Entnazifizierungsverfahren zwischen 1946 und 1949 den Beteiligten wegen der zeitnahen Kenntnisse über Personen und Verhältnisse noch mehr auf als heute.

Typische Geste

Typische Geste

Daher ist die Rede des öffentlichen Anklägers Adolf Bohn, die er im Verfahren gegen den Oberlehrer Eugen Haas, ein Nazi durch und durch, am 25. März 1948 gehalten hatte, ein beredtes Zeitzeugnis, das wir hier wegen seiner allgemeinen Gültigkeit in Auszügen wiedergeben. Die Zwischenzeilen wurden zwecks besserer Lesbarkeit gesetzt.

„Wir kennen die damaligen Methoden der Nazis hier sehr genau“

Meine Herren! Sie kennen mich solange die Spruchkammer besteht und Sie wissen auch, dass es heute das erste Mal ist dass ich nach dem Plädoyer der Verteidigung noch einmal das Wort ergreife. Aber wenn ich hier Belastungszeugen geladen habe und diese hier ihre Aussagen gemacht haben, so bin ich für die Ehrenrettung dieser Zeugen als Öffentlicher Kläger auch verantwortlich.
Es geht nicht an, dass der Herr Verteidiger diese Zeugen als solche Menschen schildert, denen man keinen Glauben schenken kann und dass nur die Entlastungszeugen für den Betroffenen glaubwürdig und objektiv erscheinen.

Als die Spruchkammer aufgestellt wurde, ist darauf geachtet worden, die verantwortlichen Posten übernahmen, die sie Verhältnisse sowohl am Ort wie in dem weiteren Bezirk genau kannten. Wir kennen die Leute hier, die Verhältnisse und auch die damaligen Methoden der Nazis sehr genau.
Im Gegensatz zu den Belastungsaussagen sind von dem Herrn Verteidiger die anderen Zeugen als rechtschaffene Leute hingestellt worden. Dazu möchte ich Ihnen sagen, dass der Zeuge Pfarrer August Müller wegen seiner Einstellung zur Religionsfrage heute von der Spruchkammer in die Gruppe III eingestuft worden ist…

Mit Unzurechnungsbescheinigung vor dem KZ gerettet   

Auch in dem Fall Landrat Zimmermann hat er Betroffene Haas diesen auf keinen Fall vor der Gestapo gerettet. So leid es mir tut, hier etwas aussprechen zu müssen, was ich mit Rücksicht auf den Herrn Landrat Zimmermann lieber verschwiegen hätte, so zwingt mich doch die Tatsache, dass der Herr Verteidiger in dem Verhalten den Betroffenen gegenüber des Herrn Zimmermann eine schwerwiegende Entlastung sieht, dazu hier klarzustellen, dass nicht der Betroffene den jetzigen Landrat Zimmermann vor dem KZ gerettet hat, sondern dass seine Rettung dadurch erfolgte, dass der hiesige Amtsarzt [Dr. Ernst Loesch] ihm gegen sein Gewissen und besseres Wissen den § 51 zugebilligt hat…

Absatzweise nimmt der öffentliche Kläger zu den entlastenden Aussagen der Zeugen Stellung, darunter ehemalige Nazi-Funktionäre, wie der hier als Betroffene bezeichnete Eugen Haas:

 Es ist uns allen bekannt, dass der Betroffene nicht nur ein zahlendes Mitglied in der Partei war, sondern dass er eine besondere Persönlichkeit in Rothenburg war, die einen ungeheuer großen Einfluss auf die Partei hatte. Er war als Parteiredner eingesetzt und es spielt dabei überhaupt keine Rolle, ob hier ein Zeuge ausgesagt hat, „er hat mich nicht aufgefordert in die Partei einzutreten“.

Rothenburger Nazis waren Weggenossen des Kreisleiters bis zuletzt

Man muss, um die Lage richtig beurteilen zu können, auch die Verhältnisse in Rothenburg kennen. In diesen Tagen vor drei Jahren ist das große und unermessliche Unglück über Rothenburg gekommen, das so viele obdachlos gemacht hat Das III. Reich wird in 1000 Jahren bei den Rothenburgern noch in Erinnerung sein. Wenn dies alles geschehen konnte, so haben diese Leute die Schuld daran, die den Nationalsozialismus gefördert, gegründet und unterstützt haben. Der Kreisleiter Höllfritsch hier von Rothenburg hat lauter Weggenossen gehabt, die ihn bis zum letzten Moment unterstützt haben und zu diesen Leuten gehört auch der Betroffene.
Die jungen Leute, die sich früher nie politisch betätigt haben und dann in jugendlichem Idealismus und den Glauben an die Besserung der Partei beigetreten sind, sich später dann ein Amt nach dem anderen aufhalsen ließen und in ihrem Glauben durch die Herren Parteiredner und Parteifunktionäre immer wieder bestärkt worden sind, sitzen heute teilweise noch in den Internierungslagern und auch daran ist der Betroffene mitschuldig, denn er hat genauso gewissenlos gehandelt, wie alle anderen Propagierenden.

Eugen Haas zeigte sich vor der Kamera mit antisemitischer Schandtafel

Wir haben außerdem die gesamten Bände des „Fränkischen Anzeigers“ ab 1931 und es sind Aufnahmen über die Herausgabe der Schandtafeln darin, die man gegen die Juden hat anbringen lassen. Der Betroffene war hier ein Hauptbeteiligter, der selbst diese Schandtafel in den Händen hält, heute aber von all dem natürlich nichts mehr wissen will… 

Karikatur 1946

Karikatur 1946

Ein Überblick über Namen, Verfahren und Eingruppierung

Die hier lediglich als reine Information aufgeführten Entnazifizierungsdaten geben einen Überblick über die Entnazifizierung der so genannten „kleinen Leute“ in Rothenburg. Die Auswahl ist nicht repräsentativ und nur ein Bruchteil. Jeder Bürger ab 18 Jahren unterlag der Entnazifizierung, die offiziell „Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus“ hieß.  Die Entnazifizierung von Repräsentanten des nationalsozialistischen Rothenburg haben wir an anderen Stellen im Themenbereich „Entnazifizierung“ in Einzelporträts ausführlich dokumentiert. Die Hinweise dazu sind in diesem Überblick bei den jeweiligen Namen angebracht: „Siehe Artikel an anderer Stelle“. Sie weisen darauf hin, dass es in dieser Online-Dokumentation über die Person noch einen ausführlicher Entnazifizierungsbericht bzw. ein Text-Porträt gibt (unter dem Nachnamen der Person im Suchfeld aufzurufen).

Arlt, Georg, geb. 1880 in Ansbach, nach 1945 Hausverwalter, Rothenburg; 1929 bis 1945 NSDAP (Kreisausbildungsleiter), 1928 bis 1945 SA (aktiver Obersturmbannführer, SA. Standortführer), Volkssturm-Bataillonsführer; Mitglied in sieben weiteren NS-Organisationen, Interniert. – Belasteter (II) mit Sühneauflagen und Geldsühne 2000 Reichsmark. Siehe Artikel Entnazifizierung 6.
Assel, Wilhelm, geb. 1906, Kaufmann, Rothenburg; 1935 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1945 SA, „arisierte“ die jüdische Viehhandlung Gebr. Mann. – Mitläufer (IV).
Beyerlein, Georg, geb. 1890, Kriminalkommissär, Rothenburg, wohnhaft in Geslau; 1933 bis 1943 NSDAP (Ortsgruppenpropagandaleiter), Januar bis August 1944 NSDAP-Ortsgruppenleiter in Geslau (von der Gauleitung nicht anerkannt, weil Partei-Ausschlussverfahren vor dem Parteigericht München anhängig), Mitglied in weiteren fünf NS-Organisationen. Weil er Kriegsgefangenen geholfen hat, wurde er vom Rothenburger Parteigericht unter Führung von Lehrer Schmidt aus Nordenberg wegen parteischädigendem Verhalten 1943 ausgeschlossen. Die Partei zwang ihn aber, 1944 die Tätigkeit eines Ortsgruppenpropagandaleiters zu übernehmen. – Entlastet (V).
Böhm, Edwin Franz, geb. 1915 in Neusitz, Kaufmann, Rothenburg; 1932 bis 1933 HJ (Kameradschaftsführer), 1933 bis 1937 Reichsarbeitsdienst (Obertruppführer), 1937 bis 1945 NSDAP, 1937 bis 1945 NSDAP-Ordensjunker, Politischer Leiter. – Kläger beantragte „hauptschuldig“ (I), eingereiht als Mitläufer (IV) mit Sühnemaßnahmen. Siehe Artikel Entnazifizierung 11.
Frank, Peter, geb. 1902, Rundfunkreporter und Musiker, Rothenburg; 1927 bis 1945 NSDAP, 1941 bis 1945 Kreisfunkstellenleiter), Goldenes Parteiabzeichen, 1933 SA und in fünf weiteren NS-Organisationen. – Minderbelastete (III) mit dreijähriger Bewährungszeit, im Nachverfahren Mitläufer (IV). Siehe Aritel Entnazifizierung 19.
Färber, Emil, geb. 1889, Polizei-Oberkommissär, Rothenburg. – Mitläufer (IV).
Gehringer, Fritz, geb. 1924, Untersturmführer und Kompanieführer der Waffen-SS im 4. SS-Gebirgsjäger-Ersatz-Btl. „Nord“, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen. Als SS-Angehöriger von 1945 bis 1947 im Lager Regensburg interniert und dort entnazifiziert. Die Spruchkammer des Internierungs- und Arbeitslagers Regensburg stellte das Verfahren unter Az G/51 gegen den „Schüler Fritz Gehringer auf Grund der Jugendamnestie vom 6. 8. 1946 im Sinne der Klageschrift ein. Der Betroffene gilt nunmehr als nicht mehr betroffen. Die Kosten des Verfahrens fallen der Staatskasse zur Last“. – Fritz Gehringer wurde nach zweijähriger Gefangenschaft bzw. Internierung am 28. April 1947 nach Rothenburg entlassen.
Geißendörfer, Ernst sen., geb. 1882, Privatier, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP und in fünf weiteren NS-Organisationen. – Mitläufer (IV).
Götz, Georg, geb. 1897 in Markt Berge, Lehrer, 1933 bis 1945 NSDAP (Ausbildungsleiter, Kreisredner, 2. Beigeordneter der Stadt, Kreisamtsleiter, 1936 bis 1939 NSDAP-Ortsgruppenleiter, zur Wehrmacht eingezogen, danach interniert. – Laut  Klageschrift Hauptschuldiger (I), aber als „minderbelastet“ (III), danach im Berufungsverfahren von der Hauptkammer Ansbach als Mitläufer (IV) eingestuft. Siehe Artikel Entnazifizierung 14.
Haas, Eugen, geb. 1882, Oberlehrer, Rothenburg (nach 1945 Wasserzell), gottgläubig; 1932 bis 1945 NSDAP,  1936 bis 1945 Kreisredner, ausgewiesener Antisemit und Kirchengegner. – Der Kläger forderte, ihn als Belasteten (II) einzustufen, die Spruchkammer hat ihn zu den Minderbelasteten (III) eingereiht und die Berufungskammer in Ansbach schließlich als Mitläufer (V). Siehe Artikel Entnazifizierung 15.
Hass, Theodor, geb. 1904, Gartenbauinspektor, Rothenburg; 1928/29 und von 1931 bis 1945 NSDAP, 1936 bis 1939 Blockleiter, 1931 bis 1936 SA, ab 1933 Scharführer. – Sühnezahlung aufgrund der Weihnachtsamnestie eingestellt.
Heer, Willi, geb. 1894 in Rothenburg, Oberbauinspektor; 1921 bis 1945 NSDAP, darin von 1921 bis 19832 Bezirksleiter, von 1932 bis 1945 Kreisleiter, 1922 bis 1923, 1925 bis 1933, 1939 bis 1945 SA,  zuletzt als Standartenführer ehrenhalber, führend in drei weiteren NS-Organisationen. Ausgezeichnet mit dem „Goldenen Ehrenzeichen der NSDAP“, der „Dienstauszeichnung in Bronze, Silber und Gold“, dem „Coburger Erinnerungszeichen, der „Ehrenpistole des Gauleiters Dr. Otto Hellmuth und weiteren. – Hauptschuldiger (I) mit drei Jahre Arbeitslager, Vermögensentzug u. a. Sühnemaßnahmen (Hauptspruchkammer Würzburg). Siehe Artikel Entnazifizierung 26.
Hidde, Richard, geb. 1891, AOK-Angestellter und Musiker, Rothenburg; 1919 bis 1945 NSDAP. 1930 bis 1945 Ortsgruppenkassenleiter, 1934 bis 1936 Kreiskassenleiter der NSDAP, 1931/32 SA (Stabszahlmeister), Mitglied in fünf weiteren NS-Organisationen, „Dienstauszeichnung der NSDAP“. – Minderbelastete (III) mit Bewährungsfrist, nach Gnadengesuch Beendigung der Bewährungszeit und wieder volles Ruhegehalt.
Hoffman, Dr. Konrad (Kurst), geb. 1890, Oberstudiendirektor, Rothenburg; 1935 bis 1939 NSDAP (anschließend Wehrmacht), 1934 bis 1936 SA und Mitglied in weiteren NS-Organisationen. – Entlastet (V). Siehe Artikel Entnazifizierung 13.
Höfler, Georg, geb. 1897 in Schillingsfürst, Verwaltungsinspektor, Rothenburg; 1928 bis 1945 NSDAP, 1928 bis 1931 Ortsgrupppenpropagandaleiter und Geschäftsführer der Ortsgruppe, 1934 Kreispropagandaleiter, 1934 bis 1936 Kreispresseamtsleiter, 1933 bis 1945 SA (Hauptsturmführer) und Mitglied in sieben anderen NS-Organisation, zuletzt Wehrmachtsbeamter im Offiziersrang, danach Kriegsgefangenschaft und Internierung. – Das Entnazifizierungsverfahren wurde aufgrund der Bestimmungen über die Heimkehreramnestie eingestellt. Siehe Arikel Entnazifizierung 8.
Höllfritsch, Erich, geb. 1913 in Nürnberg, Dipl.-Volkswirt, Kreisleiter in Rothenburg. – Rothenburger Spruchkammer: Haupschuldiger (I), Berufungskammer München (Außenstelle Nürnberg): Hautschuldiger (I), Urteil Kassationshof: Aufhebung des Spruchs der Berufungskammer; daraufhin wurde vom Minister für besondere Aufgaben der Kassationsspruch aus formalen Gründen wieder aufgehoben und der Spruch der Berufungskammer München wurde rechtskräftig: Hauptschuldiger (I).
Hörber, Hans, geb. 1888 in Rothenburg, Polizeimeister, Rothenburg; 1937 bis 1945 NSDAP, 1934 bis 1939 Mitglied im SS-Förderverband. – Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 600 Reichsmark, danach wegen etlicher Entlastungsschreiben als entlastet (V) eingestuft. Siehe Artikel Entnazifizierung 24.
Junker, Wilhelm (Willi), geb. 1904, Schriftleiter (Redakteur), Rothenburg; 1926 und 1930 bis 1945 NSDAP, 1936 Kreisamtsleiter für Presse (Abschnittsleiter), 1936 bis 1940 Mitglied im SS-Förderverband und Mitglied in drei weiteren NS-Organisationen, ab 1936 Schriftleiter beim „Fränkischen Anzeiger“, Interniert. – Mitläufer (IV), von Sühneleistungen wurde wegen Beschränkung der Internierung  abgesehen.
Knausenberger, Wilhelm, geb. 1916, Herrnmühle; 1934 bis 1945 NSDAP, Blockwart, 1933-45 SA, Truppführer, 1931-33 HJ. – Mitläufer (IV), Verfahren aufgrund der Weihnachtsamnestie eingestellt. Siehe Artikel Entnazifizierung 20.
Lechner, August, geb. 1909, Postbeamter, Dombühl; 1928 bis 1945 NSDAP,1928 bis 1936 SA (Obertruppführer), Schieß- und Truppenwart der SA-Sportführerschule Fürth und Mitglied in fünf weiteren NS-Organisationen. – Belastet (II), im Nachverfahren Mitläufer (IV). Sühnezahlung aufgrund der Weihnachtsamnestie eingestellt.
Lieret, Ferdinand, geb. 1892, Polizeimeister, Rothenburg, 1935 bis 1945 NSDAP und fünf weiteren NS-Organisationen; half den Rothenburger Juden. – Mitläufer (IV), Sühnezahlung 600 Reichsmark. Siehe Artikel Entnazifizierung 22.
Loesch, Dr. med. Ernst, geb. 1891, Amtsarzt, Rotheburg. 1937 bis 1945 NSDAP, 1934 bis 1937 SA (Oberscharführer), 1935 bis 1945 HJ (Bannarzt). – Mitläufer (IV), Sühnezahlung 1000 Reichsmark. Siehe Artikel an anderer Stelle.
Mages, Karl, geb. 1905, Sendeleiter, Rothenburg; 1930 bis 1940 NSDAP, 1943 bis 1945 Kulturreferent der Partei, Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP“. – Mitläufer (IV), Sühnezahlung 500 Reichsmark. Siehe Artikel an anderer Stelle.
Meyer, Adolf, geb. 1895, Schulrat, Rothenburg, 1925 bis 1945  NSDAP, Kreisleiter von 1933 bis 1937, 1932/33 SA und sieben weiteren NS-Organisationen, „Goldenene Ehrenabzeichen der NSDAP“, Internierung. –Mitläufer (IV). – Siehe Artikel Entnazifizierung 16.
Meyer, Dr. Alexander, geb. 1900, Arzt, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP, behandelte weiterhin jüdische Patienten, ein Pg. warnte ihn vor Maßnahmen. – Mitläufer (IV).
Mitzschke-Collande, Constantin von, Maler, Rothenburg. – Entlastet (V).
Müller, August, geb. 1892, ev. Pfarrer, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP, 1933 Antrag auf Aufnahme in die SS, 1933 bis 1938 Deutsche Christenbewegung und Mitglied in vier weiteren NS-Organisationen. – Minderbelastet (III), Bewährungsgruppe mit der Chance, als Mitläufer (IV) eingereiht zu werden. Siehe Artikel Entnazifizierung 9.
Oberberger, Hans, geb. 1914, Rothenburg; NSDAP und vier weiter NS-Organisationen. –Mitläufer (IV).
Oberndörfer, Hans, geb. 1901, Rothenburg; NSFK ohne Rang. – Verfahren eingestellt.
Oberndörfer, Walter, geb. 1907, Rothenburg; 1937 bis 1939 NSDAP, 1934 bis 1939 SA (Scharführer). – Verfahren eingestellt.
Oelschläger, Thekla, geb. 1905, Rothenburg; 1934 bis 1945 NS-Frauenschaft (stellvertr. Frauenschaftsführerin). – Verfahren eingestellt.
Oertel, Elli, geb. 1896, Hausfrau, Rothenburg; 1943 bis 1945 NSDAP und in drei anderen NS-Organisationen, darunter von 1939 bis 1945 NS-Frankenwerk. – Mitläuferin (IV) mit Sühnezahlung 500 RM.
Oertel, Johannes, geb. 1894, Bildhauer, Rothenburg; 1931 bis 1945 NSDAP, Blockleiter 1933 bis 1935, 1933 bis 1935 SA (Obertruppführer) und Mitglied in vier weiteren NS-Organisationen. – Mitläufer (V). Siehe Artikel Entnazifizierung 18.
Oertel, Karl, geb. 1903, Lehrer, Rothenburg-Detwang; NSDAP, NS-Lehrerbund und andere Organisationen. – Minderbelastet (II), von der Berufungskammer Nürnberg als Mitläufer (IV) eingestuft mit Sühnezahlung 50 RM.
Ott, Hans, geb. 1903, Gewerbeoberlehrer, Rothenburg; 1937 bis 1945 NSDAP und drei weiteren NS-Organisationen. – Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 200 RM.
Ott, Margarete, geb. 1873, Buchhändlerin, Rothenburg; ab 1936 in der NS-Frauenschaft. –Mitläuferin (IV) mit Sühnezahlung 100 RM.
Pelischek, Friedrich, geb. 1904, Operettentenor, Rothenburg; 1938 bis 1942 NSDAP. –Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 300 RM.
Probst, Erna, geb. 1927, Partei 1944, BDM, Geslau. – Mitläuferin (IV), Jugendamnestie.
Probst, Karl, geb. 1889, städt. Vermessungsinspektor, Rothenburg; 1933 bis 1946 NSDAP, 1933 bis 1935 SA (Verwaltungsoberscharführer) und Mitglied in sieben anderen NS-Organisationen mit Ämtern. – Minderbelastet, danach Verfahren eingestellt (Vater von Erika Wörthmann).
Przesang, Franz, geb. 1915, Rothenburg; seit 1935 NSDAP, 1934 Waffen-SS-Hauptsturmführer. Entnazifiziert von der Hauptkammer Ansbach. – Mitläufer (IV).
Rauschert, Babette, Hausfrau, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP, Blockleiterin – Verfahren eingestellt.
Reichel, Emil, geb. 1896, Justiz-Sekretär, Rothenburg; 1921 bis 1933 SPD, 1935 bis 1945 NSDAP, 1936 bis 1937 Blockleiter, 1933 bis 144 SA (Truppführer). – Minderbelastet (III) mit Bewährung die Chance, als Mitläufer (IV) eingereiht zu werden. Siehe Artikel an anderer Stelle.
Ruhl, Friedrich Georg, geb. 1918, Verwaltungsinspektor, Rothenburg; 1937 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1937 Hitlerjugend (Kameradschaftsführer), er ist der HJ beigetreten, um seine Lehrstelle bei der Stadtverwaltung Rothenburg nicht zu verlieren, 1937 bis 1945 SA (Rottenführer), ab 1939 im Krieg. – „Minderbelastet (III) mit Bewährung, Sühnezahlung aufgrund der Weihnachtsamnestie, die aufgrund der Weihnachtsamnestie wegfiel.
Rupp, Betti, geb. 1904, Rothenburg; 1941 bis 1945 NS-Frauenschaft, Blockhelferin. – Mitläuferin (IV), Sühnezahlung aufgrund der Weihnachtsamnestie eingestellt.
Schäfer, Dr. Theodor, geb. 1910, städt. Rechtsrat, Rothenburg; HJ und NSDAP. – Minderbelastet (III), die Berufung wurde von der Hauptkammer Ansbach verworfen.
Schmidt, Dr. Friedrich, geb. 1905 in Nürnberg, Bürgermeister von Rothenburg; 1930 bis 1945 NSDAP, 1934-1936 NSDAP-Kreisgerichtsvorsitzender, 1938 bis 1940 Allgemeine SS, 1030 bis 1931, 1933 bis 1934 SA (Truppführer und Mitglied in sieben weiteren NS-Organisationen, beim Militär NS-Führungsoffizier, danach interniert, beim Entnazifizierungsverfahren 39 Entlastungszeugen, darunter fast nur frühere Partei-Funktionäre. – Klageschrift Hauptschuldiger (I), im Verfahren Mitläufer (IV) ohne Sühneleistungen, da Beschränkungen der Internierung angerechnet wurde. Siehe die Artikel Entnazifizierung 5.
Schmidt, Georg, geb. 1911 in Taub, Gast- und Landwirt „Zum Rappen“ in Rothenburg; 1932 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1836 Allgemeine SS (Rottenführer degradiert 1936),  Mitglied in zwei weiteren NS-Organisationen. Weiter nichts bekannt. – Minderbelastete (III) mit Sühnezahlung 50 Reichsmark.
Schmidt, Hans, geb. 1893, Notariatsbeamter, Rothenburg; 1937 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1945 aktiv in der Reiter-Ja („nur aus Liebe zum Pferd“, Haupttruppführer) und in vier weiteren NS-Organisationen. – Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 500 RM.
Schneider, Fritz, geb. 1901, Buchdruckereibesitzer, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP und SA-Reitersturm (Oberscharführer), 1938 bis 1941 Beauftragter des Reichsverbandes der Deutschen Zeitungsverleger für die Bezirksgruppe Mittelfranken sowie Mitglied in sieben weiteren NS-Organisationen. – Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 300 Reichmark.
Schneider, Hans, geb. 1879, Buchdruckereibesitzer und Kaufmann, Schriftleiter „Fränkischer Anzeiger“, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP, 1935 bis 1939 förderndes Mitglied der SS. Minderbelasteter (III) mit Bewährungs- und Sühneauflagen, Sühnezahlung 1700 Reichsmark. Siehe Artikel Entnazifizierung 21.
Schneider, Hermann, geb. 1903; Buchdruckereibesitzer, Rothenburg; 1933 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1945 SA-Reitersturm (Obersturmführer) und Mitglied in sechs weiteren NS-Organisationen. – Postume Entnazifizierung 1948, der Betroffene verstarb am 19. Dezember 1946. Das Verfahren wurde eingestellt. Von der ganzen oder teilweisen Einziehung des Vermögens des Verstorbenen wurde abgesehen. Siehe Artikel an anderer Stelle.
Schneider, Dr. Ludwig, geb. 1881, Dipl.-Kaufmann, Rothenburg; 1937 bis 1945 NSDAP und Mitglied in zwei weiteren NS-Organisationen, innerlicher Gegner des Nationalsozialismus, Differenzen mit der Partei. – Mitläufer (IV), Sühnezahlung 200 Reichsmark.
Schopf, Georg, geb. 1893, Kaufmann, Rothenburg; NSDAP, Interniert im Lager Hammelburg, dort entnazifiziert. – Mitläufer (IV) und Sühnezahlung 750 RM.
Schübel, Marga, 1891 in München geborene Schiffarth, Hausfrau, Schillingsfürst; 1937 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1945 NS-Frauenschaft, 1936 bis 1945 Kreisfrauenschaftsleiterin, 1945 bis 1947 interniert, rund 100 Frauen aus Schillingsfürst und Rothenburg schickten an die Spruchkammer des Internierungslagers Ludwigsburg Entlastungsschreiben. – Mitläufer (IV), Haftsache, von Sühnemaßnahmen wurde wegen der Beschränkungen durch die Internierung abgesehen, siehe Artikel Entnazifizierung 10.
Seidel, Michel, Rothenburg, Waffen-SS von 1942 bis 1945, Rottenführer an 1943. – Verfahren eingestellt, da er zwangsweise zur SS kam.
Soldner, August, geb. 1899, Fabrikant, Rothenburg; interniert im Lager Hammelburg; NSDAP u. a. – Belastet (III), im Nachverfahren Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 500 RM und 1 Jahr Bewährung.
Soldner, Georg, geb. 1887 in Altengreuth/Ldk. Rothenburg, Schmied und Kreisbauernführer, Rothenburg; 1931 bis 1945 NSDAP, 1932 Kreisredner, später Gauredner, 1933 Mitlied des Landtags für die NSDAP, 1933 Kreisbauernführer, 1936 Bauernreferent der SS, 1937 bis 1945 SS und Mitglied in drei weiteren NS-Organisationen, nach 1945 interniert. – Klageschrift Hauptschuldiger (I), im Verfahren als Mitläufer (IV) eingestuft. Siehe Artikel an anderer Stelle.
Spatze, Dr. Wilhelm, geb. 1913, Arzt, Rothenburg; 1931 bis 1945 NSDAP, 1931 SA Sanitäts-Obertruppführer, 1940 RAD-Arbeitsfeldarzt. – Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 2.000 RM.
Staudacher, Wilhelm, geb. 1920, Stukkateur; 1939 bis 1945 NSDAP, 1934 bis 1940? HJ-Oberscharführer, RAD 1944. – Verfahren aufgrund der Jugendamnestie eingestellt.
Stechels, Franz, geb. 1886, Gefängnis-Aufseher, Rothenburg. – Belastet (III).
Unbehauen, Ernst, geb. 1899, Gewerbeoberlehrer, Künstler, Rothenburg; 1933 bis 1935 und 1936 bis 1945 NSDAP, 1933 bis 1936 Reiter-SA (Scharführer) und Mitglied in drei  weiteren NS-Organisationen, antisemitische Betätigung als Künstler. – Belastet (II), Spruch von der Berufungskammer Ansbach ausgehoben als minderbelastet (III) mit Bewährung und Sühnezahlung 3000 Reichsmark. Im Nachverfahren Mitläufer (V). Siehe Artikel Entnazifizierung 17.
Unger, Else, Rothenburg, NSDAP, 1940 Blockleiterin. – Verfahren 1948 eingestellt.
Unger, Georg, geb. 1910, Landwirt, Rothenburg; 1931 bis 1945 NSDAP, 1931 bis 1945 Allgemeine SS (Scharführer), 1939 bis 1945 Waffen-SS, Dienstauszeichnung der NSDAP, als SS-Oberscharführer Fachberater zur Kolchosenbetreuung in der Ukraine. – Minderbelastet (III) mit Sühnemaßnahmen und Bewährung, Sühnezahlung 1000 Reichsmark, siehe Artikel Entnazifizierung 7.
Weinberger, Friedrich, geb. 1901 in Dombühl, Betriebsarbeiter Bahnhof Dombühl; 1933 bis 1945 NSADAP, 1933 SA, Mitglied in weitern zwei NS-Organisationen. – Mitläufer (IV), Sühneverfahren auf Grund der Weihnachtsamnestie eingestellt.
Wintermeier, Erich, geb. 1907, Komponist, Musikkritiker, Rothenburg; 1932 bis 1945 NSDAP, stand im Widerstand zur Partei. – Entlastet (V).
Wirsching, Dr. Heinz, geb. 1904, Dipl.-Volkswirt, Staatsbeamter, stellv. Landrat im Sudetenland, Rothenburg; 1935 bis 1945 NSDAP, 1933/34 SA und Mitglied in vier weiteren NS-Organisationen. – Entlastet (V). Sohn des Stadtamtmanns Hans Wirsching, siehe Artikel Entnazifizierung 25.
Wörthmann, Alfons, geb. 1897, Landpolizei-Kommissär, Rothenburg; 1938 bis 1945 NSDAP und in drei weiteren NS-Organisationen. – Mitläufer (V). Das Sühneverfahren wurde aufgrund der Weihnachtsamnestie eingestellt. Siehe Artikel an anderer Stelle.
Wirsing, Gertrud, geb. 1905, Rothenburg; 1935 bis 1945 NS-Frauenschaft und Mitglied in zwei anderen NS-Organisationen. – Mitläuferin (IV) mit Sühnezahlung 50 RM.
Zeuschel, Friedrich, geb. 1876, Rechtsanwalt, Rothenburg; 1932 bis 1945 NSDAP, ab 1933 kommissarischer Rechtshauptstellenleiter und Mitglied in vier weiteren NS-Organisationen. – Belastet IIII), im Nachverfahren Mitläufer (IV) mit Sühnezahlung 300 RM.
Zidan, Friedrich (Fritz), geb. 1909, Rothenburg; NSDAP. – Mitläufer (V).
Zidan, Ida, geb. 1911, Hausfrau, Rothenburg; 1930 bis 1933 NSDAP, 1931/32 Mädelschaftsführerin BDM, aus beiden Organisationen ausgetreten. – Entlastet (V).
Zidan, Sofie, geb. 1876, ehem. Schneiderin, Rothenburg; NSDAP, NS-Frauenschaft. –Mitläuferin (IV), Sühnezahlung von der Berufungskammer Ansbach aufgrund der Weihnachtsamnestie eingestellt.

 

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Ein Kommentar zu Entnazifizierung (4): Ein Volk nur von Zuschauern, Mitläufern und Trittbrettfahrern? Wer waren dann die Täter? Keiner will es gewesen sein – in Rothenburg wie anderswo

  1. uerda sagt:

    sehr bewegend

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